Hausarzt: Erstimpfungen tendieren gegen Null

Hiddenhausen. Zu prognostizieren, wie sich die Corona-Pandemie in den kommenden Monaten entwickelt, gleicht der sprichwörtlichen Aufgabe, einen Pudding an die Wand zu nageln. Der Versuch ist zum Scheitern verurteilt. Fest steht: Das Impfzentrum des Kreises Herford am Bustedter Weg schließt Ende September. Für alle Erst-, Zweit-, und mögliche Drittimpfungen werden dann mobile Teams und in erster Linie die niedergelassenen Ärzte zuständig sein. "Wir Ärzte halten uns bereit", sagte Hermann Lorenz, Vertreter der hiesigen Kassenärzte kürzlich gegenüber der NW. Derzeit bewegt sich die Anzahl der Erstimpfungen Lorenz zufolge auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Im Herbst sei jedoch wieder mit einem steigenden Bedarf zu rechnen. Neben Erst- und Zweitimpfungen könnte einigen Menschen bereits die dritte Dosis verabreicht werden, damit sie über den Winter hinweg geschützt sind. Momentane Herausforderung ist logistisch bedingt Derzeit aber stagnieren die Impfungen weiter - trotz wieder anziehender Infektionszahlen. Die Nachfragen nach Erstimpfungen seien "auf fast Null zurückgegangen", sagt Michael Seewald, der mit Ralf Frehe in Sundern eine Gemeinschaftspraxis betreibt. Einen Mangel an Impfstoff - das Hauptproblem vor einigen Monaten - gebe es nicht mehr. Abgesehen von Moderna seien die Vakzine der Unternehmen Biontech, Johnson & Johnson sowie Astrazeneca problemlos bestellbar. Eine momentane Herausforderung der Hausärzte ist logistisch bedingt: Der Angebotsmarkt hat sich binnen kürzester Zeit in einen Nachfragemarkt gewandelt. Impfstoff ist da, die Impfwilligen jedoch fehlen. In Sundern führt das zu ganz praktischen Problemen. Zum einen müsse der Impfstoff zwei Wochen im Voraus bestellt werden, erklärt der promovierte Mediziner Seewald. Zum anderen müssen dann genug Impfwillige zusammenkommen, damit das Öffnen der Ampulle lohnt. Für ein Fläschchen Biontech brauche er sechs Personen, für Johnson & Johnson fünf und Astrazeneca gar zehn. Denn im geöffneten Zustand müssten die Ampullen schnell aufgebraucht werden. "Daher sind die Praxen relativ unflexibel, was ,Impfen-to-go' betrifft", erläutert Seewald. Im Impfzentrum ist das noch anders. Laut dem Kreis Herford sei am Bustedter Weg weiterhin keine Terminvereinbarung vonnöten. Die Vorbestellungen machten Seewald zufolge den Impfprozess zusätzlich unflexibel. Der Hausarzt bittet deshalb aktuell um verbindliche Terminabsprachen. "In der Praxis bevorzugen die Patienten Biontech" Hinsichtlich der verabreichten Vakzine scheint die Tendenz derzeit klar. "In der Praxis bevorzugen die Patienten Biontech, Astrazenca wird nicht mehr gewünscht." Die Schutzwirkung von Astrazenca sei aber ähnlich gut, erklärt Seewald. Doch da die Nachfrage gering ausfalle, werde der Impfstoff derzeit nicht geordert. Eine bundespolitisch aufgeploppte Kontroverse hat kürzlich unterschiedliche Ansichten von Gesundheitspolitikern und der Stiko deutlich gemacht. Letztere empfiehlt die Impfung gegen Covid-19 weiterhin für Erwachsene ab 18 Jahren sowie bei vorerkrankten Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren, denen bei einer Infektion ein schwerer Verlauf drohe. Die Gesundheitsminister dagegen sprechen sich für Impfungen von Kindern ab 12 Jahren auch ohne Vorerkrankung aus. Der Hiddenhauser Hausarzt Seewald geht da derzeit nicht mit. Impfungen von Kindern und Jugendlichen werden in der Gemeinschaftspraxis nicht durchgeführt. "Bei unseren Patienten ab 16 Jahren führen wir auf ausdrücklichen Wunsch der Patienten selbst und mit Einverständnis der Erziehungsberechtigten Impfungen durch", erklärt er den aktuellen Stand der Dinge.

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