Eine Woche nach dem Hochwasser: "Bilder, die keiner von uns bisher gesehen hat"

Hiddenhausen. Das Erlebte vor Ort, das Ausmaß der Verwüstung, die Massen an Wasser, abgerutschte Straßen und zerstörte Häuser, der Geruch von Altöl durch weggespülte Fässer werden sie nicht vergessen. Zwölf Feuerwehrleute aus Hiddenhausen waren in der vergangenen Woche im überfluteten Krisengebiet im Einsatz. Sie alle sind gesund zurückgekehrt. Die Eindrücke aber bleiben hängen. "Wir waren überrascht über das Ausmaß. Das waren Bilder, die keiner von uns bisher gesehen hat", sagt Bernd Gante im Feuerwehrgerätehaus in Eilshausen, während draußen die Sonne scheint und das Chaos der vergangenen Woche ganz fern scheint. Gante, stellvertretender Leiter der Freiwilligen Feuerwehr, sowie je sechs Kräfte aus Schweicheln und Eilshausen rückten am Mittwoch vor einer Woche in den Märkischen Kreis aus. Als am Abend gegen 18 Uhr die Meldung eintraf, sei zunächst vieles unklar gewesen. Handelt es sich um einen 24-Stunden-Einsatz oder bleibt man länger? Wer kann sich von seiner Arbeit freistellen lassen? Mit welcher Lage muss vor Ort gerechnet werden? Wie kann währenddessen die Einsatzbereitschaft in Hiddenhausen gewährleistet werden? Die Fahrt nach Altena war eine Fahrt ins Ungewisse Zudem: "Es war wichtig, dass wir schnell auf die Straße kommen", sagt Gante. Das Personal für die 2. Bereitschaft der Bezirksreserve Detmold, wozu die Kreise Herford und Minden-Lübbecke zählen, fand sich. Zunächst kamen die rund 150 Feuerwehrleute und DRK-Kräfte an der Planckstraße in Herford zusammen. Unter Kreisbrandmeister Bernd Kröger zog der Verband schließlich mit 35 Fahrzeugen in Richtung Sauerland. "Auf dem Weg dorthin konnten wir nicht sehen, wie sich die Lage darstellt", berichtet Gante rückblickend. Es war eine Fahrt ins Ungewisse. Während sie über die Autobahnen ins Krisengebiet fuhren, hatten die meisten Männer und Frauen zu dem Zeitpunkt bereits eine Schicht ihrer geregelten Arbeit in den Knochen. Mit einer Ahnung des Bevorstehenden hätte auf dem Weg aber niemand Ruhe finden können: "Im Auto schläft man da nicht." Die Fahrt endete zunächst im schwer von den Wassermassen getroffenen Altena. Es ergab sich ein erstes Lagebild: Straßen seien weggespült worden, es habe Erdrutsche gegeben, die Innenstadt stehe meterhoch unter Wasser. "Es gab keine Heimat, in die sie zurückkehren konnten" Die Stimmung, so sagt Gante, sei gedrückt gewesen. Zuvor waren zwei Feuerwehrmänner in Altena und Werdohl im Einsatz gestorben. Das Feuerwehrgerätehaus in Altena sei zudem weggespült worden. "Es gab keine Heimat, in die sie zurückkehren konnten", formuliert es der Eilshauser Löschzugführer. Während Gante bei der Bereitschaftsführung in Altena blieb, zogen die Hiddenhauser Kräfte und jene aus Spenge und Enger mit dem Zug 21 nach Iserlohn. Der Tenor zuvor: "Wir wollen alle heile zurück nach Hause bringen." Gleichwohl seien sie darauf vorbereitet gewesen - so weit das überhaupt möglich ist - in den Verwüstungen leblose Menschen vorzufinden. Denn niemand wusste, was sich in den mit braunem, trübem Wasser vollgelaufenen Kellern befand. Vor einem Leichenfund jedoch sollten die Hiddenhauser Kräfte bewahrt werden. Die ganze Nacht hindurch pumpten sie Keller und Straßen frei. Es galt, "Massen an Wasser zu bewegen", so Gante. Teilweise seien die Wege blockiert gewesen. "Der kleine Feuerwehrmann will natürlich direkt dem Ersten, der am Straßenrand winkt, helfen. Aber man muss den Überblick behalten." Am nächsten Morgen waren sie erschöpft von der körperlichen Arbeit, dem pausenlosen und stundenlangen Einsatz. Eigentlich sei eine Ablöse vorgesehen gewesen, damit bis Freitag weitere Unterstützung geleistet werden konnte. Doch die Neuankömmlinge wurden nur wenige Stunden gefordert, ehe sie das Krisengebiet wieder verlassen konnten. Einige der ersten Schicht waren da 36 Stunden auf den Beinen. Für sie ging es über die Autobahnen zurück in die Heimat nach Hiddenhausen, wo von der nur zwei Autobahnstunden entfernten Katastrophe nichts zu sehen war.

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