Jetzt beginnt die Aufholjagd nach den Corona-Einschränkungen

Hiddenhausen. "Erst war es ganz okay, dann hat es nachgelassen", sagt Fabian über seine Stimmung während der Pandemie. Der 13-Jährige besucht die Olof-Palme-Gesamtschule, was im vergangenen Schuljahr oft physisch gar nicht möglich war. Für die Kinder und Jugendlichen ist in der vergangenen Zeit vieles zu kurz gekommen: Nicht allein das schulische Lernen, ebenso hat das soziale Miteinander gelitten. Im Haus der Jugend besteht in den Sommerferien und bis zum Jahresende deshalb ein besonderes Angebot. "Die Kinder haben viele Auswirkungen wegen der Corona-Pandemie", sagt Sozialarbeiter Bünyamin Özkan. Der Nachholbedarf sei thematisiert worden und im Haus der Jugend wollten die Verantwortlichen handeln. Über zwei Wochen kommen nun rund 20 Kinder während der Ferien zusammen. Sie lernen, spielen Spiele, essen gemeinsam, verbringen Zeit miteinander: "Es ist aufwendig, aber nachhaltig", erklärt Özkan. Wichtig dabei: Es gibt kein Zertifikat, keine Benotung und keinen Druck. Lernen und spielerische Aktivitäten wechseln sich ab Zwei Szenen aus dem Haus der Jugend veranschaulichen das. Die Kinder unter 12 Jahren sitzen in einem Saal an großen Tischen und lernen. Unter der Aufsicht von Sarah Heide und Marten Albert arbeiten sie in Gruppen. Die Stimmung ist ausgelassen und locker. "Es geht darum, dass sie spielerisch wieder reinkommen und eine feste Struktur haben", sagt Albert. Die vergangenen Monate hätten etwas mit den Kindern gemacht. "Wir müssen schauen, wie man unterstützen kann", erklärt Lehramtsstudentin Heide. Deshalb ist die Stoffvermittlung nur ein Teil des Programms. Ein Quiz, verschiedene Spiele und ein Staffellauf sind Aktivitäten, die ebenfalls anstehen. Ortswechsel in den Keller. Einige Jungs sitzen dort vor einer Leinwand und drücken auf die Tasten der Konsolen-Steuerung. Was nach "Zockerei" aussieht, gehört zur Initiative "Stärker mit Games". Ein Projekt im Projekt, wie Özkan erklärt. So sollen Teamgeist und Kooperationsfähigkeit gestärkt werden. In dieser Woche stehen Bowling, Klettern und weitere Ausflüge auf dem Programm. "Das Spielen macht Spaß", sagt der 12-jährige Jahmian. Er habe auch schon schulisch was geleistet: "Wir lernen ganz viel Englisch." Auf großen Plakaten, die sie bemalten, hätten die Kinder etwa die Vergangenheitsform "Simple Past" trainiert. "Da ist Energie reingekommen", sagt Lernbegleiter Yusmak Für Lernbegleiter Burak Yusmak gehe es darum, die Motivation der Kinder zu fördern. "Da ist Energie reingekommen", sagt er. Besonders sei es, dass sich die jungen Menschen alle verstehen, trotz ihrer unterschiedlichen Hintergründe. "Ein ganz wichtiger Punkt für diese Generation ist, dass sie diverser ist. Deshalb müssen sie verstehen, dass es gemeinsam besser geht", sagt Yusmak, der selber Jugendprojekte in ganz Europa begleitet hat. Laut Bünyamin Özkan soll das Aufholprojekt noch bis zum Ende des Jahres weitergehen. Nach den Ferien können die Kinder und Jugendlichen weiterhin zwei Mal in der Woche zum Lernen ins Haus der Jugend am Rathausplatz kommen. Grundlage dafür ist die Förderung durch das Landesprogramm "Extra-Zeit zum Lernen". Das hat explizit das Ziel, "pandemiebedinge Lernlücken" zu schließen. Die Gemeinde muss deshalb nur einen geringen Eigenanteil zahlen. Weil der Titel des NRW-Programms nicht allzu schmissig daherkommt, sagt man in Hiddenhausen lieber "Learn & Fun". Mit dem zusätzlichen Englischunterricht im Haus der Jugend dürfte die Übersetzung den Kindern nicht mehr allzu schwer fallen.

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