In Sorge: Rätselhafte Veränderungen an Weihnachtsbäumen

Hiddenhausen. Till Moerkerk ist besorgt. Die Nadeln einiger Tannen seiner Weihnachtsbaumkulturen sind braun verfärbt. "Vor drei Wochen ist es das erste Mal aufgetreten", sagt der 34-Jährige, den das Phänomen bisher rätselnd zurücklässt. Er glaubt, dass es sich entweder um einen Pilz oder Schäden durch den Frost Anfang Februar handelt. "Wenn das so durchgeht, sind 1.000 verkaufsfertige Bäume betroffen", befürchtet Moerkerk mit Blick auf weitere Standorte. Mittlerweile hat er Proben der betroffenen Pflanzen genommen und diese zur Untersuchung ins Labor nach Ormont in Rheinland-Pfalz geschickt. Er hofft, bald eine Rückmeldung zu bekommen. Nach dem anstrengenden Weihnachtsgeschäft, bei dem rund 30 Menschen bei Moerkerk mitarbeiteten, ist der Beginn des Jahres traditionell eine ruhige Zeit. Auf den Verkaufsflächen an der Maschstraße sind noch einige Stumpen aus dem Dezember zu sehen. "Die Flächen müssen noch aufgeräumt werden. Das sieht noch aus wie bei Hempels unterm Sofa." In den kommenden Wochen sollen an diesen Stellen die Zwischenpflanzungen eingesetzt werden. "Dabei pflanzen wir nur eine Größe." Denn wenn verschieden große Pflanzen nebeneinanderstehen, werden die kleinen aufgrund des Schattens weniger Sonne bekommen. "Dann können sie keine Form bilden." In der Folge verkümmerten sie, erklärt der Chef des Familienbetriebs. Im Mai beginnen die Tannenbäume auszutreiben Der Formschnitt solle zwischen September und April erfolgen. Denn ab Mai fingen die Bäume an auszutreiben. "Da sollte man fertig sein, damit sie nicht verwachsen." Wichtig sei beispielsweise ein vertikaler Terminaltrieb, die Spitze soll also möglichst gerade sein. Auf einigen Kulturen werde dafür auf Holzstäbe zur Stützung zurückgegriffen. Moerkerk jedoch verzichtet darauf und zählt auf einen geraden Wuchs durch Handarbeit. Dabei schaffen es nicht alle Pflanzen bis in die Wohnzimmer der Menschen. Von der Maschstraße aus sehen manche Bäume wie gerupfte Hühner aus. Nur noch der Stamm ist übrig. Der Grünschnitt der nicht zu gebrauchenden Weihnachtsbäume sei in den vergangenen Wochen gesammelt und an Gartencenter und Gärtnereien verkauft worden. Was gar nicht mehr zu verkaufen ist, landet im Häcksler. Während der 34-Jährige auf den Flächen nach dem Rechten sieht, fährt sein 16-jähriger Neffe Jan mit einer kleinen Maschine die Reihen ab. Über zwei Rohre wird gleichmäßig Kalk an den Boden abgegeben, damit dieser nicht versauert. Jetzt, da es noch feucht ist, mache das noch Sinn. Denn mit den trockenen Sommern der vergangenen Jahre würde das Gemisch nicht mehr aufgelöst und von der Erde aufgenommen. Durch zurückgelassenes Gehölz könnte sich der PH-Wert unerwünscht verändern. Deshalb, so Moerkerk, wird das Material aus den Kulturen rausgeholt. Die Nährstoffversorgung beeinflusst das Optische Eine ausreichende Nährstoffversorgung ist mithin ausschlaggebend für das Optische: "Die Leute wollen einen dunkelgrünen Baum", resümiert Moerkerk. Der Gehalt an Magnesium und Kalium sei völlig ausreichend, beim Stickstoff könnte leicht nachgebessert werden. Die braunen Verfärbungen jedenfalls hätten wohl keinen Zusammenhang mit der Qualität des Untergrunds. "Die Böden hier sind schon zu gut", meint er mit Blick auf die lehmige Beschaffenheit. Im Zuge einer veränderten Bewirtschaftung werde zudem so wenig Unkrautvernichter wie möglich ausgebracht. "Die Nachfrage danach ist größer geworden." Mittlerweile gebe es ein verändertes Bewusstsein. Die Diskussion um das Herbizid Glyphosat könnte dazu beigetragen haben. Eine neue Maschine, ein sogenannter Portaltraktor, der krakenartig durch die Reihen fährt, kann die unerwünschten Pflanzen nun mechanisch zupfen. Dabei sei das verschmähte Unkraut sogar mitunter eine Hilfe. Denn im Sommer schütze es die Bäume vor einem Sonnenbrand. Doch weder der Boden, das Unkraut noch Schädlinge wie Sitkalaus oder Lachnide wären verantwortlich für die Verfärbungen der Nadeln. Bald wird Till Moerkerk mehr darüber wissen, wie es um die Kulturen bestellt ist.

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