Konflikt eskaliert: Busfahrer will 78-Jährige mit Rollator rauswerfen

Sundern. Wie viele andere ältere Menschen ist auch Erika Kötter auf den Bus als Transportmittel angewiesen. Die 78-Jährige lebt alleine in Sundern, hat keinen Führerschein und muss für Arztbesuche nach Herford oder Bünde fahren. Obwohl sie insgesamt noch recht fit wirkt, ist bei diesen Touren ihr Rollator stets dabei. Mit ihm fühlt sich Kötter sicherer. Bislang kam sie immer problemlos von A nach B mit dem Bus. Doch was sie neulich erlebte, ist Kötter in ihrem bisherigen Leben noch nie passiert, wie sie berichtet. Was ist geschehen? Ende Oktober stieg sie an einem Donnerstag am Alten Markt in Herford zur Mittagszeit in die S1 und wollte in Richtung Bahnhof fahren, erzählt sie. Vor ihr betrat noch eine andere Frau mit Rollator den Bus. Sie setze sich dann auf den einzigen Klappsitz, den Rollator stellte sie vor sich. Kötter musste deswegen auf einen normalen Fahrgastsitz ausweichen. Sie habe ihren Rollator ganz schmal zusammengeklappt und neben den Sitz gestellt und festgehalten, sodass die Fahrgäste noch gut neben her gehen konnten, um auszusteigen. Viele Bekannte haben Angst im Bus Das genügte dem Busfahrer aber nicht, erinnert sich Kötter. Er sei aggressiv geworden und ordnete an, den Rollator aus dem Gang zu nehmen und dann vor ihre Beine zu stellen. "Ich habe geantwortet, dass ich das nicht könne und noch genug Platz sei", sagt Kötter. Doch der Busfahrer gab ihr zu verstehen, dass sie dann wieder aussteigen müsste. Zum Glück half ihr eine Frau, den Rollator, wie vom Fahrer gewünscht, hinzustellen. Doch auch die andere Seniorin sollte ihren Rollator zusammenklappen. Weil sie ihre Einkäufe im Korb hatte, sei das jedoch nicht möglich gewesen. Der Fahrer soll laut Kötter auch zu ihr gesagt haben, dass sie dann aussteigen hätte müssen. Auch eine Frau mit Kinderwagen hätte diesen zusammenklappen sollen. Erika Kötter findet das aggressive Verhalten des Busfahrers diskriminierend gegenüber älteren Menschen. Die 78-Jährige ist eigentlich gerne mit dem Bus unterwegs. Sie möchte, dass der Vorfall öffentlich wird, weil viele ihrer Bekannten Angst hätten, mit dem Rollator in den Bus zu steigen. "Mit solch einer respektlosen Ansprache schafft man kein Vertrauen", findet Kötter. Ihr sei allerdings auch wichtig zu erwähnen, dass es viele nette Busfahrer gebe, die sich um die älteren Passagiere liebevoll kümmern. "Manche warten, bis man sich hingesetzt hat und fahren dann los. Andere wiederum fahren aggressiv und stoppen manchmal gar nicht, obwohl man den Knopf für den Haltewunsch gedrückt hat." Kötter weiß, dass es Senioren gibt, die sich schämen und dann nicht auf sich aufmerksam machen wollen. "Viele Schüler zeigen Verständnis" Ein Sprecher von DB Regio Bus NRW teilt mit, dass der Vorfall vom Oktober kurzfristig nicht geklärt werden kann. Er verweist darauf, dass die Fahrer Senioren gerne unterstützen. Rollatoren dürfen die anderen Fahrgäste nicht behindern oder Fluchtwege versperren, so der Sprecher auf nw.de-Anfrage. Es sei außerdem verboten, sich während der Fahrt auf den Rollator zu setzen. Dass Kinderwagen und Rollatoren zwingend in einem leeren Bus zusammengeklappt werden müssten, steht zumindest nicht als Vorschrift auf den Seiten des Unternehmens. Mit den Ängsten der Senioren im öffentlichen Nahverkehr beschäftigt sich auch Jürgen Timm. Er ist ehrenamtlicher Mobilagent, fährt regelmäßig im Bus nach Hiddenhausen mit, um Senioren Tipps zu geben. Vielen geht die Fahrt zu schnell, sie fühlen sich unsicher. Timm versteht, dass Menschen mit Rollatoren mehr Sorgen haben. Dennoch findet er, dass die meisten Busfahrer rücksichtsvoll reagieren. Für Erika Kötter bleibt die schlechte Erfahrung ohne Folgen. Die 78-Jährige möchte weiter den öffentlichen Nahverkehr nutzen, um Termine zu erledigen. Auch in vollen Bussen könne sie sich durchsetzen. "Viele Schüler zeigen Verständnis. Man muss sich nur trauen, etwas zu sagen." Was Kötter aber nicht will - sich alles gefallen lassen. Da werde sie trotzig.

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