Bürgermeister-Kandidaten in Hiddenhausen sticheln vor der Stichwahl

Hiddenhausen. Vor dem Rathaus, in das die beiden verbliebenen Bürgermeister-Bewerber einziehen möchten, treffen sie noch einmal aufeinander. Auf einer Bank unweit des Haupteingangs nehmen Andreas Hüffmann (SPD) und Ulrich Hempelmann (CDU) Platz. Es ist noch eine Woche bis zur Stichwahl in Hiddenhausen. Hinter den beiden liegt ein durch die Pandemie bedingt ungewöhnlicher Wahlkampf. Wie haben Sie den erlebt? Was ist Ihre Vision für Hiddenhausen und was ändert sich für sie persönlich, sollten sie Bürgermeister werden? Zeit für ein Endspurt-Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Eine Vision für Hiddenhausen "Wenn Sie Bürgermeister werden... wie sieht Hiddenhausen dann in fünf Jahren aus?" Andreas Hüffmann, der den ersten Wahlgang für sich entscheiden konnte, hat das erste Wort: "Wir werden Hiddenhausen zu einer CO2-Spargemeinde gemacht haben", verspricht er. Mehr Photovoltaikanlagen, neue Arbeitsplätze, ein guter ÖPNV und ein ebenso gutes Radwegenetz nennt er beispielhaft und ergänzt: "Und wir haben unsere Dörfer so entwickelt, dass das Leben im Dorf gut für Alt und Jung ist." Ulrich Hempelmann verspricht: "Hiddenhausen wird ökologischer, grüner sein mit viel mehr Natur und Biodiversität." Waldflächen sollten erhalten und aufgeforstet werden. Zudem verspricht er mehr für die Wirtschaft zu tun, es brauche darüber hinaus zusätzliche Ausbildungsplätze. Nach den fünf Jahren werde die Bevölkerung aufgrund des Zuzugs von Familien gewachsen sein. Der Einfluss von Corona Die Corona-Pandemie hat in diesem Jahr vieles überlagert, Probleme aufgezeigt, aber auch Möglichkeiten einer Neuausrichtung angedeutet. "Was ich spannend fand, war alles neu zu denken", sagt Andreas Hüffmann in Bezug auf den Wahlkampf, der im Frühjahr für einige Zeit ruhen musste. Gleichzeitig sei eine neue Nähe und Hilfsbereitschaft zwischen den Menschen entstanden. Für Ulrich Hempelmann war das Zurückfahren sozialer Kontakte und des gemeinschaftlichen Lebens sowohl politisch als auch im Privaten eine Herausforderung. "Grundsätzlich ist es das, was jedem Politiker landauf, landab fehlt - auch uns beiden in der Gemeinde - die menschlichen Kontakte." Gleichzeitig sagen beide, dass nun Dinge verzichtbar erscheinen, die es vorher vermeintlich nicht waren: etwa weite Reisen. Wer stichelt denn hier? Besonders das Thema Klimaschutz treibt beide Kandidaten weiter um und ist Anlass für die ein oder andere Stichelei auf der Bank vor dem Rathaus. "Die SPD hat in Hiddenhausen nicht viel gemacht", sagt CDU-Ratsmitglied Hempelmann unumwunden. Man komme erst aus der Reserve, wenn politischer Druck von oben käme. Hüffmann verweist darauf, dass mehr als 90 Prozent der Entscheidungen im Rat einstimmig beschlossen worden seien. Er wiederum mahnt beim Klimaschutz nicht nur auf Blühwiesen zu verweisen, sondern angesichts der klimapolitischen Herausforderungen größer zu denken - ein Seitenhieb auf seinen Kontrahenten. Während des Gesprächs spricht Hempelmann immer wieder seine Verwurzelung in Hiddenhausen an, zeigt etwa auf die dem Rathaus vorgelagerten Gebäude: "Ich habe schon als Kind im Haus der Jugend an dem Kicker gedreht, der jetzt noch dort steht." Er sei von Kindesbeinen an auf den Dörfern bekannt. "Nichts gegen Andreas, aber er hat halt den Bekanntheitsgrad nicht." Hüffmann erwidert, dass er in Hiddenhausen wohl kein Unbekannter sei und verweist auf sein Wahlergebnis, das knapp an der absoluten Mehrheit vorbeischrammte: "50 Prozent kriegt man nicht, wenn man schlechte Politik gemacht hat." Am Ende des Gesprächs fragt Hempelmann seinen Kontrahenten spitzbübisch, warum dieser nicht wie er für den Rat kandidiert hat. Er sei darauf häufiger angesprochen worden. Hüffmann begründet, dass er sich ganz auf den Bürgermeister-Wahlkampf konzentrieren wollte: ganz oder gar nicht. Seinen ehemaligen Wahlbezirk gewann die Sozialdemokratin Eva Hellmann - Hempelmann schmunzelt dennoch. Das Leben nach der Wahl Trotz ihres unterschiedlichen Habitus sind sich Hüffmann und Hempelmann in vielen Aspekten ähnlich. Beide sind Mitte 50, haben Familie mit erwachsenen Kindern und beide Kandidaten sind Unternehmer, was ihnen bei einer positiven Wahl zugutekäme. Für ihre Nachfolge sei bereits gesorgt, wenn sie zum Bürgermeister gewählt werden sollten. Bei Familie Hempelmann steht die nächste Generation bereit. Hüffmann würde sich aus seiner Tätigkeit als Geschäftsführer zurückziehen. Wer den Weg von der Bank vor dem Rathaus ins Rathaus schafft, entscheidet sich dann am 27. September.

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