Briefwahl-Unterlagen bis ans Krankenbett gebracht

Hiddenhausen. Die Gemeinde Hiddenhausen hat rund 16.500 Wahlberechtigte. Bis Anfang letzter Woche haben bereits fast 20 Prozent davon einen Antrag auf Briefwahl gestellt. Inge Beeskau leitet das Wahlamt, hat schon etliche Wahlen mitgemacht und weiß, was das bedeutet: "Rund 3.100 Anträge auf Briefwahl sind eingegangen, und es sind noch gut zwei Wochen bis zur Wahl. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass schon einmal so viele Menschen von der Briefwahl Gebrauch gemacht haben wie in diesem Jahr." Es liegt vermutlich an Corona. Städte und Gemeinden hatten das bereits seit Monaten erwartet und sich darauf vorbereitet. Die Briefwahl-Kisten stapeln sich Tatsächlich gibt es für die Briefwahl auch ein Wahllokal. Das mutet merkwürdig an, denn dann könnte man doch auch gleich zur Wahl gehen. Aber tatsächlich sieht es das Gesetz so vor: Auch der Wahl-Brief muss vor Ort abgegeben werden können. Wer ins Briefwahl-Lokal geht, steckt in Hiddenhausen also nicht nur seine Stimme für die Wahl in die Urne, sondern gleich die gesamten Briefwahl-Unterlagen, die die Gemeinde ihren Wählern zugestellt hat. Inge Beeskau: "Wir möchten den Bürgerinnen und Bürgern auch das Gefühl einer Wahl vermitteln. Eben, dass sie auch etwas in eine Wahlurne stecken", sagt sie. "Es ist mehr oder weniger eine symbolische Geste, dass wir die Urne hier im Amt für die Briefwahl aufgestellt haben. Man könnte den verschlossenen Umschlag auch einfach nur abgeben. Aber die Leute mögen es." Während sie das erklärt, kommt eine ältere Dame ins Rathaus, geht schnurstracks auf die Wahlkabinen vor dem Briefwahl-Lokal zu, schließt den Vorhang, kommt mit ihrem Brief wieder heraus und steckt ihn in die Wahlurne. Im Briefwahl-Lokal, direkt links neben dem Haupteingang, stapeln sich derweil die bereits zurückgeschickten Wahlzettel, gut eingetütet und von der Post in den markanten gelben Kisten zugestellt. Zehn Kisten stehen da übereinander, und in jeder Kiste liegen rund 120 Briefe. Das macht über den Daumen gerechnet 1.200 Stimmen, die bereits für die Kommunalwahl eingegangen sind. Die Briefwahl hat so ihre Eigenheiten und lässt den Wählerinnen und Wählern bei der Abgabe eine Menge Freiraum. Den schriftlichen Antrag dazu kann man bis zum Freitag vor der Wahl – also bis zum 11. September – um 18 Uhr stellen. Wenn die Post pünktlich ausliefert, kommen die Unterlagen noch am Samstag an. Damit soll sichergestellt werden, dass jedermann wählen kann - und sei die persönliche Lage noch so misslich. Das jedoch führt zuweilen zu kuriosen Situationen. Inge Beeskau erinnert sich an einen Fall, der schon einige Jahre zurückliegt: "Ein Mann musste am Freitag über Nacht ins Krankenhaus und hatte keine Wahlunterlagen. Einer unserer Hausmeister hat sie ihm dann noch am Samstagnachmittag ans Krankenbett gebracht", sagt sie mit einem Schmunzeln. "Natürlich auch, um zu prüfen, ob der Mann wirklich im Krankenhaus ist oder ob er sich nur einen Scherz erlaubt." Der Mann war tatsächlich erkrankt. Per Brief konnte er seine Stimme aber dann doch noch abgeben. Auszählung nach Priorität Wenn am Wahlabend, Sonntag, 13. September, um 18 Uhr, alle Stimmzettel abgegeben sind – die der Briefwahl und die Stimmen aus den Wahllokalen -, öffnen die Wahlvorstände in den 16 Hiddenhauser Wahllokalen die Urnen und zählen die Stimmen aus, und zwar nach Prioritäten. In diesem Jahr stehen bei der Kommunalwahl gleich vier Entscheidungen an: Der Landrat wird gewählt, der Kreistag, die Bürgermeister und die Gemeinde- und Stadträte. Inge Beeskau: "Und genau in dieser Reihenfolge werden die Stimmzettel auch ausgezählt. Ich erinnere mich ans Jahr 2014. Da stand Ulrich Rolfsmeyer als Wahlsieger gegen 21.30 Uhr fest. Es kann also ein bisschen dauern."

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