Nico Klinger (FDP, 23): "Keine Verbote, sondern kreative Lösungen"

Hiddenhausen “Die Idee von Freiheit hat mich dauerhaft angezogen.” Das sagt Nico Klinger, 23 Jahre alt, und jüngster Kandidat der FDP in Hiddenhausen bei der Kommunalwahl am 13. September. Klinger ist einer der ganz jungen Menschen, die die Hiddenhauser Parteien ins Rennen schicken. Der Großteil der Listenplätze wird bei allen Parteien nach wie vor dominiert von Menschen, die jenseits der 40 sind oder noch älter. Das ist auch eine Sache, die Nico Klinger beschäftigt. Warum gibt es so wenige junge Leute in der Politik? Nico glaubt, zumindest eine von viele möglichen Antworten gefunden zu haben: “Ich nehme in meiner Altersgruppe eine gewissen Parteienverdrossenheit wahr”, sagt er. “Junge Menschen sind sehr wohl an Politik interessiert. Aber die Strukturen, in denen Parteien sich organisieren, sind für junge Menschen oft schwer verständlich und auch wenig attraktiv.” Technik nutzen für moderne und attraktivere Strukturen Wie ist das gemeint? Keinen Bock auf lange Sitzungen und dröge formulierte Sitzungsunterlagen? “Das kommt sicher hinzu. Aber ich denke, es ist vor allem die wenig flexible Organisationsstruktur, die viele abschreckt”, sagt Nico Klinger und schiebt gleich ein Beispiel hinterher: “Ich studiere Betriebswirtschaft in Münster. Gleichzeitig bin ich im FDP-Kreisverband und bei der FDP in Hiddenhausen. Sitzungen und Besprechungen sind oft am frühen Abend. Zu der Zeit dann aus Münster dazuzukommen, ist knapp und manchmal unmöglich.” Nico plädiert deswegen dafür, in einer hochmobilen und digitalisierten Gesellschaft auch die Möglichkeiten zu nutzen, die die Gesellschaft bietet: “Wir sollten die Technik für uns einsetzen. Sitzungen können auch per Videokonferenz laufen. Dass das funktioniert, hat Corona gezeigt.” Die Jugendorganisationen der Parteien sind nach Nicos Worten daher in der Pflicht, neue Organisationsformen zu testen und dann auch den Mutter-Parteien als Modell vorzuschlagen. Welchen Druck junge Menschen auf Politiker ausüben können, das hat die Bewegung Fridays for Future im vergangenen Jahr gezeigt. Auch in Hiddenhausen. Die Gemeindeverwaltung ist derzeit auf der Suche nach einer Klimamanagerin oder einem Klimamanager. Fridays for Future haben hehre Ziele und wollen die ganze Welt vor allem für die kommenden Generationen retten. Nico Klinger hat für junge Menschen eher greifbare Ideen, die vor allem auch vor Ort direkt praktischen Nutzen haben: “Ich würde gerne Bus- und Bahnfahrten für junge Menschen sehen, mit denen man sich frei im Kreis Herford bewegen kann. Die momentanen Schülerkarten sind nämlich zeitlich und räumlich zu begrenzt.” Günstiges Busticket für junge Leute Schülerfahrkarten gelten meist nur vom Wohnort bis zur Schule und zurück und außerdem nur zu bestimmten Zeiten. Das findet Nico zu wenig: “Ich selbst nutze Bus und Bahn viel und mag beides. Wir sollten jungen Menschen aber zu einem angemessenen Preis eine Karte ermöglichen, mit der sie sich nach überall im Kreis Herford bewegen können, auch nachmittags und abends in der Freizeit.” In Bielefeld hat das in ähnlicher Weise schon geklappt – auf Initiative der FDP hin: "Alle reden doch von weniger Autos und mehr ÖPNV auf den Straßen. Dann wäre so ein Ticket doch wirklich ein guter Schritt." Sehr am Herzen liegt Nico, wie er sagt, die öffentliche Verfügbarkeit von Internetzugängen: “Wenn man in Herford durch die Innenstadt geht, gibt es dort freies Wlan. So etwas könnten wir zumindest an öffentlichen Plätzen in Hiddenhausen auch anbieten.” Dabei schwebt ihm zum Beispiel der Rathausplatz vor. Der soll nach Willen von Politik und Verwaltung nämlich umgestaltet und belebt werden und muss laut Förderrichtlinien im Jahr 2023 fertig sein. Freies Wlan dort wäre keine schlechte Idee. Denn auch das Haus der Jugend mit täglich bis zu 80 jungen Besuchern und das Haus des Bürgers befinden sich direkt am Platz. In Sachen Internet würde sich Nico Klinger zudem wünschen, dass Ratssitzungen und auch Teile von Ausschusssitzungen gestreamt werden, also als Video öffentlich übertragen: “In Herford hat das während der Corona-Hochphase doch auch geklappt. Ich sehe darin kein Problem. Die Sitzungen sind öffentlich.” Wie er weiter sagt, könnte die Videoübertragung auch dazu dienen, mehr Menschen für Politik zu aktivieren: “In den Sitzungen ist kaum ein Bürger. Aber wenn man das Geschehen im Ratssaal von zu Hause aus kurz nach Feierabend verfolgen könnte, zeigen die Bürger vielleicht Interesse. Außerdem würde es auch mehr Transparenz bei politischen Prozessen schaffen.” Zusammenleben gestalten Nico Klinger kandidiert sowohl für den Hiddenhauser Gemeinderat im Bezirk Schweicheln-Bermbeck als auch für den Kreistag. Seit 2014 ist er Vorsitzender der Julis im Kreis Herford, Beisitzer im FDP-Kreisvorstand und im Kreistag Sachkundiger Bürger im Sozialausschuss. Er möchte am gesellschaftlichen Zusammenleben und an der Gestaltung des Arbeitslebens im Liberalen Sinn mitarbeiten: ”Anders als manch andere Partei wollen wir keine Verbote für die Menschen, sondern kreative Lösungen."

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