Der SPD-Überraschungskandidat in Hiddenhausen

Hiddenhausen. Die SPD hat bisher jeden Bürgermeister in der Gemeinde Hiddenhausen gestellt. Sie hat auch die absolute Mehrheit im Gemeinderat. Bundesweit hat die Partei jedoch seit Jahren viel Sympathie und eine Menge Wählerstimmen eingebüßt. Wird sich dieser Trend auch auf die Hiddenhauser SPD auswirken und damit auf die Chancen ihres Bürgermeisterkandidaten Andreas Hüffmann? Der Kandidat selbst glaubt das nicht: “Ich denke, dass Kommunal- und Bundespolitik zwei unterschiedliche Dinge sind. Wir haben ein gutes Wahlteam und wollen das weiterführen, was Bürgermeister Ulrich Rolfsmeyer vorgegeben hat. Nämlich 16 Sitze im Rat, plus den Bürgermeister.” Damit hätte die SPD erneut die von den anderen Parteien gefürchtete absolute Mehrheit. Andreas Hüffmann ist für viele der Überraschungskandidat. Bürgermeister Ulrich Rolfsmeyer hat das Amt seit 16 Jahren inne. Auch mit der politischen Szene in Hiddenhauen eng verbandelte Beobachter waren davon ausgegangen, dass Rolfsmeyer noch für eine weitere Amtszeit kandidieren würden. Ein Paukenschlag im Februar Ende Februar jedoch der Paukenschlag: Rolfsmeyer und Hüffmann geben Hüffmanns Kandidatur bekannt. Rolfsmeyer sagt, bei einer möglichen Wiederwahl sei er 65 Jahre alt und bis Ende der Wahlperiode dann 70: &bdquo;Das ist ein ziemlich dickes Brett. Denn in dem Beruf ist immer voller Einsatz gefragt." Hüffmann engagiert sich seit 2005 für die SPD in der Hiddenhauser Kommunalpolitik und sitzt seit sechs Jahren im Rat. Und ein erfolgreicher Unternehmer ist er auch. Im Alter von 25 Jahren gründete er in Bielefeld gemeinsam mit zwei anderen das Unternehmen Biekra Krankentransporte. Die Firma hat heute 250 Mitarbeiter: “Ich wollte Lehrer werden und mit Biekra wollten wir eigentlich nur unser Studium finanzieren. Aber dann hat das Ganze einen anderen Verlauf genommen.” Sollte Hüffmann Bürgermeister werden, wird er die Geschäftsführung abgeben. Beides lässt sich nicht vereinbaren. Was sich jedoch sehr gut vereinbaren lässt, sind Beruf und ein schönes Hobby. Andreas Hüffmann ist mit Leib und Seele Musiker. Er spielt Schlagzeug in zwei Bands. Die Musik von Elvis fasziniert ihn und hat ihn für Auftritte nicht nur durch ganz Deutschland geführt, sondern auch nach England und in die Heimat von Elvis, nach Memphis in die USA: “Wenn du da durch die Straßen und Kneipen gehst, merkst du als Hobby-Musiker erstmal: Du kannst wirklich nichts”, und er lacht. Mit seiner Faszination für Musik reißt Andreas Hüffmann offenbar auch andere mit – und die finden das super. In Insider- und Bandkreisen haben sie ihm einen besonderen Namen gegeben. In Anspielung auf die Muppet-Show und den wilden wie genialen Schlagzeuger Animal, das Tier, nennen sie Hüffmann “Hüffi, the drum animal - Hüffi, das Tier am Schlagzeug. “Müssen Sie das wirklich schreiben?”, sagt Hüffmann wieder lachend. Ja müssen wir. Die Leser sollen mehr von den Bürgermeisterkandidaten erfahren, als die übliche Parteien- und Ratsarbeit. Die Lebendigkeit der Gemeinde erhalten Denn, in der Tat, die Herausforderungen sind für alle Bürgermeisterkandidaten sehr ähnlich und in der Gemeinde weithin bekannt. Hiddenhausen läuft gut. Dennoch muss auch alles in Schuss gehalten und weiterentwickelt werden: Infrastruktur, Straßen und ÖPNV, Wirtschaftsförderung, Bildung, Umweltschutz und ärztliche Versorgung. Sich da als Kandidat abzugrenzen, ist nicht einfach. Andreas Hüffmann: “Ich denke, rund 90 Prozent der Entscheidungen im Rat sind einstimmig. Wir wohnen ja alle hier und sehen, was passiert und was nötig ist. Aber natürlich hat jeder von uns Kandidaten ein paar Prioritäten”. Er möchte Hiddenhausen für alle, die dort wohnen, noch attraktiver machen und den Charakter jedes Dorfes bewahren. “Wichtig ist mir deswegen auch das Programm Jung kauft Alt, so dass wir die Lebendigkeit der Wohngebiete erhalten.” Daneben gelte es, das Ehrenamt zu fördern und vor allem der Feuerwehr jegliche Unterstützung zu gewähren: “Was wir an der Feuerwehr und den viele freiwilligen Helfern haben, lässt sich gar nicht hoch genug bemessen!” Wie Hüffmann sagt, sind die Bildungschancen in Hiddenhausen ein echtes Pfund der Gemeinde: “Wir haben Kitas für jedes Alter, und man kann jeden Schulabschluss inklusive Abi in Hiddenhausen machen. Ich denke, das ist gerade für Familien attraktiv, die Familie, Kinder und Beruf unter einen Hut bringen möchten. Alles ist nah bei.” Dazu gehöre auch eine gute Wirtschaftsförderung und die Schaffung von Arbeitsplätzen, damit auch Eltern kurze Wege zur Arbeit hätten. “Und gute Infrastruktur heißt natürlich auch gute ärztliche Versorgung, attraktiver Öffentlichen Nahverkehr, sichere und schnelle Radwege und natürlich der Ausbau der Digitalisierung.” Bei der Energiegewinnung setze er auf umweltfreundliche Möglichkeiten wie zum Beispiel Solarenergie. Andreas Hüffmann ist seit einigen Jahr auch Vorsitzender des Museumsschulvereins in Schweicheln. Die Museumsschule und ihren Garten mag er sehr: &bdquo;Wenn man hier steht, kann man die Vergangenheit und die Gegenwart gleichzeitig sehen“, sagt er. &bdquo;Hier die alte Schule und dort drüben in wenigen Metern Entfernung die heutige Regenbogen Grundschule. Die Museumsschule ist schon ein ganz besonderer Ort für mich.“ Versöhnliche Worte und Verständnis für die Bürgerinitiative Dass Andreas Hüffmann auf der politischen Bühne ein ausgleichender Charakter ist, konnte man in den heftigen Diskussionen um den Sportplatz an der Schlattstraße vor rund eineinhalb Jahren im Rat erleben. Einige Ratsherren schlugen der Bürgerinitiative Schlattstraße gegenüber einen recht ruppigen Ton an, was die Stimmung hochkochen ließ. Hüffmann sprach in der darauffolgenden Ratssitzung versöhnliche Worte, schilderte die Turbulenzen, die sich auch in der SPD abgespielt hatten und zeigte Verständnis für die Initiative. Vielleicht war das einer der Schlüsselmomente, in denen Hüffmanns Qualifikation zum obersten Bürger der Gemeinde erstmals deutlich durch schien.

Meistgelesen