Hiddenhauser gespalten bei Geschäftsöffnungen

Hiddenhausen. Seit Montag haben diverse Geschäfte in Hiddenhausen wieder den Betrieb aufgenommen. Es ist die erste Lockerung der Schutzmaßnahmen in der Coronapandemie, seit vor rund einem Monat das öffentliche Leben auf Anweisung von Bundes- und Landesregierung zum Stillstand kam. Ist dieser Schritt eine dringend benötigte Hilfe für die Wirtschaft? Oder wird so unnötig das Ansteckungsrisiko für Menschen erhöht? Dazu und zu ihren bisherigen Erfahrungen in der Corona-Krise haben wir eine Reihe von Hiddenhausern befragt. &bdquo;Ich habe Angst, dass die Menschen dadurch nur fahrlässiger werden. Es könnte den Leuten eine falsche Sicherheit vorspielen", sagt Annette Heidkamp (32), Ergotherapeutin. &bdquo;Das kann man ja jetzt schon bei Menschen beobachten, die mit Handschuhen und Mundschutz einkaufen, weil das vermeintlich sicher ist. Gerade die fassen sich dann vermehrt ins Gesicht." &bdquo;Vielleicht ist es dafür einfach noch zu früh", sagt Michael Beckmann (19), Auszubildender. &bdquo;Die Infektionszahlen sind noch nicht niedrig genug." Birgit Homburg (62), im Vorruhestand, ist ebenfalls skeptisch. &bdquo;Ich bin da sehr zwiegespalten. Vielleicht ist es zu früh. Ich finde auch die Begrenzung auf Geschäfte, die unter 800 Quadratmeter groß sind merkwürdig. In kleinen Boutiquen kommt man doch viel eher mit anderen Kunden in Kontakt als in großen Kaufhäusern." "Die Leute müssen ja irgendwie ihr Geld verdienen" Der Hiddenhauser Zahnarzt Maher Manssour (58) sieht das Risiko als so groß, dass er weitgehende Sicherheitsvorkehrungen fordert: &bdquo;Die Kunden müssten Handschuhe tragen und die Kunden müssten auf Corona getestet werde." &bdquo;Ich finde das gut", sagt hingegen Carsten Knoop (38), in der Unternehmensberatung tätig. &bdquo;Die Leute müssen ja irgendwie ihr Geld verdienen. Es kann nicht jeder von Zuhause aus per Videokonferenz arbeiten." Auch Reinhild Tappe (61), momentan in Kurzarbeit, spricht sich für die Lockerung aus: &bdquo;Man sollte natürlich langsam wieder anfangen. Aber wenn man das nicht tut, bricht ja wirtschaftlich alles zusammen." Einige gehen noch weiter. &bdquo;Ich halte die Maßnahmen sowieso für übertrieben", sagt Eva Ediger (18), in der Pflege tätig. &bdquo;Die Lockerung finde ich also gut. Wenn man den nötigen Abstand einhält, kann das funktionieren." "Ich könnte selbst dann nicht arbeiten, wenn ich wollte" Die Auswirkungen von Corona auf ihr Leben haben nahezu alle Befragten deutlich gespürt. &bdquo;Man kann keinen Sport mehr treiben, keine Freunde mehr sehen, nichts mehr essen gehen", sagt Beckmann. &bdquo;Ich musste als selbstständiger Zahnarzt sehr viele Termine verschieben", sagt Manssour. &bdquo;Ich arbeite momentan nicht mehr und könnte es auch selbst dann nicht, wenn ich wollte, weil ich so starke Probleme mit meinem Rücken habe", sagt Susanne Brinkmann (53), in der Kindertagespflege tätig. &bdquo;Normalerweise gehe ich deswegen dreimal die Woche ins Fitnessstudio und zur Therapie. Aber das ist nun alles geschlossen und mit Training lässt sich das nicht wirklich ausgleichen", so Brinkmann. &bdquo;Ich stelle auf der Arbeit fest, wie stark die psychische Belastung durch die Isolationsmaßnahmen ist", sagt Ergotherapeutin Heidkamp. &bdquo;Ohne Ablenkung verstärken sich die Probleme von Menschen erheblich, die mit Vereinsamung und Ängsten zu tun haben." "Hier auf dem Land hat man ja noch Glück" Trotz dieser Einschnitte in ihr Leben hatten sich fast alle Befragten mehr oder minder mit der Situation arrangiert. &bdquo;Ich habe mal durchgezählt von März bis August geht mir mit den bestehenden Verboten ein halbes Jahr Lebensqualität verloren. Das bedrückt mich schon, aber man muss es ja akzeptieren", sagt Sabine Kelsner (52), Industriekauffrau. &bdquo;Im Vergleich zu anderen Ländern geht es uns in Deutschland ja auch noch ziemlich gut." &bdquo;Es hat uns den Skiurlaub gekostet, aber ansonsten geht es uns gut", sagt Homburg. Man kann sein Leben ja auf das wesentliche reduzieren. Und bei so schönem Wetter kann man sich im Garten beschäftigen oder man steigt aufs Fahrrad." So sieht es auch Susanne Brinkmann: &bdquo;Hier auf dem Land hat man ja noch das Glück, dass man sich relativ frei bewegen kann."

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