Hiddenhausen

Corona-Krise: Gastronomen sorgen sich um Existenz

Die meisten der Hiddenhauser Restaurants haben wegen der Pandemie geschlossen. Für einige Betreiber steht alles auf dem Spiel. So gehen sie mit der Krise um.

Tatjana Böselt, Betreiberin des "Alt Hiddenhausen", weiß nicht, wie es weitergeht. Derzeit hat das Restaurant geschlossen. (Montage: Horstmann) | © Ralf Bittner

Ilja Regier
20.03.2020 | 20.03.2020, 11:22

Hiddenhausen. Bei Tatjana Böselt herrscht derzeit ein Auf und Ab, da kommen alle Gefühle zusammen. Mal resigniert Böselt, ist sie wütend und verzweifelt. Dann wiederum schöpft sie neue Hoffnung, dass sich doch alles wieder zum Guten wendet. Wie der Betreiberin des "Alt Hiddenhausen" geht es in der Corona-Krisen anderen Gastronomen in der Großgemeinde ähnlich. Das Land Nordrhein-Westfalen verbietet den Restaurants wegen der Pandemie inzwischen nach 15 Uhr zu öffnen. Für die meisten Hiddenhauser bedeutet das, dass sie komplett auf unbestimmte Zeit schließen, wie eine Umfrage zeigt.

Da das "Alt Hiddenhausen" über keinen Durchgangsverkehr oder Fußgänger wie in Innenstädten verfügt, mache es für uns Sinn, erst ab 17 Uhr aufzumachen, erklärt Böselt. Das ist wegen des Verbots aber nicht mehr möglich. "Außerdem sind unsere Räume zu klein, um die Tische in einem Abstand von zwei Metern zum Schutz der Gäste zu positionieren." Die Gastronomen befinden sich derzeit im Wartemodus und streichen die Wände neu. Sie hoffen auf schnelle Hilfe vom Bund und fragen sich, wie lange sie finanziell die Krise aushalten können.

Alles Partys sind abgesagt

Ein ähnlicher Zustand herrscht in der "Herforder Wirtschaft", das Restaurant hat ebenfalls geschlossen, doch das Telefon bleibt nicht still. "Die meisten Anrufer stornieren ihre Feiern", berichtet Daniela Reiche. Bis zum Mai muss sie alle Reservierungen herausnehmen, bis dahin steigt wegen Corona wohl keine Party. Auch die 18 Mitarbeiter befinden sich in der Kurzarbeit. "Sie haben verständnisvoll reagiert, schließlich können wir nichts an der Krise ändern", so Reiche. Für die "Herforder Wirtschaft" kommt die Pandemie zu einer ungelegenen Zeit: "Das Hauptgeschäft beginnt und liegt im April sowie Mai. Mit den Einnahmen können wir auch schlechte Monate ausgleichen." Inzwischen sieht Reiche die Existenz des Restaurants bedroht.

Auch beim griechischen Restaurant "Zum Mittelpunkt" bleibt der Herd aus. "Da ist traurig, dass so etwas passiert", sagt der Sohn der Inhaberin Maria Moutafidou. Er macht derzeit die Küche sauber und glaubt, dass er dort Ende April wieder Speisen zubereiten kann. Als Vorsichtsmaßnahme für Kunden und Mitarbeiter entschloss sich Michaela Gläsker vom "Gartencafé Düsediekerbäumer" den Betrieb einzustellen: "Seit den Schulschließungen haben wir ohnehin weniger Gäste registriert."

Geld vom Staat - bürokratische Hürden?

Besser sieht die Situation im "Dorfgrill" von Lepsica Petrovic aus. An die Tür des Imbisses hat sie einen Hinweis angebracht, welche Hygienemaßnahmen die Kunden beachten sollen. "Noch läuft alles wie immer, ich kann auch nach 15 Uhr Bestellungen aus meinem Fenster reichen", erklärt die Inhaberin. Von den Restriktionen ist auch nicht die Pizzeria Venezia betroffen, die auf den Lieferservice setzt. "Solange der Essenslieferdienst Lieferando funktioniert, ist alles gut", meint ein Mitarbeiter.

Besondere Maßnahmen hat auch der "Freihof" getroffen. Das Restaurant ist geschlossen, das Hotel bleibt aber auf. "Es gibt nach wie vor Menschen, darunter Ärzte, die reisen müssen", erklärt Geschäftsführer Stefan Stranghöner. Langsam komme die Krise bei allen an, auch bei den Mitarbeitern, die wegen der Kurzarbeit auf Geld verzichten müssen, meint Stranghöner. Auf die Hilfe vom Staat in der Krise möchte der Unternehmer nicht unbedingt setzen. "Meine Erfahrung hat gezeigt, dass meist ein erheblicher bürokratischer Aufwand notwendig ist, bis man an Geld kommt." Wie der "Freihof" hat auch der "Waldecker Hof" das Restaurant geschlossen. Derzeit sind nur zwei der 47 Betten belegt, so Paul Plottke. Die Familie räumt den Hof auf und kümmert sich um kleinere Baustellen. "Wir sind nicht alleine, alle werden mit uns bestraft", meint Plottke.