Herr Fröhlich schreibt ein Buch über die Depression

Oetinghausen. &bdquo;Udo Fröhlich ist ein Pseudonym", sagt der Oetinghauser Autor, aber eines mit Geschichte: &bdquo;Das war mein Spitzname in der Firma, in meinem ersten Leben als Speditionskaufmann." Das liegt inzwischen eine Diagnose &bdquo;Depression" weit hinter ihm: &bdquo;Ich bin seit sieben Jahren in Therapie und bekomme Psychopharmaka. Ziel ist nicht mehr Heilung, sondern Unterstützung dabei, mit meinem Leben klar zu kommen." In seinem &bdquo;humorvollen Tatsachenroman" &bdquo;Die Burnout Klink" schildert Fröhlich das Leben seines Alter Egos Nik Reimann. SUV, abbezahltes Haus, Frau und Sohn und ein gut-bezahlter aber fordernder Job – nach außen sieht alles nach einem guten, funktionierenden Leben aus. Dann brach alles zusammen: Überforderung im Job, das unvermittelte Aus der Ehe. Sarkastische, derbe Sprache All das schildert Fröhlich mit sarkastischer, teils derber Sprache, vor allem aber geht es um die Erlebnisse in der Burnout-Klink. Begegnungen mit Patienten, die vor Psychopharmaka nicht mehr wissen, wo oder wer sie sind, lassen schmunzeln. &bdquo;Dass die Ärzte in der Klinik schon mal die Therapiesitzungen mit ihren Patienten vergessen, hört sich komisch an, lässt aber meinen Therapeuten außerhalb der Klinik die Haare zu Berge stehen", sagt Fröhlich. Ziel der Behandlung in der Klinik sei es vorrangig, die Menschen zum Funktionieren auf dem Arbeitsmarkt zu bringen, sagt Fröhlich, ein Anliegen, dass er zunächst teilte. &bdquo;Auch ich schrieb noch aus der Klinik Bewerbungen, und jede zweite zwar ein Treffer. Neun Jobs nahm ich an, die ich jeweils nach unterschiedlicher langer Zeit wieder aufgeben musste", sagt Fröhlich, Schließlich habe er einsehen müssen, dass er dem Arbeitsmarkt wohl nicht mehr zu Verfügung stehen könne, eine Erkenntnis, die der Integrationsberater bei der Agentur für Arbeit wohl lange vor ihm gehabt habe. Erwischt habe in die Krankheit in seinen 40er-Jahren, ein unglücklicher Zeitpunkt. &bdquo;Natürlich hat man im Kopf, dass man noch nicht endgültig aufhören kann, weil es viel zu früh für die Rente ist", sagt er, &bdquo;deswegen versuchen auch so viele immer wieder die Rückkehr ins Arbeitsleben – bis zum Zusammenbruch." Fröhlich hat sein Buch gerade mit einer Lesung in der Galerie Bach, Elverdissen, vorgestellt. &bdquo;Dass ich heute vor Ihnen stehen kann, verdanke ich meiner zweiten Frau, Ärzten und der Pharmaindustrie", hatte er die Lesung eingeleitet: &bdquo;Vor den gut 100 Leuten setze ich dann meine Fröhlich-Maske auf. Applaus und der Zuspruch von Menschen, denen ich aus der Seele spreche, sind heute die Bestätigung, die ich früher über die Bezahlung bekam." Falsche Vorstellungen von Depressionen Die lockeren Auftritte sorgen aber auch oft für Missverständnisse bei Menschen, die mit dem Krankheitsbild Depression nicht vertraut sind. &bdquo;Wenn die mich auf der Bühne erleben, glauben die nicht, dass ich manchmal kaum meinen Alltag meistern kann – zumal wenn ungeplante Entscheidungen anstehen – und dass ich nach einer Lesung tagelang vor Erschöpfung gar nichts mehr mehr machen kann. Da fallen dann schon mal unschöne Worte wie Simulant oder Schmarotzer." &bdquo;Ich schreibe langsam, höchstens ein oder zwei Stunden pro Tag", sagt er. Schon in der Schule habe er Kurzgeschichten geschrieben. &bdquo;Neben dem Beruf hatte ich keine Zeit", sagt er, erst während der Erkrankung habe er es wiederentdeckt. &bdquo;Meine Therapeuten unterstützen mich dabei, weil das eine für mich passende Form des Umgangs mit der Erkrankung ist", sagt er. Nach &bdquo;Drauf geschissen", einem ebenfalls autobiografischen geprägtem Roman, in dem es um die Jugend und erste Erfahrungen in der Arbeitswelt geht, ist &bdquo;Die Burnout Klinik" sein zweiter Roman. An einem dritten Buch, in dem es erstmals nicht um die Biografie, sondern Erlebnisse von Truckern gehen soll, arbeitet er gerade. &bdquo;Wirklich Geld verdiene ich mit meinen Büchern nicht", sagt Fröhlich, aber wenn ihn heute jemand frage, was er mache, könne er sagen &bdquo;Ich schreibe Bücher". Das sei unglaublich wichtig für ihn selbst und überhaupt in einer Welt des &bdquo;Mein Haus, mein Auto, mein Boot", in der Menschen nur nach ihrer ökonomischen Leistungsfähigkeit bewertet werden. Gelungen ist ihm ein Mutmach-Buch für Betroffene, das gleichzeitig Freunden oder Angehörigen erklärt, warum depressive Menschen so ticken, wie sie ticken – oder einfach nur unterhält. Udo Fröhlich: Die Burnout-Klinik, 440 Seiten, Hober Verlag, ISBN: 9783750285507, 14,99 Euro, eine Hardcover-Ausgabe ist in Vorbereitung.

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