Besonderes Training: Warum Herforder Feuerwehrleute auch Schlösser knacken müssen

Herford. &bdquo;Wenn man weiß, wie es funktioniert, ist das ganz einfach. Man muss nur das Prinzip verstehen“, sagt Maxine Lindemann. Die 23-jährige Feuerwehrfrau hat wenige Augenblicke zuvor erstmals ein Türschloss geknackt. Das steckt dahinter. Fest steht: Mit ihren gerade erlangten Kenntnissen will die Herforderin natürlich Langfingern keine Konkurrenz machen. Das Knacken der Tür ist Teil eines besonderen Übungsvormittags der Löschgruppe Diebrock. Und der findet auf einem Areal statt, das künftig für die Feuerwehr der Hansestadt eine große Rolle spielen wird. Derzeit befindet sich auf dem großen Grundstück an der Engerstraße – direkt hinter einem Autohaus – noch ein alter umgebauter Bauernhof. Zuletzt war hier eine freikirchliche Gemeinde ansässig, in einigen Jahren soll dort der Neubau der Hauptwache der Herforder Feuerwehr Platz finden. Bis es so weit ist, können die heimischen Brandbekämpfer das Gelände für Übungszwecke nutzen. &bdquo;Das ist für uns natürlich ideal“, sagt Maik Balke. Der 53-Jährige ist Leiter der Löschgruppe Diebrock. Die Einsatzabteilung der Truppe aus dem Herforder Süden hat aktuell 28 Mitglieder, vier davon sind Frauen. Lesen Sie auch: Bis zu zehn Einsätze pro Jahr: So befreit die Feuerwehr Herford eingeklemmte Menschen aus Autos Immer mehr Türöffnungen Balke betont: &bdquo;Wir müssen nicht immer nur Riesen-Löschangriffe trainieren. Manchmal geht es auch um kleinere Sachen, die für uns im Einsatzalltag aber ebenfalls ziemlich wichtig sind.“ Und dazu zähle eben auch das Öffnen von Türen oder Fenstern. &bdquo;Wir rücken nämlich immer öfter zu Einsätzen aus, bei denen das Alarmstichwort Person hinter verschlossener Tür lautet.“ In der Regel sei das zwar ein Job für die hauptamtlichen Feuerwehrleute. &bdquo;Wenn die aber schon eingespannt sind, rückt die Freiwillige Feuerwehr aus“, so Balke. Doch warum steigt die Anzahl solcher Einsätze? &bdquo;Die Leute werden immer älter, wohnen oft alleine, ziehen sich immer mehr zurück. Wir sind schon in Wohnungen gewesen, in denen selbst Angehörige der Bewohner jahrelang nicht drin waren“, erläutert der Löschgruppen-Chef. Wenn in einem Notfall jede Sekunde zählt, möglicherweise Menschenleben in Gefahr sind, werden Türen und Co. kurzerhand mit Gewalt aufgebrochen – beispielsweise mit einem sogenannten Halligan-Tool. In anderen Fällen gibt es aber auch &bdquo;materialschonendere“ Mittel und Wege, verriegelte Schlösser aufzubekommen. Und die lernen Maxine Lindemann und ihr Kollege Anton Mathy (23) beim Übungseinsatz von einem erfahreneren Feuerwehrmann – unter Bedingungen, die an ein reales Szenario schon relativ nahe herankommen. Lesen Sie auch: Feuerwehr öffnet Tür gewaltsam: Brand in Herforder Mehrfamilienhaus Scheckkarten-Trick klappt nur selten Als Übungsobjekt hat Experte Anton Sokol eine Ausgangstür im Gebäudeinneren des einstigen Gemeinendezentrums ausgewählt. Dort zeigt er dem jüngeren Duo, unter welchen Umständen ein einfacher Draht reicht, um ein abgesperrtes Schloss aufzubekommen, oder wie man einen Schließzylinder ausfräst, diesen mit einer Spitzzange zieht. Dabei kommen auch spezielle gehärtete Schrauben zum Einsatz. Bei manchen Übungen ist Muskelschmalz gefragt, bei anderen geht es um Fingerfertigkeit. Alles wird gezeigt und ausprobiert. &bdquo;Mit einer Scheckkarte ein Schloss zu knacken, wie man es aus dem TV kennt, klappt übrigens fast nie. Dazu muss die Tür schon ziemlich ausgeleiert sein“, berichtet Maik Balke. Währen im Gebäudeinneren die Türöffnung geprobt wird, geht es vor dem Gebäude um die Funktionsweise und richtige Anwendung eines Greifzugs – beispielsweise, um mit Fahrzeugen gefällte Bäume von Fahrbahnen zu ziehen. &bdquo;Der kommt nicht oft zum Einsatz. Viele unserer Wagen haben Seilwinden, die wir nehmen können. Aber auch die Jüngeren sollten lernen, wie man mit so etwas arbeitet“, sagt Balke. Gleiches gelte für die dreiteilige Schiebeleiter, die später ebenfalls noch im Mittelpunkt des Trainingstages stehen wird. &bdquo;Man braucht vier Leute, um die aufzubauen, damit ist eine Menschenrettung sogar aus dem dritten Obergeschoss möglich. Sie wird jedoch selten genutzt. Und meistens ist ja auch eine Drehleiter vor Ort“, so der 53-Jährige. Nachwuchs ist gern gesehen Mehrere Stunden lang trainieren die Mitglieder des Löschzugs auf dem Gelände: Jeder macht einmal alles. Balke: &bdquo;So sind wir gut auf alle Eventualitäten vorbereitet.“ Und das ist auch gut so – denn die Zahl der Einsätze steigt auch für die Diebrocker Wehrleute kontinuierlich. &bdquo;Als ich 1992 in die Löschgruppe eingetreten war, hatten wir zwölf Alarmierungen im Jahr. 2025 waren es bis jetzt schon 66!“ Um das alles stemmen zu können, sind die freiwilligen Retter natürlich auf Nachwuchs angewiesen. Wer Interesse hat, könne gerne mal bei einem Dienstabend im Diebrocker Gerätehaus (Zeppelinstraße 26) vorbeischauen. Balke: &bdquo;Wir treffen uns alle zwei Wochen dienstags um 19.30 Uhr. Das nächste Mal am 2. Dezember“, sagt Maik Balke. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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