Kreis Herford. Für den 55-jährigen Tischler Thorsten Starke aus Herford wird der 31. Mai 2025 für immer ein besonderer Tag bleiben. An einem gemütlichen Abend mitten im Champions-League-Finale verlor er ohne Vorwarnung das Gefühl in den Beinen, spürte dort nur noch ein starkes Brennen. Starke ahnte sofort, dass etwas nicht stimmt. „Ich habe den Rettungswagen gerufen und mich noch zur Tür gerobbt, damit die Sanitäter hereinkommen konnten“, sagt er.
In den Kreiskliniken Herford-Bünde (KKHB) brachten eine Sonografie und eine Computertomografie Gewissheit. Eine große Erweiterung der Bauchschlagader (Aortenaneurysma), diese war bereits auf 69 Millimeter erweitert. darüber hinaus waren die für die Durchblutung der Nieren wichtigen Arterien mitbetroffen. Diese Situation hatte Thorsten Starkes Leben in höchste Gefahr gebracht. Wegen der akuten Beschwerden „ging es um Leben und Tod“, so Kristian Nitschmann, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie der KKHB am Klinikum Herford.
Während der Operation erfolgte der offene Ersatz der Bauchschlagader durch eine Kunststoffprothese (Y-Prothese) und der Erhalt der Nierenarterien, um die erweiterte Schlagader zu ersetzen. Nach der Operation stellte sich heraus, dass bereits am Aufnahmetag Bakterien im Blut vorhanden waren. Bis ein solches Ergebnis eines Wachstums von Bakterien vorliegt, dauert es circa drei Tage nach der Blutabnahme. Neben dem chirurgischen Eingriff musste gleichzeitig die bestehende Blutvergiftung beachtet werden, um den Patienten nicht zu gefährden.Lesen Sie auch: Tumor hatte Speiseröhre fast komplett verschlossen: Spengerin besiegt Krebs
Elf kritische Tage auf der Intensivstation
Auf der Intensivstation folgten elf kritische Tage, begleitet von Dialyse und strenger Überwachung. Nach insgesamt 21 Tagen im Klinikum und vier Wochen in einer Reha-Klinik blickt Starke heute mit Dankbarkeit zurück. „Ich habe zwölf Kilo abgenommen, das hat Kraft gekostet. Aber ich habe nach 40 Jahren aufgehört zu rauchen. Das war die richtige Entscheidung. Jetzt möchte ich wieder fit werden und irgendwann Urlaub in Österreich machen“. Auch Nitschmann betont: „Ein Aneurysma an der Bauchschlagader ist heimtückisch. Klassische Symptome sind Bauch- und Rückenschmerzen. Manche Patienten spüren nichts. Bei Starke war das schnelle Handeln entscheidend.“
Dass das Klinikum Herford solche Eingriffe anbietet, ist nach Angaben der Einrichtung keine Selbstverständlichkeit. Seit der jüngsten Zentralisierung dürfen 34 Prozent der Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen diese Operationen nicht mehr durchführen. Die Klinik für Gefäßchirurgie am Klinikum Herford bietet weiterhin die komplette gefäßchirurgische Versorgung, inklusive aller Notfalleingriffe an.
„Ich bin einfach froh, dass ich noch da bin. Es ist ein bisschen so, als hätte man mir einen zweiten Geburtstag geschenkt“, sagt Starke.
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