Katharina Thalbach vor ihrem Besuch in Herford: „Ich habe eine Schwäche für Nonnen“

Frau Thalbach, Sie haben jüngst Videos eingespielt, in denen Sie Äbtissinnen aus der Herforder Stadtgeschichte spielen. Sie werden demnächst im neuen Archäologischen Fenster am Münster (AFaM) zu sehen sein. Wie kam es zu der Zusammenarbeit? Katharina Thalbach: Das ging von Professor Wemhoff aus, den ich aus dem Fernsehen kannte, da ich ein großer Geschichtsfan bin. Er ist ein wunderbarer, gescheiter Mensch und erzählte mir von dem Projekt. Mich reizte auch die Zusammenarbeit mit Regisseur Andreas Sawall, der ja aus den Terra X-Produktionen bekannt ist. Wie lange haben Sie an den Videos gearbeitet? Die Dreharbeiten dauerten einen Tag - wir mussten auch sparen. Da haben wir sehr konzentriert gearbeitet. Wie war es für Sie, in die Rollen der Äbtissinnen zu schlüpfen? Ich habe eine Schwäche für Nonnen, alleine schon wegen der Uniform. Deshalb fand ich es zuerst auch ganz schrecklich, als ich feststellen musste, dass ich für zwei der Äbtissinnen in für die damalige Zeit moderne Kostüme schlüpfen musste. Denn die Herforder Äbtissinnen hatten sich bei ihrem Outfit dieser Kleidung zugewandt. Das mit dem Wechsel der Perücken war übrigens ganz einfach. Ich hatte bei den Dreharbeiten eine Glatze, weil ich zu der Zeit in den Dreharbeiten für den Film &bdquo;Agnes und Amir“ steckte, der im kommenden Jahr ausgestrahlt werden soll. Darin spiele ich eine 101-jährige Berlinerin. Mittlerweile wachsen die Haare aber wieder (lacht). Lesen Sie auch: Bekannte Schauspielerin kommt nach Herford - und spielt gleich vier Rollen Sie werden zur Eröffnung des Archäologischen Fensters nach Herford kommen. Ein schöner Termin für Sie? Ja. Ich freue mich so sehr, dass ich mit Andreas Sawall, Professor Wemhoff und meinem Mann da sein werde. Ich sehe die Videos zum ersten Mal und bin ganz aufgeregt. Das Archäologische Fenster in Herford erhält aus der Bürgerschaft viel Rückhalt. In Teilen der Stadtgesellschaft wird aber auch kontrovers über die Kosten des Projekts debattiert. Ist es schwierig, für Kultur in Deutschland Geld zu akquirieren? Man weiß, dass der Kulturetat in den öffentlichen Haushalten immer der geringste ist. Da wird ganz schnell gespart, das ist teilweise grenznah. Aber auch, wenn ich mir ansehe, in welchem Zustand Straßen, die Bahn, Schulen und Krankenhäuser sind, habe ich manchmal das Gefühl, wir sind in einem Dritte-Welt-Land angekommen. Ich werde die Fahrt von Berlin nach Herford mit dem Auto antreten, weil ich der Bahn nicht traue. Gibt man in Deutschland eher Geld für Waffen aus als für Kultur? Waffen sind immer noch ein großes Geschäft. Da wird weiter groß investiert. Hätten wir keine Waffen, müssten wir mehr miteinander reden. Das würde viele Menschen schützen. Ebenfalls interessant: Kostenexplosion am Münster: Warum das Archäologische Fenster in Herford teurer wird Die Äbtissinnen in Herford wie zum Beispiel Elisabeth von der Pfalz hatten schon zu ihrer Zeit viel Macht inne. Heute sind Frauen in Machtpositionen immer noch rar. Wie sehen Sie diese Tatsache? Wir haben immer noch eine männlich dominierte Welt. Ich glaube, sie würde besser aussehen, wenn wir Weiber mehr zu sagen hätten. Es gäbe ein größeres Interesse am Frieden. Wir bluten bei der Geburt. Männer wollen das offensichtlich auf andere Weise erleben. Das Testosterongehabe ist auch bei den großen Mächtigen zu sehen, wie Trump, Putin, Erdogan oder Kim Jong-un und anderen. Da war mir die ehemalige neuseeländische Regierungschefin Jacinda Ardern angenehmer. Ich bin fürs Matriarchat. Auf der Bühne und vor der Kamera decken Sie alle Farben der Schauspielkunst ab, vom klassischen Drama bis zur Komödie. Was bedeutet das für Sie? Ich empfinde das als großen Luxus. Neigungen, Bauchgefühl und Liebe faszinieren mich. Zur Schauspielerei gehört es auch immer, viel Text auswendig lernen zu müssen. Ist das nicht enorm anstrengend? Wie Balletttänzer jeden Tag ihre Übungen machen müssen, müssen wir Schauspieler unser Gehirn frisch halten. Es kann ein gesunder Beruf sein, wenn man nicht dem Alkohol verfällt. Man bewegt sich viel und muss sich auch sozial mit den vielen Menschen immer wieder neu einstellen. Lesen Sie auch: Exklusiver Blick in die Baustelle: Archäologisches Fenster öffnet den Blick in Herfords Geschichte Wo sind Sie als nächstes als Schauspielerin oder im Film zu erleben? Mit dem Theater dauert es noch etwas. Am 2. September wird Miss Merkel III bei RTL ausgestrahlt. Der ist sehr schön geworden. (Anm. d. Red.: In diesem Film ermittelt die Altkanzlerin, gespielt von Katharina Thalbach, als Detektivin auf einem luxuriösen Kreuzfahrtschiff.) Am 17. September gibt es in der ARD &bdquo;Wir vier und der Enkeltrick“ zu sehen. Da spiele ich mit Ursula Werner, Uschi Glas und Soogi Kang zusammen. Mia Spengler führte die Regie. (Anm. d. Red: Hier geht es um Damen, die als Viererbande zeigen, wie man nach bösen Erfahrungen mit einem Enkeltrick die Täter dingfest machen kann.) News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW

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