Nach Streit unter Großfamilien: Einige unbequeme Überlegungen zur Sicherheitslage in Herford

Herford. Die Übergriffe von Mitgliedern einer Herforder Großfamilie auf Angehörige einer anderen Familie, die offensichtlich in einem Mordversuch auf der Mindener Straße gipfelten, sorgen dafür, dass nun im Vorfeld der Kommunalwahl in Herford über das Thema Sicherheit diskutiert wird. Zweieinhalb Seiten Text zur Sicherheitslage, unterschrieben von den Fraktionschefs der SPD, der UfH (Union für Herford), der Linken und der Grünen liegen als gemeinsame Erklärung vor. CDU, FDP, Bürger für Herford, das Herforder Bürgerbündnis oder die Liste 2004 unterschrieben die Erklärung nicht. Dafür gibt es eine einfache Erklärung: Das Thema innere Sicherheit beschäftigt die Menschen nicht erst seit dem versuchten Mord Ende Juni. Die Unterschrift unter das über den Bürgermeister initiierte Papier ist aber so etwas wie eine pauschale Verzichtserklärung, das Thema innere Sicherheit während des Kommunalwahlkampfs zu spielen. Dass sich vor allem die CDU bei dem Thema also selbst einen solchen Maulkorb verpasst und tatsächlich unterschreibt, ist kaum zu erwarten. Andererseits wirken einige der Passagen der zweieinhalb Seiten eher wie mit der heißen Nadel gestrickt und mit Absichtserklärungen gespickt. Dazu ein kurzer Einwurf: Die Aufgabe eines Stadtoberhauptes ist es übrigens auch, für eine positive Außenwahrnehmung seiner Stadt zu sorgen, egal wie sehr ihm dafür der Wind ins Gesicht weht. Die unbequemen Wahrheiten Deshalb für beide Seiten einige unbequeme Wahrheiten: Nein, die Stadt ist nicht auf dem Weg in einen kriminellen Abgrund. Herford und das Wittekindsland sind, gemessen an den Zahlen aus NRW, sicher, wenn auch keine Insel der Glückseligen. Es gibt keinen Grund für Alarmismus. Hintergrund: Nach Messerattacke: Debatte um Sicherheit auf Herfords Straßen nimmt Fahrt auf Die Stadt selbst kann bei der Kriminalität nur sehr begrenzt aktiv werden, etwa die Citywache in der Innenstadt personell verstärken – die macht im Übrigen einen sehr guten Job. Aber: Zuständig für die Sicherheit ist die Polizei und damit das NRW-Innenministerium und der Kreis. Ältere Menschen können sich problemlos auf die Straße trauen. Die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden, ist für junge Menschen deutlich höher. Und tatsächlich erfüllten die der Familie zugerechneten Taten nicht die Bezeichnung Clan-Kriminalität. Deshalb verwendet die NW das Wort Clan auch nicht. .responsive23-ZIE5Pwj4nuoSHVpX-map-messerstecherei-in-herford { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-ZIE5Pwj4nuoSHVpX-map-messerstecherei-in-herford { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-ZIE5Pwj4nuoSHVpX-map-messerstecherei-in-herford { padding-top: 142.86%; } } Andererseits: Das Problem mit zwei rivalisierenden Großfamilien-Zweigen besteht schon seit Jahren – und seit Jahren wird die Feindschaft durch Angriffe in der Öffentlichkeit, Massenschlägereien, Messerstechereien mit lebensgefährlich verletzten Jugendlichen oder aber Schüsse auf offener Straße und sogar einer Schlägerei vor der Kreispolizeibehörde dokumentiert. Dazu kommen Verfahren wegen illegalem Glücksspiel oder Drogen. Wenn ein junger Mann, der die Messerstecherei am Marktkauf überlebt hat, später mit Drogen erwischt wird und wieder in einer Auseinandersetzung auftaucht, spricht das nicht gerade für eine, für ein straffreies Leben notwendige Einsichtsfähigkeit, sondern eher für kriminelle Energie. In einem Hintergrundgespräch sagte mir ein, vom Auftreten her sehr freundlicher junger Mann, der zu einer der Familien gehört, auf meinen Vorhalt, dass die Gewalt nur rechte Parteien stark mache und zu Vorbehalten führe: &bdquo;Wir sind nun mal so.“ Hintergrund: Nach Messerangriff in Herford: Das sind die Hintergründe zur Tat Umgemodeltes Islamisten-Programm Der Vorstoß in der Erklärung, hier auf das Wegweiser-Programm zurückzugreifen, erscheint deshalb eher wie der Griff nach einer Beruhigungspille, die die Handlungsfähigkeit der Stadt zeigen soll. Die Versäumnisse vergangener Jahre mit einem modifizierten Aussteigerprogramm für Islamisten aufholen zu wollen, wirkt wenig überzeugend. Immerhin reicht das Altersspektrum der Tatverdächtigen von über 50-Jährigen bis zu Heranwachsenden. Überdies: Wie die Fälle einiger angeblich geläuterter und wieder in der Salafisten-Szene oder gar als Attentäter auftauchender Islamisten zeigen, sind dem Erfolg solcher Programme offensichtlich Grenzen gesetzt. Erschwerend kommt hier noch hinzu, dass die Herforder Adressaten eines solchen Programms sich von Eltern und Geschwistern abnabeln müssten. Auch interessant: Gewaltbereite Großfamilien in Herford – eine Spurensuche und ein Erklärungsversuch Zumindest die Geschäfte lassen sich nur stoppen, wenn nicht allein Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte dem Personenkreis auf die Finger schauen: Auch Behörden wie der Zoll, der Kreis als Bauaufsicht sind gefragt. Und die Finanzbehörden, wenn es darum geht, den Geldströmen einiger illegaler Geschäfte nachzuspüren. Einen solchen Verbund kann die Stadt Herford aber allein nicht schaffen. Deshalb gibt es leider weiterhin gute Chancen, dass die Mitglieder der Familien weiterhin die Ermittler beschäftigen und Ratsfraktionen weiterhin über die Sicherheit in der Stadt beratschlagen und weiterhin gemeinsame Erklärungen verabschieden werden. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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