Unfallanalyse 2.0: Wie die Herforder Polizei Fahrzeugdaten zur Aufklärung nutzt

Kreis Herford. Donnerstag, 26. September 2022 auf der Borriesstraße in Bünde: Der Fahrer eines Lupo wird beim Linksabbiegen vom Tiguan eines 19-Jährigen erfasst. Vier Menschen werden verletzt. Der Schaden liegt bei 25.000 Euro. Offenbar hatte der Lupo-Fahrer den entgegenkommenden Tiguan übersehen - damit scheint sofort klar zu sein, wer der Unfallverursacher ist - doch es gibt aufgrund der Schilderung des Lupo-Fahrers den Verdacht, dass der Tiguan deutlich zu schnell war. Die Fahrzeuge werden deshalb zur Beweissicherung sichergestellt. Das heißt, dass die Ermittler des Verkehrskommissariats es nicht nur auf die äußeren Unfallspuren abgesehen haben, sondern - was viele Autofahrer nicht wissen - auch die Daten der Fahrzeugelektronik auslesen. &bdquo;Bei schweren Verkehrsunfällen wird vonseiten der Ermittlungsbehörden auf vorhandene Fahrzeugdaten zurückgegriffen. Als Ermächtigungsgrundlagen für einen entsprechenden Zugriff greifen die Bestimmungen der Paragrafen 102, 103 der Strafprozessordnung“, erklärt der Herforder Polizeisprecher Hendrik Drawe den rechtlichen Hintergrund der Ermittlungen. Die Paragrafen regeln unter anderem die Telekommunikationsüberwachung oder die Online-Durchsuchung. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Diese Daten sind abrufbar Von sich aus werden die Ermittler aber nicht tätig. &bdquo;Das Auslesen und Auswerten von Fahrzeugdaten erfolgt auf Anordnung der Staatsanwaltschaft“, ergänzt der Polizeisprecher. &bdquo;Im Zuständigkeitsbereich der Kreispolizeibehörde Herford werden pro Jahr etwa 20 Mal solche Fahrzeugdaten erhoben. Im Jahr 2022 waren es 24, in 2023 waren es 15 und im Jahr 2024 gab es 18“, so Drawe weiter. Was aktuelle Fälle anbelangt, hält sich das Verkehrskommissariat bedeckt, da einige Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind. .responsive23-YlXS7wDiy0tEJUOm-bar-grouped-vertical-entwicklung-verkehrsunfaelle-im { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-YlXS7wDiy0tEJUOm-bar-grouped-vertical-entwicklung-verkehrsunfaelle-im { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-YlXS7wDiy0tEJUOm-bar-grouped-vertical-entwicklung-verkehrsunfaelle-im { padding-top: 142.86%; } } Die Ermittler können bei ihrer elektronischen Spurensuche auf eine Menge Daten zurückgreifen, die ihnen Aufschluss über den Unfallverlauf geben können. Im Zweifelsfall können so Behauptungen des Fahrers, dass er das Tempolimit nicht überschritten habe, einfach widerlegen werden. Moderne Fahrzeuge verfügen über eine Vielzahl von Steuergeräten, die Fahr- und Bewegungsdaten aufzeichnen - für die Polizei ist es aber oft nicht auf Anhieb möglich, die Daten der unterschiedlichen Modelle auch auszulesen. Deshalb gibt es seit Sommer 2024 eine Vereinfachung. Lesen Sie auch: Gefährliche E-Roller-Unfälle im Kreis Herford: Polizei verschickt Elternbriefe Das gilt seit Sommer 2024 Ähnlich wie große Jets müssen auch neu zugelassene Autos und Sprinter bis 3,5 Tonnen über eine Art Aufzeichnungsgerät verfügen. Seit Juli 2024 müssen alle neu zugelassenen Kraftfahrzeuge der Klassen M1 - das sind Pkw - und N1 - das sind Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen - mit einem sogenannten Event Data Recorder (EDR) ausgestattet sein. &bdquo;Die Aufzeichnung des EDR erfolgt bei einem Unfall und umfasst eine Zeitspanne von fünf Sekunden vor dem Ereignis. Aufgezeichnet werden unter anderem vor dem Verkehrsunfall die Fahrdynamikdaten wie Geschwindigkeit, Motor-Drosselklappe - also die Gaspedalstellung, der Bremsstatus, die Motordrehzahl sowie die Daten von ABS und ASR. Letztlich lässt sich auch der Lenkwinkel digital erfassen“, erklärt der Herforder Polizeisprecher. Der &bdquo;Flugschreiber“ für Autos zeichnet aber nach einem Unfall weiter auf. Geschwindigkeitsänderungen in Längs- und Querrichtung werden erfasst, ebenso der Gurtstatus, die Airbag-Warnleuchte sowie der Auslösezeitpunkt der Airbags. Hintergrund: &bdquo;Jeden Tag ein Risiko?“ – Diese Straßen in Herford sind besonders unfallträchtig Die Ergebnisse aus Bünde bestätigten den Verdacht, dass der junge Tiguan-Fahrer deutlicht zu schnell unterwegs war und der Lupo-Fahrer das Tempo gar nicht einschätzen konnte - mit klaren Konsequenzen, was die Unfallschuld angeht.

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