Von Ullrich bis Urban: Diese Radsport-Profis fuhren in Herford schon über die Ziellinie

Herford. Die Stadt Herford wird Etappenort für die Lidl-Deutschlandtour 2025. Die Werrestadt erlebt am Donnerstag, 21. August, (Ende der ersten Etappe) und Freitag, 22. August (Start der zweiten Etappe), eine der besucherträchtigsten Sportveranstaltungen, die jemals in der Werrestadt stattgefunden haben. Aber es ist längst nicht das erste große Radrennen in Herford. Die beiden Radsportvereine RSV Wittekind und RC Endspurt haben eine lange Tradition in der Ausrichtung großer Radsportereignisse. Immer wieder brachten die beiden Vereine auch erfolgreiche Fahrer hervor. Und das nicht nur auf der Straße, sondern auch im Rad-Cross sowie im Bahnradfahren. Das schafften nicht allzu viele Vereine in Deutschland. Straße Am Sonntag, 28. Juni 1987, wurde das bedeutendste Straßenrennen, das der Kreis Herford je gesehen hatte, in Hiddenhausen-Sundern gestartet. Ein riesiges Feld mit fast 230 Startern ging bei der Deutschen Amateur-Meisterschaft auf die 191 Kilometer lange Reise. Die 19,1 Kilometer lange Runde war zehn Mal zu durchfahren. Das Organisationsteam um den langjährigen Wittekind-Vorsitzenden Klaus Augustin, der im Laufe seiner 41 Jahre im Amt insgesamt sechs Deutsche Meisterschaften organisierte, hatte ganze Arbeit geleistet. Die knüppelharte Strecke mit zwei giftigen Steigungen am Homberg und am Sender war einer Deutschen Meisterschaft mehr als würdig. Lesen Sie auch: Rat stimmt für Herford als Etappenziel: Das kommt auf die Stadt bei dem Mega-Radsport-Event zu Tausende Zuschauer am Streckenrand sahen bei schönem Sommerwetter vor allem eine dramatische Schlussrunde, in der sich Taktikfuchs Hartmut Bölts (RC Olympia Dortmund), der sich lange zurückgehalten hatte, in 4:58,00 Stunden durchsetzte. 27 Sekunden zurück folgte Uwe Winter (Stuttgart) auf Rang zwei. &bdquo;Normalerweise fährt man nicht so Radrennen wie ich heute, nämlich 185 von 191 Kilometern an der Spitze. Hartmut hatte das Überraschungsmoment auf seiner Seite, als er attackierte, wo niemand damit rechnete“, kommentierte Winter das Geschehen. Auch interessant: Herford als Etappe bei Lidl Deutschland Tour? So reagiert der RC Endspurt Herford Bölts hatte sich in der Radsportszene bereits einen Namen gemacht. Bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles holte er mit dem deutschen Team den zwölften Platz. Zwei Jahre später wurde er mit der deutschen Mannschaft Vierter bei der Straßen-Weltmeisterschaft. Und nun triumphierte er mit einer taktischen Meisterleistung in Herford. Die Wittekindler erhielten für die Organisation der Meisterschaften viel Lob, unter anderem von ARD-Radsportexperte Herbert Watterott, der für die &bdquo;Sportschau“ berichtete. Claus Naß und Jan Ullrich in Herford Klaus Augustin rief auch das Hoekerfest-Abendrennen ins Leben, für das er insgesamt 31 Mal verantwortlich zeichnete. Je attraktiver der Radsport durch die Erfolge des Teams Telekom um Jan Ullrich und Erik Zabel in Deutschland wurde, desto intensiver bemühte sich Augustin, bekannte Namen der Szene nach Herford zu locken. 1997 ging dann tatsächlich Sprintstar Erik Zabel vor tausenden Fans auf den Rundkurs Auf der Freiheit/Berliner Straße. &bdquo;Das war ein finanzieller Kraftakt“, sagte Augustin. Die hohen Kosten sorgten einige Jahre später für das Ende der Hoekerfest-Rennen. Auch der RC Endspurt richtet(e) Straßenrennen aus. Der langjährige Endspurt-Macher Claus Naß verfügte als ehemaliger Bundesfachwart für den Straßenrennsport, bei dem seinerzeit das Querfeldeinfahren eingeschlossen war, über beste Kontakte in die Szene. Das aufstrebende Talent Jan Ullrich fuhr 1994 bei der &bdquo;Nacht von Herford“, drei Jahre, bevor er die Tour de France gewann. 2006 startete beim 1.-Mai-Radrennen, das die Endspurtler jahrzehntelang ausrichteten, ein junger Mann namens Simon Geschke (KED-Bianchi-Team) und stand als Zweiter auf dem Siegerpodest. Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass Geschke neun Jahre später eine Etappe der Tour de France gewinnen sollte. Cross Der RC Endspurt machte sich auch als Organisator hochkarätiger Querfeldeinrennen einen Namen. Legendär sind die Crossrennen &bdquo;Rund um den Elisabethsee“ am letzten Tag des Jahres, an dem viele Herforder an der Strecke bei Glühwein und Bratwurst den Silvesterabend einläuteten. Auch der junge Jan Ullrich startete am Elisabethsee, später dann amtierende Weltmeister wie Hanka Kupfernagel im Frauenrennen. Auch Herforder Crosser wie Yannick Gruner oder Finn Heitmann fuhren auf vordere Plätze – vor allem auch der Vorzeige-Radsportler der Werrestadt, Malte Urban. Der dreifache Deutsche Querfeldein-Meister siegte passend zum Jahrtausendrennen auf seiner Hausstrecke. Den größten Triumph seiner Karriere errang Urban 2008 ein paar hundert Meter weiter stadteinwärts. Mit einer famosen Leistung holte er sich seine dritte Deutsche Cross-Meisterschaft, die &bdquo;sein“ RC Endspurt auf dem Langenberg ausrichtete. Wer dabei war, wird die Zieleinfahrt und die Minuten danach nicht mehr vergessen – Gänsehaut! Der neue Deutsche Meister im Rad-Cross weinte hemmungslos. Es schien, als seien Zentnerlasten von seinen Schultern gefallen, als er mit Tränen in den Augen über den Zielstrich fuhr und die Ovationen der rund 5.000 Fans entgegennahm. &bdquo;Das ist einfach nur megageil. Die Stimmung an der Strecke hat meine kühnsten Erwartungen übertroffen“, sagte der Lokalmatador. Nach seinem Triumph verbeugte er sich mehrfach tief vor den Zuschauern, die ihren Helden mit nicht enden wollendem Applaus bedachten. Dass Malte Urban beim Silvesterrennen 2008 seine Profikarriere beendete, war nur folgerichtig. Bei seinem letzten Rennen stand er als umjubelter Dritter noch einmal auf dem Treppchen. Bahn Zwar wurden in Herford selbst wegen der fehlenden Radrennbahn keine Rennen organisiert, trotzdem war die Werrestadt in den 80er-Jahren eine Hochburg des Bahnradsports. Unter der Regie von Trainer Klaus Schütz, Vater des Basketballers und heutigen Stadtsportverband-Geschäftsführers Julian Schütz, fuhren Michael Kötter (Wittekind) und Uwe Buchtmann (Endspurt) und später, Miitte der 90er Jahre, Gerhard Mandalka in die nationale Spitze. Kötter und Buchtmann verpassten die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Seoul 1988 nur knapp. Michael Kötter hatte sich vor den entscheidenden Qualifikationsrennen verletzt. Uwe Buchtmann scheiterte knapp an Robert Lechner, der dann bei den Spielen in Südkorea im Zeitfahren auf der Bahn Bronze holte und Jahre später zugab, gedopt zu haben. &bdquo;Das interessiert mich nicht mehr. Dafür kann ich jederzeit mit gutem Gewissen in den Spiegel schauen“, meinte Buchtmann.

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