Wie ein CDU-Mann die SPD-Bastion Kreis Herford/Bad Oeynhausen erobert hat

Kreis Herford/Bad Oeynhausen. Bis zum Schluss im Wahlkampfmodus: Noch am Sonntagmorgen hat Joachim Ebmeyer vor der Bäckerei Erdbrügger in Bünde CDU-Marmeladentöpchen an Bürger verteilt. Abends holt er den Wahlkreis 132 Herford/Stadt Bad Oeynhausen für die Union. So locker, wie sich der 40-Jährige in den Wochen zuvor im Kampf ums Bundestagsmandat gegeben hat, ist er bei der stundenlangen Zitterpartie um den Direkteinzug ins Parlament dann doch nicht. &bdquo;Ich war schon angespannt. Mal war Stefan Schwartze vorne, dann ich. Ich hätte mir schon einen deutlicheren Vorsprung ausgerechnet“, erklärt der Engeraner im Gespräch mit der NW. Nachdem 230 von 240 Stimmbezirken ausgezählt sind, deutet sich an, dass der Christdemokrat seinen Vorsprung wohl ins Ziel bringen wird. Wenige Minuten später wird er im Lichthof des Herforder Kreishauses mit tosendem Applaus empfangen, nimmt die Glückwünsche seinen Kontrahenten entgegen: &bdquo;Da wusste ich: Du hast das Ding gewonnen. Jetzt fährst du nach Berlin. Ich habe dann gleich ein ICE-Ticket für Mittwochmorgen gebucht.“ Und dann wird gefeiert. Bis 2 Uhr nachts geht die Fete mit Familie, Freunden und Mitstreitern in Enger. Gespräche zwischen Wurst und Gemüse Ebmeyer ist überzeugt: Seine durchgehende Präsenz im Wahlkreis war letztlich das Zünglein an der Waage, um die einstige SPD-Hochburg zwischen Wiehen und Weser zu knacken: &bdquo;Ich habe mir schon regelrecht die Hacken abgelaufen! Aber ich hab’s gern gemacht.“ Rückblende: Es ist knapp zwei Wochen vor Wahl, ein Freitag auf dem Wochenmarkt in Enger. Das Thermometer zeigt 1 Grad, ein eisiger Wind pfeift. Zwischen Wurstwagen und Gemüsestand haben der CDU-Kandidat und seine Helfer einen kleinen Stehtisch aufgebaut. Es gibt heißen Kaffee für Passanten, Hustenbonbons, Kugelschreiber, Flyer mit dem Wahlprogramm des Engeraners. Gegen die Kälte ist er bestens gewappnet: &bdquo;Ich hab’ die Stricksocken von meiner Oma an.“ .responsive23-he6Iqp2RJfWv8Elw-bar-horizontal-bundestagswahl-wahl-erststimmen { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-he6Iqp2RJfWv8Elw-bar-horizontal-bundestagswahl-wahl-erststimmen { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-he6Iqp2RJfWv8Elw-bar-horizontal-bundestagswahl-wahl-erststimmen { padding-top: 142.86%; } } Für Ebmeyer ist es ein Heimspiel. Viele der Menschen, auf die er trifft, kennen ihn bereits. Was auffällt: Nicht immer drehen sich die Gespräche um bundespolitische Themen. Stattdessen treibt Imker Hans-Dieter Stevens die Sorge um eine Ausbreitung der Asiatischen Hornisse um: &bdquo;Die sind schon in Kirchlengern und Löhne aufgetaucht. Da müssen wir was machen. Die Stiche von denen sind gefährlich.“ Zudem hätten es die Insekten-Einwanderer auf heimischen Bienen abgesehen. Ebmeyer verspricht, sich dem Thema anzunehmen: &bdquo;Das nehmen wir mit in die Kreistagsfraktion, stellen eine Anfrage an die Verwaltung.“ Lesen Sie auch: Dieser Wahlsieg ist historisch: Wahlkreis 132 Herford-Minden-Lübbecke II geht an die CDU &bdquo;Damals war ich ein Underdog“ Mit einer Seniorin tauscht sich der CDU-Mann zum Thema Reichsbürger aus. &bdquo;Mein Sohn wohnt in Spanien, hatte schon zur Corona-Zeit komische Ansichten, war Impfgegner. Er sagt, ich soll für Trump und Putin sein und die AfD wählen“, sagt die Frau. &bdquo;Das sind ja mal kluge Sprüche aus dem Ausland“, kommentiert Ebemeyer. Immerhin: Die Marktbesucherin will lieber auf die Christdemokraten setzen. Aus solchen Gesprächen zieht der zweifache Familienvater viel Kraft im Wahlkampf. Und klar wird: Der persönliche Kontakt zum Bürger ist im wichtig. Seit November sei er mit mehreren Tausend Menschen zwischen Bad Oeynhausen und Spenge an deren Haustüren ins Gespräch gekommen, habe sich deren Sorgen und Nöte angehört. Im Vergleich zum Corona-Wahlkampf 2021, als er gegen Stefan Schwartze keine Chance hatte, hat Ebmeyer beim zweiten Anlauf eine Schippe draufgelegt. &bdquo;Damals war ich ein Underdog. Jetzt habe ich dazugelernt, bin noch präsenter gewesen. Nicht nur auf der Straße, auch in den Sozialen Medien.“ Zudem sei er in der Zwischenzeit Kreisvorsitzender der Union geworden, sein Bekanntheitsgrad sei gestiegen. Ebmeyer ist sicher: Er und seine Unterstützer haben eine gute Kampagne abgeliefert – der Erfolg am Wahlabend gibt ihm recht. Mehr zum Thema: Anwalt prüft mögliche Videoüberwachung in Bünde Was Ebmeyer für die Region tun will &bdquo;Wir müssen nun eine Koalition der Vernunft mit der SPD hinkriegen, mit Anstand zusammenarbeiten“, blickt er auf die kommenden Tage und Wochen. Aber auch die Kommunalwahl im Herbst hat der designierte Bundesparlamentarier schon im Visier: &bdquo;Da wären wir gut beraten, denen, die nun die AfD gewählt haben, Angebote zu machen!“ Für Ebmeyer stehe die Brandmauer zur &bdquo;Alternative“ nach wie vor. Eine Zusammenarbeit mit der in Teilen rechtsextremen Partei sei ein No-go. Und was will der Volkswirt von Berlin aus für seinen Wahlkreis tun? &bdquo;Die Infrastruktur stärken, die Gesundheitsversorgung vor Ort erhalten – man muss Hausärzte und Kliniken in adäquater Zeit erreichen“, so der 40-Jährige, der sich zudem gegen eine ICE-Neubautrasse ausspricht. Auch in Sachen Sicherheit will er nachschärfen. &bdquo;Man muss die Vorgaben für eine Videoüberwachung neuralgischer Punkte in der Öffentlichkeit anpassen“, betont Ebmeyer auch mit Blick auf den Fall &bdquo;Phillippos“. Kritische Bereiche seien für ihn daher etwa der Bad Oeynhausener Kurpark, das Herforder Bahnhofsumfeld, aber auch Pendlerparkplätze. &bdquo;Und die Sicherheitsbehörden bei uns brauchen wieder mehr Personal. Es muss mehr Ermittlungsmöglichkeiten geben – auf der Straße genauso wie im World Wide Web.“ Reichlich zu tun also für den Wochenmarkt-Wahlkämpfer aus dem Wittekindskreis, der künftig zwischen Enger und der Bundeshauptstadt pendeln wird. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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