Bald kommen Busse ohne Fahrer nach Herford - erst einmal ohne Fahrgäste

Herford. Es ist nicht weniger als der Eintritt in ein völlig neues Zeitalter des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV): Wie von Geisterhand gesteuert fahren Linienbusse durch Herford und bringen Fahrgäste von A nach B. Einen dauerhaft besetzten Fahrersitz gibt es in den Fahrzeugen nicht mehr. Diese Form der Mobilität wissenschaftlich zu erforschen, ist eines der ehrgeizigen Ziele eines Projektes mit dem Namen &bdquo;Ultimo“, an dem neben der Hansestadt Herford auch die europäischen Städte Oslo und Genf teilnehmen. Dieses Leuchtturmprojekt wird denn auch in Fachkreisen sowie der breiten Öffentlichkeit sehr aufmerksam verfolgt. Wie ist nun der aktuelle Stand der Umsetzung von Ultimo in Herford? Und wann kann man den ersten autonom fahrenden Bus auf den Straßen der Werrestadt sehen? &bdquo;Im Rahmen des Projekts Ultimo soll schon bald ein erstes autonom fahrendes Fahrzeug in Herford fahren“, sagt ein Sprecher der federführenden Deutschen Bahn dazu auf Anfrage. Die Vertragsverhandlungen dazu liefen mit dem Hersteller, so die DB weiter. &bdquo;Sind sie erfolgreich beendet, kann das Fahrzeug kurze Zeit später in der Stadt unterwegs sein. Fahrgäste können zunächst noch nicht mitfahren. An Bord ist dann nur ein Sicherheitsfahrer.“ Tobias Tempel, Projektleiter bei der Stadtverkehr Herford GmbH (SVH), betont zum Stand der Suche nach einem Vertragspartner: &bdquo;Es sieht sehr gut aus.“ Doch man wolle &bdquo;Dinge nur kommunizieren, wenn sie feststehen“. Busse müssen Herford kennenlernen Im ersten Schritt unternimmt das Fahrzeug nach DB-Angaben sogenannte Kalibrierungsfahrten. &bdquo;Das bedeutet, dass das Fahrzeug die Strecke kennenlernt, auf der es eingesetzt werden soll.“ Dabei werde das im Selbstfahrsystem hinterlegte Kartenmaterial des Betriebsgebietes in Herford kontrolliert und sichergestellt, dass alle Datenpunkte entlang der Straße korrekt sind. &bdquo;Diese Fahrten werden einige Zeit dauern.“ Es kam doch anders: Im Herbst 2024 rollt der erste selbstfahrende Bus durch Herford &bdquo;Die Hersteller fokussieren sich auf Level 4“, erläutert Tempel zum technischen Standard der Busse. Darunter verstehen die Experten Busse, in denen grundsätzlich keine Fahrer mehr sitzen. Dieses wird im Projekt Ultimo jedoch nicht der Fall sein, wie der DB-Sprecher erläutert: &bdquo;Das Fahrzeug wird mit einer Erprobungsgenehmigung nach Level 4 im Einsatz sein. Es wird mit normaler Geschwindigkeit am Straßenverkehr teilnehmen. Dabei wird es immer von einem Sicherheitsfahrer im Fahrzeug überwacht.“ Busse sollen über etwa zehn Sitzplätze verfügen Tempel ergänzt: &bdquo;Es gibt eine Schaltzentrale, die das Fahrzeug überwacht.“ Das sei auch die langfristige Lösung. Fest stehe auch: &bdquo;Es wird ein Kleinbus sein.“ Dieser werde über etwa zehn Sitzplätze verfügen. Wo genau werden die autonomen Busse verkehren? Dazu sagt der DB-Sprecher: &bdquo;Die erste Route des Fahrzeugs ist noch nicht genau festgelegt. Sie soll voraussichtlich den südwestlichen Bereich Herfords ab dem Bahnhof erschließen.“ Ab wann Fahrgäste mitfahren könnten, hänge von der Fahrzeugperformance auf der Strecke vor Ort ab. &bdquo;Dies soll jedoch noch innerhalb dieses Jahres der Fall sein.“ Da die Busse nur ein geringes Fassungsvermögen haben werden, sei eine Anmeldung durch die Fahrgäste im Voraus nötig. Denn: &bdquo;Jeder Fahrgast braucht einen Sitzplatz“, so Tempel, der sich auf die Umsetzung des Projekts Ultimo freut: &bdquo;Wenn wir das erreicht haben, haben wir etwas total Außergewöhnliches.“ Hinter dem Projekt, das von der EU und der schweizerischen Eidgenossenschaft finanziert wird, steckt viel Geld: Insgesamt 55,96 Millionen Euro werden dafür investiert, davon 18,12 Millionen Euro von der Schweiz, wie es auf der Homepage des Projektes heißt. Autonomes Fahren im ÖPNV im Science Slam erklärt Langfristig soll Fahrpersonal ersetzt werden können Die Deutsche Bahn (DB) erläutert auf ihrer Homepage die Dimensionen: &bdquo;21 Projektpartner aus 7 europäischen Ländern unter der Projektleitung von DB Regio arbeiten daran, in Genf, Oslo und Herford jeweils 15 autonome Fahrzeuge für Bedarfsverkehre und logistische Dienstleistungen in den Regelbetrieb zu bringen.“ Das Projekt Ultimo soll &bdquo;bis mindestens Herbst 2026“ laufen. Die DB ist nach eigenen Angaben Konsortialführer des Gesamtprojektes. Darüber hinaus werde die DB in Zusammenarbeit mit ihrer Bustochter BVO (Busverkehr Ostwestfalen) den Betrieb und das Projektmanagement in Herford übernehmen. &bdquo;Dies erfolgt natürlich in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Herford.“ Pro und Contra: Fahrerlose Busse in Herford: Ein richtiger Schritt oder nicht zuverlässig genug? Nicht nur für die Hersteller der Busse und die Fahrgäste ist der Einsatz der neuartigen Busse ein Meilenstein. &bdquo;Was bedeutet der Einsatz der Fahrzeuge für unseren Betriebshof, etwa bei der Wartung?“ Diese und andere Fragen könnten durch das Projekt geklärt werden. Die Schaltzentrale für die Fahrzeuge des Levels 4 werde sich ebenfalls auf dem SVH-Betriebshof befinden. &bdquo;Langfristig sollte das Ziel sein, dass wir Fahrpersonal ersetzen können“, umschreibt Tempel einen weiteren nicht unwichtigen Faktor, weshalb man beim Herforder Verkehrsbetrieb froh ist, dass die DB Regio auf Herford zugekommen sei und die Hansestadt als kommunalen Kooperationspartner eingebunden habe. Der Kreis Herford sei nicht mehr an Bord des Projekts, so Tempel. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

Meistgelesen