Dreimal so lange unterwegs: Mit dem Ersatzbus zwischen Wohnort und Arbeit pendeln

Herford. Ein Wort mit sechs Silben lässt den Blutdruck bei Pendlern derzeit in die Höhe schnellen: Schienenersatzverkehr. Am Herforder Bahnhof hält in diesen Tagen kein einziger Zug, wer Richtung Löhne oder Bielefeld möchte, muss also in den Bus steigen. Das gilt für zwei Mitglieder dieser Redaktion. Susanne Blersch pendelt von Bielefeld nach Herford zur Arbeit, ihr Kollege Matthias Bungeroth fährt täglich aus Richtung Minden in die Hansestadt. Ein Erfahrungsbericht in Zeiten des Schienenersatzverkehrs. Die Luft ist stickig, warm, von rechts zieht einem immer mal wieder ein leicht beißender Biergeruch entgegen. Ich habe mir schon lange nicht mehr so sehr eine Maske gewünscht, wie wir sie aus Corona-Zeiten kennen. Doch keine dabei. Der Bus am Dienstagabend, 18.40 Uhr, ist voll. Mehr als voll. Und zwar schon, als er den Busbahnhof Herford erreicht. Kurz keimt Hoffnung auf, dass der ein oder andere Fahrgast hier aussteigen möchte. Doch Pustekuchen. Niemand bewegt sich. Also heißt es reinquetschen. Lesen Sie auch: Unterwegs auf der großen Herforder Bahn-Baustelle Die Bahnunternehmen setzen derzeit lange Gelenkbusse für den Schienenersatzverkehr ein. Grund für die Zugausfälle ist der Neubau der Bahnbrücke, die über die Sophienstraße in Herford führt. Alle 20 Minuten fährt der Ersatzbus nun also zwischen Herford und Bielefeld. Wer einen Halt in Brake, Hiddenhausen-Schweicheln, Kirchlengern oder Bünde benötigt, kann alle 30 Minuten auf den Bus setzen, stündlich wird die Strecke zwischen Herford und Lage befahren. Gut, dass ich nur bis nach Bielefeld muss. 27 Minuten Fahrzeit statt 9 Minuten mit dem RRX Glücklicherweise sind die Arbeitszeiten in der Redaktion etwas anders getaktet als die der meisten Arbeitnehmer oder Schüler. Um 8 Uhr muss ich noch nicht am Schreibtisch sitzen. Der Bus von Bielefeld nach Herford um 9.20 Uhr war zwar gut besetzt, aber jeder Reisende hat einen Platz gefunden – zumeist sogar, ohne dass jemand neben einem sitzt. Eine erste kleine Hürde hat sich allerdings vor dem Einstieg aufgetan. Welche Haltestelle ist denn nun die richtige? Das habe nicht nur ich mich gefragt, meine Mitreisenden sind ebenfalls von Fahrplan zu Fahrplan gelaufen, um den passenden Einstieg zu finden. Erfolgreich war ich nicht. Also entschied ich mich, einfach in der Mitte des Platzes stehenzubleiben, so lässt sich gut reagieren. Und dann sehe ich ihn – einen Mitarbeiter der Bahn in greller Warnweste. Da hat es uns Pendlern die Bahn dann doch einfach gemacht. Denn kaum rollt der Bus an, ruft der Mitarbeiter laut über die Straße, dass das Gefährt da ist, das uns nach Herford und Löhne bringt. Easy. Viel mehr Menschen sind abends unterwegs Doch auch hier verdreifacht sich die reine Fahrtzeit. Aber: Die Busse fahren – zumindest bisher zu meinen Zeiten – auf die Sekunde genau ab. Definitiv ein Pluspunkt. Aber: 27 Minuten statt 9 Minuten mit dem RRX. Mit Kopfhörern im Ohr und der Zeitung auf dem Schoß eigentlich kein Problem. Endlich komme ich mal wieder richtig zum Lesen, denke ich – wenn ich denn einen Sitzplatz bekomme. Glücklicherweise sind die Arbeitszeiten in der Redaktion etwas anders getaktet als die der meisten Arbeitnehmer oder Schüler. Um 8 Uhr muss ich noch nicht am Schreibtisch sitzen. Der Bus von Bielefeld nach Herford um 9.20 Uhr war zwar gut besetzt, aber jeder Reisende hat einen Platz gefunden – zumeist sogar, ohne dass jemand neben einem sitzt. Eine erste kleine Hürde hat sich allerdings vor dem Einstieg aufgetan. Welche Haltestelle ist denn nun die richtige? Das habe nicht nur ich mich gefragt, meine Mitreisenden sind ebenfalls von Fahrplan zu Fahrplan gelaufen, um den passenden Einstieg zu finden. Erfolgreich war ich nicht. Also entschied ich mich, einfach in der Mitte des Platzes stehenzubleiben, so lässt sich gut reagieren. Viel mehr Menschen sind abends unterwegs Und dann sehe ich ihn - einen Mitarbeiter der Bahn in greller Warnweste. Da hat es uns Pendlern die Bahn dann doch einfach gemacht. Denn kaum rollt der Bus an, ruft der Mitarbeiter laut über die Straße, dass das Gefährt da ist, das uns nach Herford und Löhne bringt. Easy. Lesen Sie auch: Zugausfälle wochenlang - Was Bahnreisende in OWL ab sofort wissen sollten Mit den neusten Nachrichten versorgt und frischer Musik auf den Ohren komme ich recht entspannt morgens am Herforder Busbahnhof an. Die Rückfahrten verlaufen dann aber nicht mehr so angenehm. Sehr viel mehr Menschen sind abends unterwegs. Die Busse sind teils nicht nur mit Personen, sondern auch mit Gepäckstücken vollgepackt. Und so heißt es für mich eine gute halbe Stunde stehen und den Mief mir fremder Menschen einatmen. Unangenehm. Mein Kollege Matthias Bungeroth ist einer dieser Menschen, die mit einem Koffer am Montagmorgen im Ersatzbus gereist sind. &bdquo;Ich schlafe die Woche bei meiner Freundin in Bielefeld“, klärt er auf. Dadurch falle die Pendelei zwar nicht weg, sei aber deutlich angenehmer. Die Fahrtzeit zwischen Herford und Bielefeld verdreifacht sich zwar in dieser Woche, aber das ist nichts gegen die Zeit, die er erst im Ersatzbus und dann in der Regionalbahn brauchen würde. Auch wenn das &bdquo;nur“ eine knappe halbe Stunde länger ist, als normalerweise, wenn er ausschließlich Zug fahren kann, aber diese Art zu pendeln zehrt. Schließlich geht es nicht nur um die reine Fahrtzeit, sondern auch um das Gedränge und das Umsteigen. Ein Bus kann einen Zug nicht wirklich ersetzen Immerhin funktionierte anfangs der Woche das SEV-Angebot aus Löhne nach Herford reibungslos. Der Gelenkbus stand an seinem angegebenen Haltepunkt auf dem Bahnhofsvorplatz in Löhne und fuhr auch auf die Minute genau ab. Er war allerdings &bdquo;rappelvoll“, nicht angenehm mit einem größeren Gepäckstück. Doch ein Bus kann einen Zug eben auch nicht wirklich ersetzen. Allerdings hapert es hier und da, wie so oft bei der Deutschen Bahn, bei der Kommunikation. Wer als Gelegenheits-Fahrgast in diesen Tagen in der Bahn-App die Verbindung Minden-Herford eingibt, bekommt diese auch angezeigt, mit einem Abschnitt auf der Bahnstrecke und einem per &bdquo;Bus EV“, wie es heißt. Also Ersatzverkehr mit Bus. Über die Gründe, warum man für diese Strecke nun bis zu 57 Minuten einplanen muss, wird man in der App nur rudimentär informiert. &bdquo;Von Einschränkungen in zwei Bauphasen“ und einem Ersatzverkehr ist da die Rede. Zudem gibt es einen Verweis auf die Internetseite zuginfo.nrw, wo man weitere Details finden könne. Das stimmt zwar, die Seite enthält aber eine Liste aller in NRW aktuell von Einschränkungen betroffenen Zuglinien. Das Scrollen auf der Seite will auf dem Handy kein Ende nehmen. Dann allerdings der entscheidende, kurze Hinweis auf die Abfahrt der SEV-Busse vom Löhner Bahnhofsvorplatz, Bereich 5. Aushänge am Bahnhof Herford hingen viel zu tief An der Bushaltestelle vor dem Herforder Bahnhof sieht es zunächst nicht viel besser aus, wie ein aufmerksamer NW-Leser beobachtet hat. Die Fahrpläne der Ersatzbusse hängen so tief unten an der Steele, wo die regulären Fahrpläne angebracht sind, &bdquo;dass ihn Dackel lesen können - wenn sie es denn könnten“, wie der NW-Leser in einer Zuschrift nicht ohne Ironie bemerkt. Da müssen selbst wir versierten Pendler schmunzeln.

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