Autodieb sagt vor Gericht aus: „Habe in der Haft erst verstanden, was ich angerichtet habe“

Herford/Löhne/Bielefeld. Am zweiten Prozesstag vor der 20. Großen Strafkammer hat ein 21-jähriger Autodieb aus Löhne ein umfassendes Geständnis abgelegt. Ihm wird dreifacher versuchter Mord vorgeworfen. Wie berichtet soll Kevin J. (Name von der Redaktion geändert) mit einem zuvor gestohlenen Sportwagen auf drei Männer zugefahren sein und zwei von ihnen schwer verletzt haben. Ein dritter Mann konnte sich durch einen beherzten Sprung zur Seite in Sicherheit bringen und wurde von dem Fahrzeug nicht erfasst. Vor Gericht schildert Kevin J. zunächst den Diebstahl des blauen Nissan 350 Z. Auf die Idee habe ihn ein Bekannter namens Luca gebracht, als er wieder einmal an einer Tankstelle in Herford, an der sich häufig Autoliebhaber treffen, den Abend verbrachte. Freund bringt ihn auf die Idee, ein Auto zu stehlen Luca habe J. erzählt, wie einfach man ein Auto stehlen könne. Er ließ sich eigenen Angaben zufolge die Vorgehensweise exakt schildern, um sie am nächsten Tag in die Tat umzusetzen. So habe er auf einem Anzeigenportal das erstbeste Auto ausgewählt und mit dem Verkäufer Kontakt aufgenommen. Dem arbeitslosen Angeklagten sei von Beginn an klar gewesen, dass er finanziell gar nicht in der Lage sei, das Fahrzeug zu bezahlen, denn er lebe, so seine Ausführungen, quasi von der Hand in den Mund und habe sich mit Verkäufen seiner Kleidung und anderer Dinge über Wasser gehalten. Regelmäßig habe er auch Geld von seiner Mutter, bei der er lebe, bekommen. Nachdem er sich mit dem Verkäufer zu einer Besichtigung verabredet hatte, kehrte er schließlich von einer Probefahrt nicht zurück, sondern floh mit dem Auto nach Herford. Hier besuchte er seine Freundin, führte ihr stolz sein neues Sportcoupé vor. Mit gestohlenem Auto der Freundin imponieren &bdquo;Meiner Freundin habe ich erzählt, ich hätte den Wagen mit gespartem Geld bezahlt“, so der 21-Jährige. Er habe dann mit der Freundin eine Probefahrt unternommen und wollte ein paar schöne Stunden mit ihr am Herforder Sender verbringen. Auf dem Weg dorthin sei ihm ein mit drei oder vier Personen besetzter BMW entgegengekommen – unter ihnen auch der geprellte Autobesitzer des blauen Cabrios. Lesen Sie auch: Dreifacher versuchter Mord in Herford: Richter schickt Autodieb in Untersuchungshaft &bdquo;Ich bin dann die Straße weitergefahren, plötzlich standen dann Pylonen auf der Straße“, so J. vor Gericht. Als er dennoch weitergefahren sei, soll plötzlich ein Feuerwehrmann auf der Straße gestanden und ihn in ein Gespräch verwickelt haben. &bdquo;Ich habe dann das Fahrzeug in einer Ausmündung gewendet, als ein Feuerwehrmann und auch ein Polizist auf mich zugekommen sind“. Aus Angst vor Entdeckung und einer möglichen Festnahme habe er Vollgas gegeben. Den Zusammenprall mit dem ersten Feuerwehrmann habe er gar nicht registriert. Allerdings sei beim starken Beschleunigen des PS-Boliden das Heck ausgebrochen. &bdquo;Den Feuerwehrmann habe ich nicht gesehen“, entschuldigt er sich. &bdquo;Da war genug Platz“ Kurz darauf sei er dann mit einem Feuerwehrfahrzeug, welches auf der rechten Spur der Straße einsatzbedingt abgestellt war, kollidiert. &bdquo;Das war sehr laut, weil auch meine Freundin geschrien hat“, berichtet er weiter. Neben dem Fahrzeug habe er einen Feuerwehrmann gesehen. Seiner Einschätzung zufolge sei er aber nicht in Gefahr gewesen. Warum er sich mit einem Hechtsprung zur Seite gerettet hat, kann J. nicht verstehen: &bdquo;Da war genug Platz“, so der Löhner, der nicht im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis ist und das Autofahren von seinem Vater gelernt haben will. Als er dann die Straße weiter fuhr, habe er erkannt, dass der BMW mit seinen Verfolgern quer auf der Straße stand, um ihm eine Weiterfahrt unmöglich zu machen. Der Besitzer des gestohlenen Nissans habe an der Fahrzeugseite gestanden. &bdquo;Ich wollte dann ausweichen, das klappte aber nicht mehr“, sagt der Löhner. Er habe ihn &bdquo;auf die Motorhaube aufgeladen“, dadurch die Sicht verloren und sei dann schließlich in den Graben gefahren. Vor Festnahme verprügelt worden Zu diesem Zeitpunkt sei er etwa 30 bis 35 Kilometer pro Stunde schnell gewesen. Bei dem Zusammenprall wurde der Fahrzeugbesitzer schwer verletzt. Daraufhin hätten die Begleiter des Schwerverletzten so lange auf ihn eingeschlagen, bis die hinzugeeilten Polizisten ihn festnehmen konnten. Auch Kevin J. musste nun im Rettungswagen versorgt werden. Eine ausgekugelte Schulter, Prellungen am Kopf, der Schulter und am Oberarm hätten zu drei Wochen starker Schmerzen geführt, berichtet er vor Gericht. In der Untersuchungshaft habe er genügend Zeit gehabt, über seine Fehler nachzudenken. &bdquo;Ich war einfach nur in Panik, ich bin doch kein Mörder“, teilt er mit. Er habe Angst vor Entdeckung gehabt, Angst, festgenommen zu werden, Angst vor den Drohungen des erbosten Autobesitzers und seiner Begleiter. &bdquo;Ich hatte nie im Sinn, jemanden umzufahren“, sagt Kevin J. mit klarer Stimme. &bdquo;Ich habe nur versucht, aus der Situation herauszukommen“, ergänzt er schließlich. Bereits im Krankenwagen habe er sich nach den Verletzten erkundigt, habe völlig unter Schock gestanden. Der Prozess wird am 28. Oktober fortgesetzt.

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