Dreifacher versuchter Mord in Herford: Angeklagter Autodieb aus Löhne will aussagen

Herford/Löhne/Bielefeld. Vor der 20. Großen Jugendkammer des Bielefelder Landgerichts begann der Prozess gegen einen 21-jährigen Autodieb aus Löhne mit der Verlesung der Anklageschrift. Der Mann soll unter anderem mit einem gestohlenen Wagen einen Unfall mit zwei Verletzten verursacht haben. Beide Unfallopfer, darunter ein Herforder Feuerwehrmann, wurden schwer verletzt. Die Liste der Anklagepunkte ist lang: Staatsanwalt Christoph Mackel beschuldigt darin Kevin J. (Name von der Redaktion geändert) des dreifachen Mordversuchs, der zweifachen gefährlichen Körperverletzung, des Diebstahls, des Fahrens ohne Fahrerlaubnis sowie der Straßenverkehrsgefährdung und Bedrohung. Unter dem Pseudonym &bdquo;Justin“ soll Kevin J. am 3. Mai dieses Jahres in einem Anzeigenportal im Internet vorgeben haben, einen Honda Civic im Wert von 2.000 Euro zu kaufen. Gemeinsam mit einem Freund soll er zu dem Verkäufer nach Spenge gefahren sein. Hier soll er den Verkäufer gebeten haben, eine kurze Probefahrt auf dem Hof des Besitzers zu machen. Mit anderem gestohlenem Fahrzeug in Herford liegen geblieben Doch anstatt auf dem Hof nur eine Runde zu drehen, soll er plötzlich Gas gegeben und mit dem unbezahlten Fahrzeug in Richtung Herford geflüchtet sein. Auf der Salzufler Straße sei die Batterie des Honda plötzlich defekt und der Pkw somit nicht mehr fahrtüchtig gewesen. So soll er das Fahrzeug einfach stehengelassen haben. Am 11. Mai soll J., ebenfalls über ein Kleinanzeigen-Portal im Internet, erneut einen Kauf vorgetäuscht haben. Auch hier hatte er laut Anklage eine Probefahrt vereinbart, von der er nicht zurückkehrte und stattdessen wieder mit dem erbeuteten Fahrzeug flüchtete. Der Besitzer des Nissan hatte den Diebstahl unter anderem in den sozialen Medien und im Freundeskreis thematisiert und Anzeige erstattet. Das Fahrzeug wurde zur Fahndung ausgeschrieben, Freunde und Bekannte hielten die Augen auf und entdeckten den Wagen am 12. Mai tatsächlich in Herford und informierten den Besitzer, der sofort mit drei Bekannten dorthin fuhr. Einsatzkräfte wollten Autodieb stoppen Im Bereich der Amselstraße/Senderstraße trafen die Männer in ihrem BMW schließlich auf den Autodieb, der in seinem gestohlenen Sportwagen sofort die Flucht ergriff. Als er aufgrund eines Verkehrsunfalls, für den Feuerwehr und Polizei den Streckenabschnitt zur Bergung des havarierten Fahrzeugs mit Pylonen absperrte, nicht weiter kam, soll der Angeklagte dennoch in den abgesperrten Bereich gefahren sein. Polizei und Einsatzkräfte der Feuerwehr wurden auf den blauen Nissan aufmerksam und versuchten, den Fahrer zu stoppen. Um sich seiner Festnahme zu entziehen, soll Kevin J. daraufhin das Fahrzeug gewendet haben. Ein Feuerwehrmann, der ihn an der Flucht hindern wollte und sich ihm in den Weg stellte, soll er daraufhin erfasst und schwer verletzt haben. Lesen Sie auch: Dreifacher versuchter Mord in Herford: Richter schickt Autodieb in Untersuchungshaft Ein weiterer Feuerwehrmann habe sich noch mit einem beherzten Sprung zur Seite retten können, er blieb unverletzt. In der Zwischenzeit soll der Besitzer des blauen Sportcoupés rund einhundert Meter weiter seinen BMW mittig auf die Straße gestellt haben, um eine Flucht des Autodiebes zu verhindern. Er sei dazu aus seinem Fahrzeug ausgestiegen und habe seitlich am Fahrzeug gestanden. Vollumfängliche Aussage angekündigt Kevin J. soll dennoch Vollgas gegeben und den Fahrer frontal erfasst haben. Er wurde bei dem Zusammenstoß schwer an der Schulter verletzt und musste notoperiert werden. Nach dem Zusammenprall soll der Löhner keine Kontrolle mehr über das Fahrzeug gehabt haben und in den Graben gerutscht sein. Dort erfolgte die Festnahme, später kam es zur Verkündung des Haftbefehls. Kevin J. sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Im Gespräch mit der NW kündigt Verteidiger Georg Schulze an, dass sein Mandant am nächsten Prozesstag vollumfänglich aussagen will. &bdquo;Mein Mandant erlebt in der Untersuchungshaft nicht einen Tag, an dem er die ihm zur Last gelegten Taten nicht ehrlich bereut“, so Schulze. Allerdings ist der erfahrene Strafverteidiger der Auffassung, dass der versuchte Mordvorwurf nicht haltbar sei. Das ergebe sich aus ihm vorliegenden Gutachten über die mögliche Aufprallgeschwindigkeit. &bdquo;Der Feuerwehrmann soll mit rund 15 Stundenkilometern erfasst worden sein“, berichtet Schulze weiter. Rechtsanwalt hat Zweifel an Mordvorwurf Der Autobesitzer sei mit 34 bis maximal 37 Stundenkilometern erfasst worden. Diese Geschwindigkeiten würden seiner Meinung nach nicht ausreichen, um einen versuchten Mord in den Raum zu stellen. &bdquo;Es geht in den nächsten Verhandlungstagen um die objektive Frage, ob der Mordvorwurf trägt und ob Jugendrecht zum Tragen kommen wird“, so Schulze. Der Prozess wird am Mittwoch, 9. Oktober, fortgesetzt.

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