Von Arztbesuch bis Konzert: So lässt sich das Pflegebudget clever nutzen

Herford. Mit ihrer Geschäftsidee hat Regina Wenzel einen Nerv getroffen. Die Sozialarbeiterin hat 2018 &bdquo;die Zeitfreunde“ gegründet. Dabei geht es nicht um Pflegeleistungen, sondern darum, gemeinsam Zeit zu verbringen, Unterstützung zu bieten, Menschen zu Behördengängen oder Arztbesuchen zu begleiten und Erlebnisse zu schaffen. Sechs Jahre später ist das Team der Mitarbeitenden auf 35 angewachsen und neben Regina Wenzel sitzt die Sozialpädagogin Nina Vo mit in der Geschäftsführung der GmbH. &bdquo;Es gibt immer mehr Menschen, die einen Pflegegrad haben, aber viele wissen nicht, wie sie das ihnen zustehende Budget nutzen können“, sagen die beiden Frauen aus Erfahrung. Pflegegrad 1 und der Entlastungsbetrag Das Angebot der &bdquo;die Zeitfreunde“ kann ab Pflegegrad 1 über die Pflegekasse abgerechnet werden. Ab Pflegegrad 1 besteht ein Anspruch auf einen Entlastungsbetrag in Höhe von bis zu 125 Euro im Monat. Dieser wird dem Betroffenen nicht ausgezahlt, kann aber für Betreuungsleistungen verwendet werden. &bdquo;Das Budget sammelt sich an, wenn es nicht genutzt wird“, erklärt Vo. Zum 30. Juni des Folgejahres verfällt der Betrag. Für 125 Euro ist es etwa möglich mit den &bdquo;Zeitfreunden“ drei Stunden im Monat zu verbringen. Lesen Sie auch: So unterstützen die &bdquo;Zeithelfer“ ein Hiddenhauser Ehepaar nach einem Schlaganfall Pflegegrad 2 - Umwandlung von Sachleistungen in Betreuungsleistungen Bei einem Pflegegrad 2 können zudem Pflegesachleistungen in Betreuungsleistungen umgewandelt werden. Wenzel: &bdquo;Je höher der Pflegegrad ist, desto mehr Leistungen stehen ihnen zur Verfügung.“ Doch bevor das Budget für Alltagsbegleitung genutzt werden kann, stehen viele Betroffene und Angehörige vor einer ersten Hürde. &bdquo;Sie wissen nicht, wie ein Pflegegrad beantragt wird und ob er ihnen überhaupt zusteht“, so Wenzel. Erst wenn diese Fragen geklärt sind, geht es um die eigentliche Nutzung des Budgets. Infoabend am 16. Oktober Die Informationen seien zwar bei der Pflegeversicherung und diversen anderen Institutionen zu finden, doch oftmals fehle Menschen eine direkte Erklärung, wissen die Geschäftsführerinnen aus zahlreichen Gesprächen. Aus diesem Grund bieten sie einen Informationsabend für Betroffene und Angehörige an. Fragen rund um die Beantragung eines Pflegegrades, was einer Person zusteht und wie sich das Budget nutzen lässt, sollen am Mittwoch, 16. Oktober, ab 18 Uhr, Schillerstraße 6 in Herford, im Mittelpunkt stehen. Eine Anmeldung ist erforderlich per Mail an info@diezeitfreunde.de. Mehr Informationen gibt es unter Tel. 05221 9507808. Altersgrenze ist offen 80 bis 85 Prozent der Zeitfreunde-Kunden sind Seniorinnen und Senioren. &bdquo;Wir gehen und betreuen auch in Pflegeheimen, begleiten auch hier die Menschen etwa zum Arzt oder unternehmen etwas gemeinsam“, sagt Wenzel, die froh ist, dass ihre Alltagsbegleitung von einigen Einrichtungen bereits selbstständig initiiert wird. So können die Menschen dort abgeholt werden, wo sie einen Bedarf haben. Lesen Sie auch: Unkalkulierbare Pflegekosten in NRW: Das müssen Pflegebedürftige und Angehörige zahlen Eine Altersgrenze gibt es bei &bdquo;die Zeitfreunde“ nicht: &bdquo;Unser jüngster Kunde ist drei Jahre alt, unser ältester 100“, sagt Vo. Dabei kann die Begleitung ganz unterschiedlicher Natur sein. Mitarbeiter bringen Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung etwa zum Sport oder zum Schwimmen und bleiben vor Ort bei ihnen. Es gibt Kunden, die sich eine Begleitung auf ein Konzert oder zu Essen gehen wünschen - &bdquo;um autonom und selbstständig zu sein“, weiß Vo. Aber auch Einsamkeit spiele eine große Rolle. &bdquo;Manche Personen wünschen sich einfach Kontakt, sie möchten sich unterhalten, etwas gemeinsam unternehmen.“ Darauf haben Wenzel und Vo reagiert und bieten zweimal im Monat zusätzlich Ausflüge an. Zeit, keine Pflege Das Team der &bdquo;die Zeitfreunde“ ist kein ambulanter Pflegedienst. Pflege- und Reinigungstätigkeiten bieten die Mitarbeitenden nicht an. Sie verstehen sich als Betreuungsdienst und Zeitschenker. &bdquo;Wir machen keine Pflege und deswegen haben wir Zeit“, sagen die Geschäftsführerinnen und weiter: &bdquo;Es geht uns darum, den einzelnen Menschen zu unterstützen.“

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