
Herford. Von den „Fahrenden Musikanten“ auf dem Rathausplatz bis zu Michaels Girkes Liedern aus dem „krummen, schiefen Herford“, von angolanischer oder italienischer Popmusik von Giusepe Argentiero, „Mister F“ und Freunden bis zur von der Nordwestdeutschen Philharmonie gespielten Sinfonie Nr. 4 von Felix Mendelssohn Bartholdy im Alten Güterbahnhof reichte das unsichtbare Musik-Netz, das um die 200 Akteure beim „Songlines“-Projekt des Stadttheaters zwischen neun Orten spannten.
Die „Songlines“ oder „Traumpfade“ der australischen Aborigines sind eine unsichtbare, mythische Landkarte, die per Gesang von Generation zu Generation weitergetragen wird und Grundlage und Orientierung bei ihren Wanderungen ist. Inspiriert von dieser Idee hatte das Stadttheater dazu eingeladen, Herford auf neuen Pfaden als klingenden Klangkörper zu erleben.

Bei der Eröffnung auf dem Rathausplatz lobte Bürgermeister Tim Kähler das Projekt als Ausdruck der kulturellen Vielfalt in der Stadt und als Beispiel dafür, „was sich erreichen lässt, wenn viele Menschen zusammenarbeiten“. Blasorchester der Feuerwehr Herford, der deutsch-russische Chor Rodnik, das Saxophon-Ensemble Saxissimo der Musikschule, der Bläserkreis des Kirchenkreises und der griechisch-stämmige Dudelsackspieler Konstantinos Sakkos eröffneten hier den langen Tag mit Melodien von „Amazing Grace“ bis „Weserbogen“.
Trattoria-Betreiber tauscht Herd gegen Mikrofon
Michael Girke, die Nordwestdeutsche Philharmonie oder auch die Organistinnen Dariia Lytvishko und Olga Zuhokova gehören zu den Künstlerinnen und Künstlern, die Musikfreunden in Herford nicht ganz unbekannt sein dürften. Dass Giuseppe Argentiero, Betreiber der Trattoria Il Baffino, gelegentlich den Herd gegen das Mikrofon eintauscht, ist schon weniger bekannt.
Erzählt hat Cosimo Argentiero natürlich auch – das entstandene Video war mit drei anderen zwischen den Sätzen der Bartholdy-Sinfonie im Alten Güterbahnhof zu sehen.
Wer nicht alle neun Stationen auf den „Songlines“ erwandern wollte, konnte mit dem „Songliner“ die etwas abseits gelegenen Spielstätten wie die Marienkirche erreichen, wo die Organistinnen Lytvishko und Zhukova ein Friedenskonzert gaben. Im Bus gab es auf den Etappen Live-Musik von lokalen Künstlern wie White Coffee, Julian Adler oder Felix Ende.
Noch unbekannter dürfte vielen der Chor der Alevitischen Gemeinde gewesen sein, der im Marta seinen Auftritt hatte und die Chance nutzte, sich und die alevitische Kultur zu präsentieren. Das Alevitentum ist keine Buchreligion, sondern ein Großteil von Geschichte, Glauben und Mythologie wurde durch die Jahrhunderte über Musik und Lieder überliefert – wie passend für einen Auftritt bei den „Songlines“.
„Von der Existenz des Chores habe ich in einem Imbiss am Neuen Markt erfahren“, sagte Theaterleiterin Marlies Leibitzki. Das war nicht der einzige Kontakt, der bei einem Essen zustande gekommen war. Eine Idee hinter „Songlines“ ist es, Menschen die vor längerer oder auch kürzerer Zeit zugewandert sind, eine Stimme zu geben und sie in Musik und Wort und über alle sozialen Grenzen hinweg zueinander zu bringen.
Gäste aus Armenien und Italien sind dabei
Daher hatte Produktionsleiter Erik Nikodym im Vorfeld Menschen mit solchen Geschichten gesucht und war beim Essen auf die Familie Argentiero gestoßen. „Wir haben mit Cosimo Argentiero über seine Geschichte als zugewanderter Italiener gesprochen und da hat er uns von seinem singenden Sohn Giuseppe erzählt. Dass der außer seinem Duo-Partner Mister F aus Angola auch noch Freunde und Freundinnen aus Armenien und Italien einladen würde, die mit ihm in der Trattoria Il Baffino singen würden, hatten wir natürlich nicht erwartet.“
Erzählt hat Cosimo Argentiero natürlich auch – das entstandene Video war mit drei anderen zwischen den Sätzen der Bartholdy-Sinfonie im Alten Güterbahnhof zu sehen.
Wer nicht alle neun Stationen auf den „Songlines“ erwandern wollte, konnte mit dem „Songliner“ die etwas abseits gelegenen Spielstätten wie die Marienkirche erreichen, wo die Organistinnen Lytvishko und Zhukova ein Friedenskonzert gaben. Im Bus gab es auf den Etappen Live-Musik von lokalen Künstlern wie White Coffee, Julian Adler oder Felix Ende.
Auch im Bus gibt es Musik
Bis zum Abschluss im Theater mit der Musikschulband „Metaresonance“ und DJ Tim waren alle Stationen wenn auch unterschiedlich gut besucht. Die künstlerische Leiterin Beate Schüler und Theaterleiterin Leibitzki, zogen am Ende des langen Tages eine positive Bilanz: „Alle Beteiligten waren engagiert dabei und haben ihr Publikum gefunden.“
„Songlines“ sind ein über das Programm „Spielraum“ des Landes gefördertes Projekt, das auf neue Wege in der Kulturvermittlung und nachhaltige Entwicklung setzt. Daher wird es nach „Songlines_Herford I“ im April 2025 einen mit „Songlines_Herford II“ überschriebenen Abend im Theater geben.