Nach Verkehrschaos: Durchfahrtsverbot zu Schulzeiten entpuppt sich in Herford als zahnloser Tiger

Herford. In einem Pilotprojekt hat die Stadt Herford vor zwei Schulen ein Durchfahrtsverbot erlassen, um für mehr Sicherheit auf dem Schulweg zu sorgen. Damit sollten Elterntaxis in unmittelbarer Nähe der Einrichtungen verbannt werden. Doch kaum jemand hält sich daran: Vor beiden Schulen herrscht täglich ein Verkehrschaos. Anwohner fordern Konsequenzen. Es ist 7.30 Uhr. Vor der Otto-Hahn-Schule an der Uhlandstraße herrscht Hochbetrieb. Schülerinnen und Schüler bahnen sich den Weg über die Kreuzung zur Goltzstraße, um zur Realschule zu gelangen. Viele von ihnen sind mit dem Fahrrad oder Roller unterwegs, andere gehen zu Fuß. Sie müssen höllisch aufpassen, wenn sie die Kreuzung queren, denn ein Elterntaxi nach dem Nächsten rollt morgens aus allen möglichen Richtungen heran. &bdquo;Warten Sie mal ab, was hier gleich erst los ist“, sagt eine Anwohnerin im Gespräch mit der NW. Die Dame sollte recht behalten: Die Verkehrssituation spitzt sich mit jeder Minute zu, da die Elterntaxis in die Kreuzung einfahren, um dort anzuhalten und ihre Kinder aus dem Fahrzeug steigen zu lassen. Genervte Pendler hupen und zeigen kein Verständnis für das Verkehrshindernis. &bdquo;Warten Sie mal ab, was hier gleich erst los ist“ &bdquo;Wo sollen wir denn sonst halten, wenn wir nicht in die Uhlandstraße fahren dürfen?“, beschwert sich die Fahrerin eines Kindes. &bdquo;In den Nebenstraßen natürlich, aber doch nicht hier im Kreuzungsbereich“, kontert ein Anwohner, der über die Verkehrssituation nur seinen Kopf schütteln kann. Lesen Sie auch: Verkehrschaos an Herforder Grundschule: So denken unsere Leser über Eltern-Taxis Das Durchfahrtsverbot gilt an Schultagen zwischen 7.30 und 8.15 Uhr und zwischen 13 und 15.15 Uhr. Wer nun denkt, dass das Verbot zumindest von den meisten Autofahrern eingehalten wird, der irrt: Gleich aus beiden Richtungen, also auch vom Wellbrocker Weg aus, fahren Elterntaxis verbotswidrig in die Uhlandstraße und behindern sich auf der einspurigen, engen Straße gegenseitig. Dazwischen: Schulkinder, die aufpassen müssen, von den Autos nicht erfasst zu werden. &bdquo;Das geht hier jeden Morgen so“, bestätigt ein weiterer Anwohner, der eigentlich zur Arbeit fahren möchte, aber als Anlieger im Verkehrsstau vor dem eigenen Haus zum Stehen kommt. Wohlbemerkt in der Straße, in der andere Autofahrer so gar nichts zu suchen haben zu dieser Zeit. Pilotprojekt erweist sich als zahnloser Tiger Doch nicht nur an den beiden Pilotschulen kommt es zu Problemen. Nicht viel anders sieht das Bild morgendlich an der Grundschule Obering aus - auch wenn hier kein Durchfahrtsverbot gilt. Auch hier ärgern sich Anwohner und Berufspendler über Elterntaxis, die täglich für einen Verkehrsstau sorgen und Schulkinder gefährden. Lesen Sie auch: Verkehrs-Chaos vor Herforder Grundschule: Polizei und Ordnungsamt greifen ein &bdquo;Viele fahren sogar auf die Lehrerparkplätze und sorgen damit selbst auf dem schuleigenen Gelände für Behinderungen, da sie ja auch wieder ausparken müssen“, ärgert sich eine Lehrerin, die darauf hinweist, dass auf der Einfahrt zum Parkplatz ein Schild mit dem Hinweis steht, dass der Parkplatz zwischen 7 und 16 Uhr explizit nur für Bedienstete der Schule gedacht sei. &bdquo;Was man daran nicht verstehen kann, verschließt sich mir völlig.“ &bdquo;Eltern-Haltestellen“ werden kaum frequentiert Sie informiert, dass in direkter Umgebung drei &bdquo;Eltern-Haltestellen“ eingerichtet worden sind. &bdquo;Und zwar an Stellen, an denen Eltern ihre Kinder aus den Fahrzeugen lassen können und keine Gefahr besteht“, führt die Lehrkraft weiter aus. Frequentiert würden diese ausgewiesenen Haltestellen aber kaum. Drei Schulen - drei identische Probleme. Anwohner haben genug von der Ignoranz so mancher Eltern und fordern endlich Maßnahmen seitens Polizei und Ordnungsamt. &bdquo;Muss denn erst etwas passieren, bevor man hier durchgreift?“, fragt eine Anwohnerin, die selbst Mutter eines schulpflichtigen Kindes ist. &bdquo;Es muss endlich eine Null-Toleranz-Strategie gefahren werden“, fordert sie im NW-Gespräch. Natürlich könnten Polizei und Ordnungsamt nicht zeitgleich überall sein. Aber regelmäßige Kontrollen müssten dringend her - und zwar mit direkten Konsequenzen. &bdquo;Erst wenn sie dann auch zur Kasse gebeten werden, könnten sie vielleicht ein Einsehen haben“, so die Mutter. Der erhobene Zeigefinger bringe nichts, wie sich gezeigt hat. Ordnungsamtsleiterin Petra Dieme weist darauf hin, dass das Ordnungsamt nur für den ruhenden Verkehr zuständig ist und die Problematik mit den Elterntaxis im Hoheitsgebiet der Polizei liege. &bdquo;Dennoch sind auch wir in Kooperation mit der Polizei regelmäßig an den Schulen im Einsatz, um mit den Fahrzeughaltern ins Gespräch zu kommen“, sagt Dieme. Doch überall zeitgleich könne man einfach nicht sein. Das bestätigt Polizeisprecher Uwe Maser und weist darauf hin, dass es nicht immer bei mündlichen Verwarnungen bleibe, sondern Regelverstöße durchaus geahndet würden. &bdquo;Unsere Beamte wissen um die Problematik an den Schulen und sind regelmäßig vor Ort“, sagt Maser, der erneut an die Autofahrerinnen und Autofahrer appelliert, sich an die geltenden Verkehrsvorschriften zu halten.

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