Herford und seine Fahrrad-Projekte: Ein Test ohne Ergebnis ist verschwendetes Geld

Herford. Die Fahrrad-Flunder war ein großer, per Lkw transportabler Fahrradständer an der Berliner Straße, die auf einem Parkplatz abgesetzt worden war. Das Problem mit der Flunder: Das verzinkte Stahlgestell wurde den ganzen Sommer über von der radfahrenden Zielgruppe ignoriert. Jetzt ist die Flunder weg, um just hinter der Werrebrücke an der Mindener Straße wieder aufzutauchen. Der neue Standort der Flunder ist nur rund weitere 70 Meter weiter von den altbekannten und fest installierten Fahrradständern an der Lübberstraße entfernt, als es am alte Standort der Fall war. Warum also der neue Platz gewählt wurde, ist ein Rätsel– wie auch einige Faktoren, die den Radverkehr in Herford fördern sollen, angesichts der bisherigen Resonanz wie ein Mysterium erscheinen. Mehr Infos: Hier können Herforder demnächst ihr Rad abstellen Monatelange Testphase ohne Reaktion Neben der Flunder sind da etwa die per Internet buchbaren Fahrradboxen auf den einstigen Autoparkplätzen an der Frühherren- und der Steinstraße und am Marta. 36.000 Euro haben die zwölf Geräte gekostet. Durchschnittlich einmal im Monat wurden sie bisher gebucht. Bei einem privatwirtschaftlichen Unternehmen wären bei solchen Zahlen längst alle roten Lampen angegangen. Klar lässt sich argumentieren, dass der transportable Ständer, wie die abschließbaren Fahrradboxen, ja nur Test-Angebote für die Radfahrer in Herford sein sollen. Angesicht der monatelangen Verweildauer an der Berliner Straße, ohne dass etwas passierte, wird der Test dann wohl als generationenübergreifendes Projekt in den zeitlichen Dimensionen des Dombaus zu Köln in die Stadtgeschichte eingehen. Mal sehen, was meine Ur-Ur-Ur-Enkel zu den Ergebnissen sagen. Mir fallen in diesem Zusammenhang übrigens noch ein paar Feldwege in Falkendiek ein, die es unbedingt verdienen, auf ihre Akzeptanz als Fahrradparkplätze untersucht zu werden. Aber im Ernst. Der Wunsch, die Herforder Bürger dazu zu animieren, auf das Rad umzusteigen, ist ehrenwert – und aus Klima- und Gesundheitsgründen sinnvoll. Das macht eine einfache Rechnung klar. Es gibt bessere Investitionen für die Umwelt Wer einen Liter Diesel im Auto verbraucht, setzt bei der Verbrennung 3,25 Kilo Kohlendioxid frei. Wer also 100 Kilometer durch die Stadt gondelt, kommt auf knapp 20 Kilogramm klimaschädliches CO2. Und: Die Fahrrad-Flunder am Bahnhof funktioniert doch prima. Warum also nicht dort ansetzen, wo es Sinn macht, Steuergeld zu investieren und sich Erfolge zeigen? Stattdessen wird ein Angebot gemacht, das über Monate nicht genutzt wird - aber eine Reaktion gibt es nicht. Die Flunder von der Berliner Straße hätte nahe dem Bahnhof wohl deutlich mehr Resonanz gefunden. Und noch eine Frage: Wenn klar ist, dass die abschließbaren Fahrradboxen nicht genutzt werden und hochdefizitär sind, warum stehen sie dann noch? Wenn sie wirklich innovativ sind, wird sich doch wohl eine andere Kommune finden, die sie mit Kusshand übernimmt. Mit dem Geld aus den Pkw-Parkgebühren an gleicher Stelle ließen sich die Verluste weiter eindämmen, auch wenn die Fördermittel zurückgezahlt werden müssten. Lesen Sie auch: Fahrradboxen-Posse in Herford - 36.000 Euro teuer und kaum genutzt Oder die Salzufler Straße mit ihrer nicht mehr ganz neuen Radspur: Die weitaus meisten Radfahrer ziehen offenbar den entspannteren Weg entlang der Werre vor. Wäre dort das Geld nicht besser investiert worden? E-Roller statt Fahrräder Die Kommunalpolitiker - am 24. September tagt der Verkehrsausschuss - sollten sich deshalb eingestehen, dass die Resonanz der Radfahrer also längst nicht so positiv ist, wie sie gewünscht und machmal herbeigeredet wird. Ein Beispiel ist die Vlothoer Straße. Durch die Ausweisung als Fahrradstraße sollte der Radverkehr gesteigert werden. &bdquo;Diese Zielsetzung wurde nicht erreicht“, stellte der Verkehrsausschuss nüchtern fest. Das mag auch etwas damit zu tun haben, dass die jüngeren Menschen verstärkt auf E-Roller setzen. Am Ende der Salzufler Straße, kurz vor der Autobahn, stehen immer Roller, oft bis zu sechs oder acht Stück in jeder Richtung, da die Geräte hier die Stadtgrenze erreichen und abschalten. Das ist nur ein kleiner Hinweis darauf, wohin die Mobilität steuert.

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