Kaum genutzte Fahrradboxen in Herford: Noch teurer als bisher bekannt?

Herford. Haben die bislang kaum genutzten, von der Stadt Herford angeschafften Fahrradboxen indirekt möglicherweise noch mehr Kosten verursacht, als bisher bekannt ist? Diese Frage stellt sich der Öffentlichkeit, nachdem die Debatte um die Parkcontainer nun auch den Verkehrsausschuss des Stadtrates erreicht hat. Der zuständige Beigeordnete Peter Böhm beantwortete in der jüngsten Sitzung ausführlich die Fragen, die der Ausschussvorsitzende Hans-Henning Warnecke (CDU) schriftlich gestellt hatte. Die Neue Westfälische hatte zunächst exklusiv über das Projekt und seine Auslastung berichtet. Böhm erläuterte, dass die an drei Standorten im Innenstadtbereich aufgestellten Fahrradboxen insgesamt 32.000 Euro Anschaffungskosten verursacht hätten, von denen die Stadt einen Anteil von 1.600 Euro übernommen habe. Der Rest sei gefördert worden. &bdquo;Die laufenden Kosten für den Betrieb und die Wartung betragen 240 Euro pro Fahrradbox pro Jahr“, so Böhm. Gleichzeitig stellt der Beigeordnete unumwunden fest, dass die Nachfrage der Boxen &bdquo;bislang sehr gering ist“. Im Schnitt gebe es &bdquo;ungefähr eine Buchung pro Fahrradbox pro Monat“. Das bedeutet: Die Boxen sind bislang für die Stadt Herford ein reines Zuschussgeschäft. Einige der Boxen liegen &bdquo;etwas versteckt“ Zwar hält die Stadt die Standorte an der Steinstraße sowie der Frühherrenstraße grundsätzlich für attraktiv, doch diese stünden hier &bdquo;nicht mitten auf einem Platz, sodass der unwissende Bürger nicht unbedingt per Zufall darauf stößt“. Dies gelte auch für den Standort am Marta, wo die Boxen ebenfalls &bdquo;etwas versteckt“ lägen. Am H2O, so Böhm weiter, lägen die Boxen vor dem Haupteingang, &bdquo;also eigentlich bereits optimal“. Dennoch sagt die Stadt auf Anfrage, dass die Standorte am Marta sowie H2O sowie der Frühherrenstraße &bdquo;grundsätzlich verschoben werden“ könnten, um die Nachfrage zu verbessern. &bdquo;Die Stadtverkehrsgesellschaft wird sich diesbezüglich auch weitere mögliche Standorte überlegen.“ Die Fahrradboxen an der Steinstraße und am H2O verfügten allerdings über einem Stromanschluss, damit dort E-Bikes und E-Scooter aufgeladen werden könnten. &bdquo;Hier wurden umfangreiche Tiefbauarbeiten durchgeführt, weshalb eine Verschiebung weg von diesen Standorten kaum zu rechtfertigen wäre“, so die Stadt. Daraus ergibt sich logischerweise die Frage, welche Kosten diese Tiefbauarbeiten für die Stadt Herford verursacht haben, die die Negativbilanz des Gesamtprojekts weiter verschlechtern würden. Anreize wie Gewinnspiele sind geplant Die Stadt gibt sich trotz der bisher mehr als mauen Nachfrage nach den Boxen kämpferisch. Man wolle vor der Verschiebung von Standorten &bdquo;erst einmal durch verstärkte Werbung sowie andere Anreize wie Gewinnspiele“ die Akzeptanz ankurbeln, so die Antwort von Böhm. Zudem seien &bdquo;Anpassungen bei den Nutzungsgebühren und eine auffälligere Folierung der Fahrradboxen denkbar“. Alle diese Maßnahmen würden also erneut Kosten für die Stadt verursachen. Kritische Fragen musste Böhm ebenfalls zu den von der Stadt angeschafften, mobilen Abstellanlagen für Fahrräder, den sogenannten &bdquo;Fahrradflundern“, beantworten. Diese habe die Stadt zunächst an insgesamt vier Standorten aufgestellt: Bahnhof, Berliner Straße, Wittekindstraße und Johannisstraße. Sie stammten vom niederländischen Hersteller Fietsvlonders (Fahrradflunder) und seien im Februar von der Stadtverkehrsgesellschaft (SVH) angeschafft worden. Kosten pro Stück inklusive Anlieferung: 4.000 Euro. Ziel sei es, mithilfe dieser mobilen Abstellanlagen herauszufinden, &bdquo;wo überall im Stadtgebiet ein Bedarf nach mehr Fahrradabstellplätzen besteht und wo (derzeit) nicht“, wie Böhm erläuterte. Damit wolle die Werrestadt nicht den Kurs anderer Städte gehen, &bdquo;Fahrradbügel direkt auf Kosten von einzelnen Auto-Parkplätzen fest zu verbauen“. Die Stadt wolle vielmehr mit den Fahrradflundern untersuchen, &bdquo;wo überall eine Umnutzung von Flächen zum Zwecke der Förderung des Radverkehrs aufgrund höherer Flächeneffizienz sinnvoll ist“. Fahrradflundern sollen Bedarf für Stellplätze ausloten Nach einem mehrmonatigen Test werde jeweils Bilanz gezogen. Werde ein Standort nicht gut angenommen, &bdquo;wird er wieder für den ruhenden Kfz-Verkehr freigegeben“. Der Standort Johannisstraße habe sich &bdquo;als voller Erfolg“ herausgestellt. Er weise pro Tag im Durchschnitt fünf bis sechs geparkte Fahrräder auf. Auch die Anlage am Bahnhof werde &bdquo;gut genutzt“. Lesen Sie auch: Herford und seine Fahrrad-Projekte: Ein Test ohne Ergebnis ist verschwendetes Geld An der Wittekindstraße sowie der Berliner Straße hätten die Fahrradplattformen während der sechsmonatigen Testphase oft leer gestanden. Die Standorte seien wieder für den ruhenden Verkehr freigegeben worden. Nun würden die Anlagen an der Mindener Straße (Höhe Asia Markt und Restaurant Fujiyama) sowie dem Amselplatz (gegenüber der Pizzeria Calimero) neu getestet (die NW berichtete). Kosten für die Verschiebung pro Stück: etwa 200 bis 250 Euro. Doch diese seien durch die neuen Erkenntnisse sowie die Vermeidung von Kosten für unnütz aufgestellte Fahrradständer gerechtfertigt, argumentiert die Stadt.

Meistgelesen