Warum zwei Rentner Mitbewohner für eine besondere WG in Herford suchen

Herford. &bdquo;Die Idee zu einem Gemeinschafts-Wohnprojekt ist vor gut achteinhalb Jahren entstanden“, sagt Josef Meurer. Damals waren er Mitte 50, seine Frau Gisela Platzbecker Anfang 60. &bdquo;Damals stellten wir uns erstmals die Frage, wie wir alt werden wollen“, sagt er, und schnell sei klar geworden, dass sie das in einer größeren Gemeinschaft tun wollen. In einer Herforder Stadtvilla fanden sie den passenden Ort. Für das Paar gibt es viele Gründe für das gemeinschaftliche Wohnen – vom verkleinerten ökologischen Fußabdruck bis zum möglichst lange selbstständigen Leben im Alter. Sie begannen sich über Formen des gemeinschaftlichen Wohnens zu informieren, lebten in einem Projekt mit 20 Menschen in einem früheren Kindererholungsheim in der früheren DDR, dann in Nähe von Koblenz. Schnell war klar, dass sie nicht in einem Gemeinschaftsprojekt mit mehreren individuellen Wohneinheiten und optionalen Gemeinschaftsräumen, sondern wirklich gemeinschaftlich leben wollen. Nach geeigneten Immobilien hatten sie lange im Osten gesucht, aber viele Objekte seien entweder zu teuer oder derart sanierungsbedürftig gewesen, dass sie nicht infrage gekommen seien. Acht Zimmer mit 20 Quadratmetern Dann seien sie auf die Stadtvilla, Bielefelder Straße 6, aus dem Jahr 1889 gestoßen und hätten sich zum Kauf entschlossen. Das Haus bietet auf drei Etagen, mit insgesamt 400 Quadratmetern, acht mit jeweils etwa 20 Quadratmetern annähernd gleich großen Zimmern, großen Gemeinschaftsräumen und mehreren Bädern, Wirtschaftsraum, zwei Küchen und Gästezimmern Platz für bis zu acht Menschen. Die Zimmer kosten derzeit rund 400 Euro plus Nebenkosten, die sich aber noch nicht genau beziffern lassen, weil noch keine Jahresabrechnungen vorliegen. Viele Kosten, etwa Internetanschluss, werden geteilt, und eine Waschmaschine für alle sei vorhanden – das spare Geld. Obwohl das Haus in gutem Zustand ist, ist es derzeit eingerüstet. &bdquo;Wir bekommen eine Photovoltaik-Anlage inklusive Wall-Box und produzieren demnächst unseren eigenen Strom“, sagt Meurer. Das Paar sucht per Anzeigen und über www.bring-together.de Interessierte. &bdquo;Alter, Geschlecht und Herkunft sind egal“, sagt Platzbecker, &bdquo;aber die Chemie muss passen.“ Um das herauszufinden, gehört das Probewohnen zum Prozess. &bdquo;Meistens ist schnell klar, ob es passt oder nicht“, sagt Meurer. Es seien schon eine ganze Reihe Menschen da gewesen, zwei Frauen inzwischen auch eingezogen, Meike, eine Ärztin aus Bielefeld, und eine junge Frau, die ein Berufskolleg an der Hermannstaße besucht. Kleiner werden, ist nicht leicht Die unterschiedlichen Tagesabläufe seien kein Problem, aber Absprachen seien wichtig. Wenn abends für alle gekocht werde, müsse der Koch oder die Köchin ja wissen, wie viele Personen vor Ort sind. Zu viert sei das alles noch recht unproblematisch, wenn das Projekt größer werde, müsse es vermutlich in größeren Abständen Treffen geben, in denen über Organisatorisches und das eigentliche Zusammenleben gesprochen werden soll. &bdquo;Vielleicht ist auch ein externer Coach sinnvoll“, sagt Platzbecker. Vieles soll sich aber im Zusammenleben entwickeln. Dabei gehe es auch um einen Geben und Nehmen. Hilfreich sei es, wenn die Einzelpersonen sich Gedanken darüber gemacht hätten, was sie erwarten aber auch, was sie beisteuern können – und auch, was es bedeutet, sich auf 20 Quadratmeter zu begrenzen. &bdquo;Wer in ein Gemeinschaftsprojekt einziehen möchte, sollte sich vorher gut kennen. Gerade, wenn man lange alleine auf vielleicht 60 oder 70 Quadratmetern gewohnt hat, kann es schwerfallen, sich nur auf das Notwendigste zu beschränken“, sagt Platzbecker. Auch Meurer und Platzbecker mussten ihre Wohnung aufgeben, aber neben der Ausstattung ihrer eigenen Zimmer stammt auch ein Teil der Möblierung in den Gemeinschaftsräumen und im Esszimmer aus der Heidelberger Wohnung. Kontkat zu den beiden Der Neustart in Ostwestfalen sei ihnen dagegen nicht schwergefallen. &bdquo;Es gibt viel Kultur, etwa das Marta, aber auch fantastische Konzerte, und immer Gelegenheit mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Mit Bahnhof, Innenstadtnähe, kurzen Wegen zum Wasser und in den Aawiesenpark, sei das Haus wirklich optional gelegen. Und wer unbedingt die Großstadt Bielefeld brauche oder wie Meike dort arbeitet, sei mit Bahn oder E-Bike ruckzuck dort. Die so viel kolportierte ostwestfälische Zurückhaltung hätten sie jedenfalls bisher nicht erlebt,. Mitwohninteressenten können sich per Email an Herbie6@posteo.de wenden. &bdquo;Viele Wohnprojekte haben einen Namen“, sagt Meurer lachend: &bdquo;Wir haben zwar noch nicht darüber gesprochen, aber ich denke, dass &bdquo;Herbie6“, zusammengesetzt aus Herford, Bielefelder Straße und Hausnummer gute Chancen hat, sich durchzusetzen.“

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