Gabriele Münters Heimkehr: Ausstellung in Herford endet am Sonntag

Herford. Natürlich nimmt Gabriele Münters Bild &bdquo;Dorfstraße mit Kindern“ einen besonderen Platz in der Ausstellung &bdquo;Gabriele Münter. Meine Sache ist das Sehen“ ein. Das Bild entstand 1911 während eines Aufenthaltes der 1877 geborenen und 1962 verstorbenen Künstlerin in Herford. &bdquo;Die Umgebung hat viele Motive für mich“, schrieb sie damals an Wassily Kandinsky, mit dem sie in Murnau lebte und arbeitete. Lange nur als seine Schülerin und Lebensgefährtin wahrgenommen, wird Münter erst seit einigen Jahren als eigenständige Künstlerin wahrgenommen. Mit 80 ihrer Arbeiten aus allen Schaffensphasen zeigt die Stiftung Ahlers Pro Arte eine umfassende Ausstellung von musealer Qualität. Präsentiert wird das Schaffen der deutschen Expressionistin von ihren frühen Arbeiten in Paris über die Werke aus der gemeinsamen Zeit mit Wassily Kandinsky und den Künstlern des Blauen Reiters bis zu ihrem Spätwerk der 1950er Jahre. &bdquo;Lange Zeit wurde sie nur als Schülerin oder Muse Kandinskys wahrgenommen“, sagt der Kunsthistoriker Rainer Stamm, der die Ausstellung gemeinsam mit Gloria Köpnick kuratiert hatte. Experimente mit Flächen und Farben Es gebe zwar Gemeinsamkeiten wie die Beschäftigung mit der volkstümlichen Kunst mit ihren kräftigen Farben als ein Ausgangspunkt. So ist Gabriele Münters &bdquo;Dorfstraße mit Kindern“ in der Technik der bayrischen Hinterglasmalerei ausgeführt. Wie bei allen Künstlerinnen und Künstlern, ging es beiden darum, in der Auseinandersetzung mit den Kunstströmungen ihrer Zeit ihre eigene Sprache zu finden. &bdquo;Wie Kandinsky beschäftigte sich Münter auch mit Abstraktion, ging seinen Weg aber nicht mit“, sagt Rainer Stamm. Aber noch im Spätwerk finden sich Experimente mit Flächen und Farben. Eine der jüngsten Arbeiten ist &bdquo;Dackel für Jan“ aus dem Jahr 1956. Mit Jan ist der Kunstsammler und Herforder Unternehmer Jan Ahlers gemeint, der sich gut mit Münter verstand und den Grundstock für die Sammlung Ahlers legte. Etwa 30 der rund 80 Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken, Collagen und kunstgewerblichen Objekte der Ausstellung stammen aus dieser Sammlung. Weitere Arbeiten stammen aus Museen und von privaten Leihgebern. Malerin lebte in Herford Landschaften und Porträts wechseln sich mit anrührenden Stillleben ab. Weitere Höhepunkte der Ausstellung sind die in Murnau entstandenen Landschaftsbilder sowie Gemälde der 1920er Jahre, in denen sich Gabriele Münter mit der Malerei der Neuen Sachlichkeit auseinandersetzte. Als Tochter des Arztes Carl Friedrich Münter hatte Gabriele Münter von 1878 bis 1884 in Herford gelebt und besuchte später immer wieder die Heimatstadt ihrer Kindheit. &bdquo;Die Ausstellung ist also so etwas wie die Heimkehr der Gabriele Münter“, sagte Stella Ahlers, Geschäftsführerin der Stiftung. Neuer Standort für die Stiftung Seit 2016 war die Stiftung in Elverdissen ansässig, zunächst mit Vorträgen, ab 2017 auch mit Ausstellungen. &bdquo;Es war schwierig, Besucherinnen und Besucher in den Außenbezirk zu holen, daher sind wir froh, in der Villa ein angemessenes Domizil direkt neben dem Marta gefunden zu haben“, sagt Ahlers, und Christian Torner, ebenfalls Geschäftsführer der Stiftung und Kurator, ergänzt: &bdquo;Es ist auch schön, dass wir mit der Villa Räume mit einem Saloncharakter gefunden haben, die in etwa dem Charakter der vorherigen Räume entsprechen.“ Auch die Nähe zu Marta und Bahnhof seien weitere Pluspunkte des Standortes. Mit der Ausstellung könnte der Einstand kaum besser sein, denn mit Ausstellungen in Wien 2023/24 und Paris 2025 wird Münter gerade international als eigenständige Künstlerin entdeckt. Am 24. Oktober kommt ein Spielfilm &bdquo;Münter & Kandinsky“ in die Kinos. &bdquo;Den möchten wir natürlich möglichst noch während der Ausstellung in Herford präsentieren“, sagt Ahlers. Neben den Ausstellungen werde es weiterhin ein Vortragsangebot mit hochrangigen Referentinnen und Referenten geben. &bdquo;Jetzt haben wir etwas mehr Platz für Zuhörende, etwa 120 können wir wohl hereinlassen “, sagt Ahlers: &bdquo;Die Vorträge in den alten Räumen waren ja quasi immer sofort ausgebucht.“ So wird am 27. September 2024, um 19 Uhr Ivan Ristic, der Senior-Kurator am Wiener Leopold Museum zu Gast sein, wo die Münter-Retrospektive 2023 stattgefunden hatte.

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