Herforder Jugendzentrum gibt queeren Menschen einen sicheren Ort zum Austausch

Herford. Die Regenbogenfahne steht für Vielfalt und Selbstbehauptung, sie gilt als Zeichen für Akzeptanz, Toleranz und Offenheit. Wo sie weht, drückt sie die Verbundenheit mit der LGBTQIA+-Szene aus. Der Mensch steht hier im Vordergrund und nicht seine sexuelle Orientierung. Doch mit der Gleichbehandlung hapert es noch, auch gibt es immer mal wieder Anfeindungen gegen Personen aus der LGBTQIA+-Szene. Das berichten Julia Paar, Lina Zschieschang und Kaja Kroes vom AWO-Jugendzentrum &bdquo;die9“. Die Leiterin des Jugendzentrums Julia Paar und die beiden Honorarkräfte berichten von Beschimpfungen und fiesen Sprüchen, die die jungen Erwachsenen vom queeren Treff schon erleben mussten. Der Raum für die Menschen, die sich nicht in erster Linie als heterosexuell oder cisgeschlechtlich identifizieren, soll daher noch sicherer gestaltet werden. &bdquo;Vorhänge sind noch wichtig“, sagt Lina Zschieschang. Einen Seiteneingang, um anonymer in die Räume des Treffpunkts zu gelangen, gibt es schon. Dieser werde auch genutzt. Jeden Montag von 17 bis 19 Uhr ist der queere Treff geöffnet. &bdquo;Was ihr hier auf die Beine gestellt habt, ist notwendig“, sagt Max Lucks. Der grüne Bundestagsabgeordnete, der das Jugendzentrum während seiner Sommertour &bdquo;Lucks auf dem Land“ besucht, setzt sich für Menschenrechtspolitik ein. So informierte er sich nach dem Einblick über den queeren Treffpunkt im Gespräch mit Jesiden und Jesidinnen über deren Situation vor Ort. Lucks fordert: &bdquo;Der Schutz für geschlechtliche Vielfalt muss ins Grundgesetz.“ Queerer-Treff bietet Auszeit von zu Hause Der queere Treff ist ein offener Treffpunkt für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 27 Jahren, der kurz vor Beginn der Corona-Pandemie ins Leben gerufen wurde. Mittlerweile kommen hier wöchentlich etwa zehn junge Leute zusammen, teilen ihre Gedanken, quatschen, spielen Gesellschaftsspiele oder kochen gemeinsam. Es geht aber auch mal zusammen ins Theater, ins Kino oder wie zuletzt auf den Christopher-Street-Day nach Bielefeld, ein Gedenk- und Demonstrationstag von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und Intersexuellen, der mittlerweile in vielen deutschen Städten gefeiert wird. &bdquo;Der Austausch und das Zusammenkommen stehen hier im Fokus“, sagt Lina Zschieschang. Manche Personen kommen aber auch hierher, um eine Auszeit von ihrem Zuhause zu bekommen, wenn sie dort mit ihrer Sexualität nicht akzeptiert werden. &bdquo;Es gibt unterschiedliche psychologische Belastungen in der Gruppe“, sagt Kaja Kroes. Ein Beratungsangebot finde hier aber nicht statt. &bdquo;Wir sind ein Jugendzentrum, da müssen wir eine Grenze ziehen“, sagt Leiterin Paar, fügt aber an: &bdquo;Unsere Honorarkräfte sind geschult und wissen, wo es Beratung gibt.“ Geld fehlt, um das Angebot für Jüngere auszuweiten Max Lucks ist gemeinsam mit grünen Kommunalpolitikern auf Kreis- und Stadtebene vor Ort, um sich über den Treffpunkt zu informieren. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Maik Babenhauserheide, Kreistagsabgeordnete Irmgard Pehle sowie Johannes Ridderbusch, Vorstandssprecher des Stadtverbands Herford, horchen bei den Fragen der Finanzierung auf. &bdquo;Vieles scheitert an finanziellen Ressourcen“, sagt Julia Paar. Etwa erweiterte Treffzeiten. Mittlerweile habe sich eine queere Gruppe etabliert, in der alle um die 20 Jahre alt sind. &bdquo;14-Jährige finden dort nicht wirklich ihren Platz. Wir wünschen uns daher eine zweite Treffzeit für Jüngere“, so Paar. Die Gelder, die dem Jugendzentrum zur Verfügung stehen, würden für die Instandhaltung des Hauses und des derzeitigen Angebots benötigt: &bdquo;Da bleibt nichts für große Sprünge übrig.“ Die Leiterin bemühe sich daher um Fördermöglichkeiten, bei denen auch Personal- und nicht nur Materialkosten gedeckt werden. &bdquo;Das ist wichtig, um das Angebot zu professionalisieren.“ Sorge macht das Erstarken rechter Parteien Notwendig scheint das zu sein. &bdquo;Junge Leute machen sich Gedanken, ob sie nach den Menschenrechten genug geschützt sind“, heißt es von den Honorarkräften. Viele würden mit Sorge eine zunehmende Queerfeindlichkeit bei rechtskonservativen und rechten Parteien beobachten. Vor allem mit Blick auf das Erstarken der AfD und die am Sonntag, 1. September, stattfindenden Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen. Lucks: &bdquo;Wir kümmern uns viel um den Osten, aber auch wir hier haben Probleme.“ Wer sich über den queeren Treff informieren möchte oder Hemmungen vor dem ersten Besuch hat, kann sich vorher per E-Mail an BiJu@awo-owl.de oder unter Tel. 05221 1749613 an das Team wenden.

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