30 Ja-Worte in vier Stunden: Ein Konzept für die Zukunft der Kirche im Kreis Herford?

Herford. Heidi Pahmeyer und Manfred Dunst gehören zu den Paaren, die sich bei der ersten Herforder Segenshochzeit in der Marienkirche das Ja-Wort geben. &bdquo;Wir sind seit 37 Jahren ein Paar und haben während Corona im kleinsten Rahmen standesamtlich geheiratet“, sagt der ehemalige Musiker bei der Nordwestdeutschen Philharmonie. Pahmeyer und Dunst sind eines der vier Paare, die sich wirklich erst am Tag der Segenshochzeit spontan für ein Ja-Wort im kirchlichen Rahmen entschieden und noch einen freien &bdquo;Slot“ erwischen konnten. Sie werden von Pfarrer Christian Rasch gesegnet, der als &bdquo;Joker“ eingeplant war, um auch spontanen Hochzeitswilligen ein Zeitfenster anbieten zu können. Er habe im Vorfeld der Hochzeiten die wohl kürzesten Traugespräche seiner Laufbahn als Pfarrer geführt, sagt er später. Einige Paare entscheiden sich spontan &bdquo;Angemeldet hatten sich 26 Paare, vier weitere sind im Laufe des Tages spontan dazu gekommen“, sagt Pfarrer Gerald Wagner von der Marienkirchengemeinde, der die Gesamtkoordination der Segenshochzeit übernommen hatte. Die Segenshochzeiten finden im Halbstundentakt im Rosengarten, vor dem Hochchor, am Taufbecken und in einer kleinen Seitenkapelle der Marienkirche statt. Die acht beteiligten Pfarrerinnen und Pfarrer hatten sich vorher auf einen Ablauf geeinigt. &bdquo;Statt des Ringetausches wird ein Band geflochten, bei dem je ein Faden für einen der Partner, das dritte Band für Gott steht“ erklärt Pfarrerin Simone Rasch. Lesen Sie auch: Herforder Kirchengemeinden bieten Möglichkeit zu einer Pop-Up-Hochzeit Für Deko, Fotografin, Musik, Selfie-Ecke, Getränke und Snacks und für die Erfassung der Daten hatten die Gemeinden, unterstützt vom Kirchenkreis, gesorgt. Vier Kirchenmusiker begleiten die Zeremonien an der Orgel, Klavier oder in der Hochzeitskapelle auch nur mit Gesang. &bdquo;Dass wir viel vorgeben mussten, haben die Paare gerne akzeptiert“, sagt Wagner: &bdquo;Viele waren sogar erleichtert, dass ihnen in Zeiten des Trends zu Mega-Märchenhochzeiten im TV-Format mit ihrem Stress Entscheidungen abgenommen wurden.“ Das sind die Gründe Für alle Paare sei es ein entspannter, schöner Tag gewesen. Wagner: &bdquo;Die Zeremonie gilt, wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, also etwa mindestens ein Partner oder eine Partnerin Kirchenmitglied ist und die Personalien eindeutig festgestellt sind, im kirchlichen Sinne als Trauung, ersetzt allerdings keine standesamtliche Trauung.“ Dafür, dass die Daten ordentlich erfasst werden, sorgen vier Gemeindesekretärinnen der beteiligten Gemeinden. Sie füllen mit viel Liebe auch die Urkunden mit Foto aus, die die Paare als Erinnerung an den Tag mitnehmen können. &bdquo;Einige Paare sind dabei, die während Corona standesamtlich geheiratet haben und aus unterschiedlichen Gründen die kirchliche Trauung bisher nicht gefeiert haben“, sagt Wagner: &bdquo;Andere erneuern nach 25 oder 50 Jahren Ehe ihr Eheversprechen. Die jüngste Person war 25, die älteste 81 Jahre alt.“ Julia Krohne und Jan Menninghaus sind seit fünf Jahren ein Paar, bisher nicht standesamtlich verheiratet und wollen das auch nicht ändern. &bdquo;Uns ist aber der kirchliche Segen wichtig“, sagt das Paar aus der Bünder Lydia-Gemeinde: &bdquo;Als wir von der Möglichkeit der Segenshochzeit hörten, haben wir uns sofort gemeldet.“ Zum dritten Mal &bdquo;ja“ gesagt Sandra Linnemann und Barbara-Christiane Engel aus der Petri-Gemeinde hatten zuvor schon zwei Mal &bdquo;Ja“ gesagt, einmal zur &bdquo;eingetragenen Lebenspartnerschaft“ und nach der Öffnung der Ehe für alle noch einmal, und zwar immer an einem Freitag, 13. Mai. &bdquo;Da es erst 2033 wieder einen Freitag, 13. Mai, geben wird, haben wir uns für die Segenshochzeit entschieden“, sagt Linnemann: &bdquo;Für uns bedeutet Ehe, die Bereitschaft in guten wie in schlechten Zeiten Verantwortung füreinander zu übernehmen. Das ist uns wichtig, auch wenn wir nicht das Bett teilen.“ Lesen Sie auch: Pop-up-Hochzeiten und Rudelgucken als Mitgliedermagnete in Herford: Kirche muss überraschen Das neue Format kommt an. &bdquo;Wir mussten einige Paare auf das nächste Jahr vertrösten“, sagt Wagner. Bereits jetzt stehe fest, dass es auch 2025 eine Segenshochzeit in der Marienkirche geben soll. Auch die kleine Kapelle, die am Samstag erstmals für Hochzeiten verwendet wurde, werde wohl zukünftig öfter den Rahmen für ein Ja-Wort bilden. Es gebe eben Menschen, die einen kleinen abgeschlossenen Raum der Zeremonie im großen Kirchenraum vorziehen. Die erste Herforder Segenshochzeit mit der Zusammenarbeit aller evangelischen Kirchengemeinden war eine Premiere, für den Superintendenten Olaf Reinmuth sogar eine, die den Weg Richtung Zukunft der Kirche weist, denn in Zeiten schwindender Mitgliederzahlen werde Kooperation und gleichzeitiges Aufrechterhalten der Individualität immer wichtiger.

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