Vorwurf gegen Herforder Firma Sulo: Mitarbeiter sollte an Aufgaben scheitern

Herford. Im Streit zwischen einem Sulo-Vertriebsmitarbeiter in Herford und Geschäftsführer Peter Kamps legen die IG Metall und der Herforder Arbeitsrechtsanwalt Klaus Pahde nach. Es geht, wie berichtet, um den Vorwurf, dass der betreffende Mitarbeiter durch die Geschäftsführung mit Aufgaben betraut worden sein soll, die er nicht schaffen konnte. Ein Scheitern an diesen Aufgaben sollte dann als Grundlage für eine Kündigung dieses Mitarbeiters herangezogen werden. Das Unternehmen selbst hat sich gegenüber dieser Redaktion bislang nicht inhaltlich zu dem Fall geäußert, weist diese Vorwürfe nach unseren Recherchen jedoch zurück. Nun legt die IG Metall Herford Abschriften eines internen E-Mailverkehrs zwischen Peter Kamps, Geschäftsführer der Sulo Deutschland GmbH, bei der der betreffende Vertriebler beschäftigt ist, und anderen Instanzen des Hauses Sulo (auch an anderen Standorten) vor. Die E-Mails sollen belegen, dass es interne Absprachen gegeben hat, die nur ein Ziel hatten: Den betreffenden Mitarbeiter, der Mitglied der IG Metall ist, kündigen zu können. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen bereits versucht, über eine Änderungskündigung eine deutliche Reduzierung des Gehalts des Mitarbeiters zu erreichen. Pahde reichte dagegen eine Klage ein, die erfolgreich war. Doch damit ließ es die Geschäftsführung nicht bewenden, wie Markus Krecht, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Herford, in einem Pressegespräch sagte. &bdquo;Die Vorwürfe gehen dahin, dass Herr Kamps im Zusammenwirken mit anderen Entscheidungsträgern im Konzern versucht, einen Vertriebsmitarbeiter mit hochgradig unanständigen, moralisch verwerflichen Methoden, die möglicherweise auch strafrechtlich relevant sind, aus dem Unternehmen zu vertreiben“, so Krecht. Lesen Sie auch: Wollte die Firma Sulo einen kranken Mitarbeiter vergraulen? Interne E-Mail-Absprachen bei Sulo Der Erste Bevollmächtigte präsentierte eine Abschrift mehrerer E-Mails, die zwischen Kamps und anderen Mitarbeitenden des Hauses Sulo in dieser Personalangelegenheit stattgefunden haben sollen. So eine E-Mail vom 28. Juni 2024 an einen Mitarbeitenden, der sich in der Antwort als Group Commercial Strategy Director von Sulo bezeichnet. Darin beauftragte Kamps, so die IG Metall, den Adressaten damit, einen Vorschlag zu machen, der seinen Anforderungen entsprechen solle. Die E-Mail ist, wie im Sulo-Konzern üblich, auf Englisch geschrieben. Diese Version liegt der Redaktion ebenso vor, wie eine deutsche Übersetzung. Wörtlich heißt es darin am Ende: &bdquo;The target is to get him fired within 6 month“ (zu Deutsch: Das Ziel ist, ihn innerhalb von 6 Monaten zu feuern.). Man habe nur eine Chance, den Fall zu lösen, und zwar ihm eine Aufgabe zu geben und ihn daran scheitern zu lassen. Zuvor wird der betreffende Mitarbeiter auch als &bdquo;schlechter interner Vertriebsmitarbeiter“ bezeichnet. Als Aufgabenfelder nennt Kamps der Mail zufolge unter anderem Marktforschung, Marktpotenzial-Analyse Akquise, Budgetplanung, Kundenbetreuung, Teilnahme an Messen und vieles mehr. Das alles solle in zwei Ländern stattfinden, &bdquo;ohne Schaden zu verursachen“, so der Wortlaut der E-Mail auf Deutsch übersetzt. Die noch am selben Tag gesendete Antwort schlägt Lateinamerika (namentlich Brasilien), Asien oder Afrika vor. Gestellte Aufgabe war nahezu unmöglich Mit E-Mail vom 1. Juli 2024, so die von der IG Metall Herford vorgelegten Abschriften, schreibt Kamps an den betreffenden Vertriebsmitarbeiter, dass dessen administrative Vertriebsaufgaben auf Österreich beschränkt würden, in denen man &bdquo;auch in Zukunft eine kontinuierlich hohe Leistung“ erwarte. Als Exportmanager werden ihm die genannten Tätigkeitsfelder in Brasilien übertragen, die von einem neuen, separaten Büro aus wahrgenommen werden sollten. &bdquo;In einem zweiten Schritt werden vier weitere Exportländer hinzugefügt“, heißt es. Im Arbeitsvertrag des Herforders heiße es, dass dieser für insgesamt fünf Exportländer verantwortlich sei. &bdquo;Bis Ende der KW 27 (Kalenderwoche 27, Anm. d. Red.) erwarten wir einen klaren Plan, in welchem Zeitrahmen (. . .) die Aufgaben ausgeführt werden“, heißt es in der vorgelegten E-Mail-Abschrift weiter. Dieses Vorgehen der Geschäftsführung erzeugt bei Rechtsanwalt Pahde nur Kopfschütteln. &bdquo;In Brasilien passiert für Sulo nichts“, sagt Pahde. Es gebe dort keine Ansprechpartner und keine Kunden. &bdquo;Man hat ihm ein Gebiet gegeben, in dem er nichts erreichen konnte.“ Innerhalb von vier Tagen eine solche Liste von Aufgaben abzuarbeiten sei nicht möglich, so Pahde. Zudem müsse sich der betreffende Mitarbeiter aufgrund seines Gesundheitszustands auf Reisen vorbereiten und könne nicht von heute Morgen losfahren. Lesen Sie auch: IG Metall und Sulo in Herford im Streit um Tariferhöhungen Schadensersatz und Schmerzensgeldansprüche Der Mitabeiter habe Kompetenzen in Osteuropa und bisher stets gute Beurteilungen seiner Arbeit erhalten und wolle im Unternehmen weiter erfolgreich arbeiten, so der Herforder Rechtsanwalt. Nachfragen des Mitarbeiters, etwa, wer ihn einarbeiten könne und wie er die anstehenden, kurzfristigen neuen Aufgaben mit Urlaubsvertretungen einer Kollegin vereinbaren solle, beantwortet Kamps in einer von der IG Metall präsentierten E-Mail brüsk. &bdquo;Ich sehe keinen Grund, warum eine Woche nicht ausreichen sollte, um einen klaren Plan auszuarbeiten, wie sie vorgehen möchten“, schreibt Kamps in der im Original ebenfalls auf Englisch abgefassten E-Mail. &bdquo;Ich werde ihnen nicht hinterherlaufen, um Fortschritte zu erzielen, Sie müssen liefern“, fügt Kamps hinzu. Alle Aufgaben seien rechtzeitig, vollständig und konkret zu erfüllen. &bdquo;Das werden wir uns nicht gefallen lassen als IG Metall“, schimpft Krecht. Man habe keinen Stress mit Sulo Deutschland. Doch der Kurs des Geschäftsführers Kamps in diesem Fall sei nicht hinnehmbar. Und: &bdquo;Aus Sicht der IG Metall ist er in der Funktion nicht tragbar.“ Rechtsanwalt Pahde kündigt an, dass sein Mandant sich noch in dieser Woche an die Compliance-Abteilung von Sulo wenden werde. &bdquo;Wir werden Schadensersatz- und Schmerzensgeldansprüche geltend machen“, so der Anwalt weiter. Diese Forderung gehe an den Geschäftsführer und werde voraussichtlich im fünfstelligen Bereich liegen.

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