Alle Trassen führen durch Herford: Was die Varianten der DB für den Standort bedeuten

Herford. Die Trassenbaupläne der Deutschen Bahn auf der Strecke Bielefeld-Hannover konkretisieren sich und lösen zugleich in Herford eine neue Debatte aus. Es geht um Milliardenkosten und Arbeiten, die bei fünf der vorgeschlagenen zwölf Varianten den Herforder Norden jahrelang zu einer Großbaustelle machen könnten. Die allerdings gehören nicht zu den Trassenentwürfen, die von den Fachleuten in einer Kriterienliste favorisiert werden. &bdquo;Die Einschnitte, die diese Trassen mit sich bringen, sind gravierend und nicht hinnehmbar“, erklärt Jens Köster, Vorsitzender der Initiative Widuland. &bdquo;Unsere Region ist durch Siedlungsraum, Naturschutzgebiete sowie Trink- und Heilquellen geprägt. Diese müssen geschützt werden.“ Im Herforder Norden führten die fraglichen fünf Varianten über das Falkendieker Gebiet. Frank Schäffler, FDP-Bundestagsabgeordneter aus Bünde und Haushaltspolitiker, bezeichnet die Vorschläge der Bahn als &bdquo;Verschwendung von Steuergeldern“, da sie jeweils mit längeren Tunnelbauprojekten arbeiten. Lesen Sie auch: Zwölf Varianten für Trasse Hannover-Bielefeld vorgestellt Fünf SPD-Bundestagsabgeordnete, darunter Stefan Schwartze (Herford/Bad Oeynhausen) sowie Achim Post (Minden), kritisieren insbesondere die kurzfristige Kommunikation der DB über die neuen Pläne. Sie sagen zudem: &bdquo;Es ist absolut unverständlich, warum keine der Trassenvarianten den von allen Vertreterinnen und Vertretern der Region einhellig geforderten Ausbau der Bestandsstrecke berücksichtigt.“ Damit werde einmal mehr deutlich, dass das &bdquo;sogenannte Beteiligungsverfahren der Deutschen Bahn diesen Namen nicht verdient. Hier werden die Interessen der Region mit Füßen getreten und über sie hinweg entschieden.“ &bdquo;Mehr Kapazität in die Region bringen“ Bauprojektleiter Carsten A. Müller betonte hingegen, dass die vorgeschlagenen Varianten dazu dienten, &bdquo;mehr Kapazität in die Region zu bringen. Das schaffen wir nur, wenn wir zwei Gleise bauen.“ Das Projekt Hannover–Bielefeld schaffe Platz auf den Gleisen für zusätzliche Regionalzüge. Für Herford würden, so Angaben der DB, Deutschlandtakt und S-Bahn-Konzept OWL &bdquo;fast doppelt so viele Regionalzüge bedeuten. Je Stunde fahren heute an dem Bahnhof Herford zehn Regionalzüge ab. Zukünftig würden am Bahnhof Herford 17 Regionalzüge die Stunde abfahren.“ Lesen Sie auch: Neue ICE-Strecke könnte diesen Herforder Ortsteil treffen Diese Verdoppelung gehe einher mit der Absicht der Hansestadt Herford, &bdquo;das Bahnhofsumfeld zur Mobilitätsdrehscheibe auszubauen, um schnelle, direkte und komfortable Mobilitätsangebote zwischen Herford und den umliegenden Kommunen zu fördern“, so die DB auf ihrer Projekt-Webseite. Rainer Engel, Vorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn in OWL und Referent für den Deutschlandtakt, der den Planungen zugrunde liegt, teilt die fachlichen Bewertungen der Experten, die die Trassenentwürfe im Auftrag der DB in den Kategorien Umwelt, Raumordnung und Technik geprüft haben und dabei den Varianten 3 und 5 die besten Noten gegeben haben: &bdquo;Dem würden wir uns anschließen.“ .responsive23-5h8fnJhULhFlydER-map-bahntrasse-bielefeld-hannover { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-5h8fnJhULhFlydER-map-bahntrasse-bielefeld-hannover { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-5h8fnJhULhFlydER-map-bahntrasse-bielefeld-hannover { padding-top: 142.86%; } } &bdquo;Doppelt so viele Züge nach Rheine“ V3 &bdquo;verläuft in der Schaumburger-Börde bestandsnah und untertunnelt das Wesergebirge bei Nammen. Danach überbrückt V3 die Weser bei Vlotho und verläuft anschließend weitgehend im Tunnel über Bad Salzuflen nach Bielefeld“, so die Beschreibung der Bahn. V5 verlaufe in der Schaumburger Börde bestandsnah und untertunnele das Wesergebirge bei Kleinenbremen. Danach überbrücke V5 die Weser bei Vlotho und verlaufe anschließend weitgehend im Tunnel über Bad Salzuflen nach Bielefeld, heißt es im Entwurf. Die beiden Trassen haben insgesamt eine Tunnellänge von rund 25 Kilometern. Insgesamt sind die Varianten V1 bis V12 laut DB von Bielefeld nach Hannover zwischen 88 und 102 Kilometer lang. Die Varianten V1, V4, V6, V7 und V11 haben innerhalb Herfords eine Teillänge von 13 Kilometern. Davon sind den Angaben zufolge vier Kilometer Tunnel. Die Varianten V2, V3, V5, V8 und V10 haben innerhalb Herfords eine Länge von acht Kilometer. Davon sind fünf Kilometer Tunnel. Die Varianten V9 und V12 sind vier Kilometer lang. Davon ist ein Kilometer Tunnel. Vorteil des Ausbaus laut DB: Die Taktung in Richtung Köln werde verdoppelt, &bdquo;indem der RRX4 über Herford nach Remagen und der RRX6 von Herford aus nach Koblenz fährt. Mit der S61 und dem RE61 werden doppelt so viele Züge von Bielefeld über Herford und Osnabrück nach Rheine fahren.“ Zudem schaffe die S74/ der RE78 eine halbstündliche Verbindung von Paderborn über Bielefeld nach Minden – mit stündlicher Weiterführung nach Nienburg. Durch die Erweiterung könne mit Herford Gaußstraße ein neuer Halt realisiert werden, an dem die S72 zwischen Herford und Paderborn fahre. &bdquo;Davon würde Herford profitieren“ &bdquo;Die Bahn ist klimafreundlicher als Auto oder Flugzeug. Zum Beispiel erzeugt eine reisende Person von Herford nach Hannover mit dem Intercity 12 Kilogramm CO2e weniger als mit dem Auto“, betont die DB. Zudem sparten Reisende mit dem Zug 16 Minuten Fahrzeit gegenüber dem Auto. Und: &bdquo;Mehr Gleise schaffen mehr Platz für einen Zuwachs im Fernverkehr über die aktuellen Pläne hinaus. So können Anbieter auch zusätzlich zum Fahrplan vom Deutschlandtakt Linien anbieten.“ Zudem betonen die DB-Planer, dass das S-Bahn-Konzept OWL die Möglichkeit schaffe, neue Halte einzuplanen. &bdquo;Davon würde Herford profitieren. Mit der Haltestelle Herford Gaußstraße wird zwischen Herford Hauptbahnhof und Bad Salzuflen eine zweite Haltestelle in Herford für den Nahverkehr geschaffen.“ An der Gaußstraße werde aktuell zudem ein Neubau der Geschwister-Scholl-Realschule geplant. &bdquo;Die S-Bahn-Haltestelle würde die Schule gut anbinden. Die S72 fährt zwischen Herford und Paderborn und schafft eine direkte Verbindung von der Gaußstraße über Bad Salzuflen, Lage, Detmold und Altenbeken nach Paderborn.“ Notwendige Voraussetzung sei eine Realisierung des Bahnprojekts Hannover–Bielefeld. Dennoch dürften noch spannende Debatten folgen. Regionale Foren in Vlotho, Herford und Bielefeld seien geplant, so Müller.

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