Mit Video und Fotos: So geht es an Herfords prominentester Baustelle voran

Herford. Langsam fließt der Beton aus dem Mischer in den Silo. Wenig später schwebt der orangefarbene, trichterförmige Behälter, vom Kran gehoben, in den stahlblauen Herforder Sommerhimmel. Bauarbeiter auf den Gerüsten sorgen dafür, dass das noch flüssige Material zügig in die Verschalung fließen kann. &bdquo;Hat prima geklappt“, freut sich Robert Krüger von der Firma Transbeton aus Löhne, die das Baumaterial für die Baustelle des Archäologischen Fensters anliefert. Ein ganz normaler Tag auf der prominentesten Baustelle der Werrestadt. &bdquo;Wir sind im ersten Bauabschnitt ziemlich gut in der Zeit“, sagt Stefan Horstmann von der Wirtschaftsförderung der Stadt Herford, der gemeinsam mit seinem Kollegen Ronald Klink den exklusiven Blick hinter die Kulissen dieses Projektes möglich gemacht hat. Die Stadt Herford ist Bauherrin des Archäologischen Fensters an dem geschichtsträchtigen Platz zwischen dem Münster und dem Rathaus. Ziel sei es, das Bauprojekt bis August 2025 abzuschließen, erläutert Horstmann den weiteren Zeitplan. &bdquo;Gebäude 1 ziehen wir jetzt hoch, damit im Oktober der erste Bauabschnitt steht“, sagt Horstmann, der für die technische Betreuung von Bauprojekten zuständig ist und sich sichtlich über den guten Fortgang der Arbeiten freut. Das zweigeschossige Gebäude, das in diesen Wochen von der Herforder Firma AKD Bau fertiggestellt wird, hat durchaus bemerkenswerte Details. &bdquo;Die Kostensteigerung wäre zu immens gewesen“ Horstmann: &bdquo;Wir haben ein betoniertes Dach.“ Dieses soll im Nachhinein verklinkert werden. &bdquo;Ursprünglich sollte der Beton eine Färbung haben. Aber das haben wir rausgelassen.“ Hintergrund: Diese Färbung Richtung gelb, die eine Angleichung an die hellen Fassaden von Münsterkirche und Rathaus möglich gemacht hätte, hätte zugleich die Kosten des Projekts um einen geschätzt sechsstelligen Betrag erhöht. &bdquo;Diese Kostensteigerung wäre zu immens gewesen“, betont Horstmann. Lesen Sie auch: Archäologen machen neue Funde zur Herfoder Frühgeschichte Deshalb ist nun ganz normaler Sichtbeton in der Verwendung, der an diesem Tag, wie beschrieben, gerade wieder angeliefert wird. Doch der Bau des Archäologischen Fensters bleibt eine spannende Sache, wie man beobachten kann. Einstweilen kann der nicht in den Hintergrund des Projekts eingeweihte Beobachter den Eindruck bekommen, hier wächst ein ganz schlichter, nicht sonderlich aufregender Betonbau in die Höhe. Bauarbeiter füllen die vorbereiteten Verschalungen mit dem breiigen Werkstoff. Es geht zu, wie auf zahlreichen Baustellen landauf, landab. Doch die Raffinessen des Projekts erschließen sich beim genauen Betrachten des Objekts und unter fachkundiger Führung. Im Keller von Gebäude 1 sieht es düster aus. Doch genau dort bekommen künftige Besucherinnen und Besucher einen einmaligen Blick in die Geschichte der Hansestadt. Polier Werner Rath: &bdquo;Ich messe die Fundamente aus“ Denn ein rechteckig von Betonwänden umschlossenes Areal, das aktuell scheinbar nur Erde am Boden enthält, wird künftig ein Archäologisches Fenster sein und Einblicke in die Fundamente eines alten Damenstifts geben, wie Horstmann beim Blick in die Tiefe erläutert. Archäologen haben an dieser Stelle, wie er zusammenfasst, bauliche Reste unter anderem aus dem 11., 15. und 18. Jahrhundert gefunden. &bdquo;Diese werden die Archäologen dann noch freilegen.“ Lesen Sie auch: Archäologisches Fenster in Herford: Bauprojekt stößt auf unerwartete Hindernisse Sie zu erhalten und als Dokumente der reichhaltigen Geschichte aufzubewahren und zugänglich zu machen, ist ein Hauptziel des Projekts im Herzen der Stadt. Ein Kostenrahmen von rund sechs Millionen Euro soll bei der Realisierung nicht überschritten werden, erläutert Horstmann. Beim Gang über die Baugerüste von Haus 1 mit einer Bruttogrundfläche von 375 Quadratmetern merkt man schon, dass auch ein dreistöckiges Gebäude Vorsicht beim Gehen abverlangt und Höhenangst eine schlechte Voraussetzung für die Ausübung eines Berufs am Bau ist. Der Panoramablick aber mit dem Münster auf der einen und dem Rathaus auf der anderen Seite ist schon überwältigend und in dieser Form nur vom Baugerüst aus zu sehen. Nebenan bei Gebäude 2, das direkt ans Münster anschließt und eine Fläche von 170 Quadratmetern hat, ist Polier Werner Rath in einer kleinen Baugrube zu sehen. &bdquo;Ich messe die Fundamente aus“, erzählt Rath. Historische Mauern sollen hier mit neuen Wänden aus Beton sozusagen ummantelt werden. Wenn der Bauexperte die historischen Gebäude in der Nachbarschaft betrachtet, nickt er anerkennend. &bdquo;Das kriegt heute keiner mehr hin.“ Weitere Grabungsstelle: &bdquo;Dort hat man eine Latrine gefunden“ Vor allem würde es viel zu viel Geld kosten, handgefertigte Ziegelmauern heute in dieser akkuraten Form hochzuziehen, sagt Rath. In einem allerdings sei das moderne Bauhandwerk dem der vergangenen Jahrhunderte schon überlegen. &bdquo;Früher hat auch ein Menschenleben nichts gekostet“, sinniert Rath. Denn natürlich habe es früher bei Bauprojekten manch ein Todesopfer gegeben. Lesen Sie auch: Grundstein zum Archäologischen Fenster gelegt Rath weist auf eine weitere Grabungsstelle ein paar Meter weiter. &bdquo;Dort hat man eine Latrine gefunden“, sagt er. Auch das werde für die Nachwelt erhalten und demnächst für Besucher zu sehen sein. Derweil sind seine Kollegen Ali Sadar und Milan Weßling dabei, Verschalungen, in die später Beton gegossen werden soll, mit Füllmaterial abzudichten. Das Radio läuft, die Musik lässt die Arbeit auch bei den sommerlichen Temperaturen etwas leichter fallen. Die Herforderinnen und Herforder dürfen gespannt sein, welche neuen Einblicke ihnen das Archäologische Fenster demnächst in die Stadtgeschichte bieten wird.

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