Zwischen Pixel und Pigment: Marta Herford und Kunsthalle Bielefeld erkunden die Zukunft der Malerei

Herford/Bielefeld. Seit Aufkommen der Digitaltechnik durchdringen sich Alltagsrealität und Digitaltechnologien. Analoges und Digitales verschmelzen zu einer hybriden Gegenwart. Das gilt so auch in der Kunst. In der gemeinsam entwickelten Ausstellung &bdquo;Zwischen Pixel und Pigment. Hybride Malerei in postdigitalen Zeiten“ erforschen das Marta Herford und die Kunsthalle Bielefeld die Schnittstellen zwischen digitaler und analoger Welt am Beispiel der Malerei, der wohl klassischsten Kunstgattung. Das aus den Museumsleiterinnen Kathleen Rahn (Marta), Christina Végh (Kunsthalle), Benedikt Fahrnschon (Kurator Kunsthalle) und Ann Kristin Kreisel (Kuratorin Marta) bestehende kuratorische Team hat für die Gruppenausstellung über 150 Arbeiten von 25 internationalen Künstlerinnen und Künstlern oder Duos ausgewählt. Darunter sind Werke von Pionieren und Pionierinnen der digital geprägten Malerei. Dass sich schon Andy Warhol mit Maus und Malprogramm am Atari beschäftigte, dürfte viele überraschen, zu sehen in Bielefeld. Im Marta sind Werke der kürzlich verstorbenen Vera Molnar zu sehen, die schon in den 1950er Jahren frühe algorithmische Programme mit der Hand entwickelte und später an ersten Großrechnern ihre Motive programmierte und ausdruckte. Was an den Wänden hängt Peter Kogler gehört zu den Künstlern, die in beiden Häusern vertreten sind. In Herford zeigt er auf einer riesigen Wandfläche teils frühe Arbeiten, die von wiederkehrenden Motiven wie der Ameise zum Muster und von dort zum Raum führen, letzterer umgesetzt als 14 Meter hoher Schaft in der Kunsthalle. Die Arbeit bezieht sich einerseits auf die umgebende Architektur und lässt andererseits wie bei der Augmented Reality Innen und Außen ineinander fließen. Ein Blickfang in der Kunsthalle ist die Arbeit &bdquo;Ezeiza“ von Corinne Wasmuht, die auch im Marta vertreten ist. Langsam gemalt in Öl auf Holz, bewegt sich das riesige Bild auf der Grenze von digital collagiert und analog gemalt, inklusive &bdquo;digitalen“ Fehlstellen und Bildfehlern. &bdquo;Zitrisch das Auge vollaufen lassen“ heißt eine von Tim Berresheim für die Kunsthalle geschaffene Arbeit, für die er 14 Arbeiten der Kunsthallen-Sammlung einscannte und die Farbwerte und Höhenprofile mit einem Computerprogramm quasi zu seiner digitalen Palette machte, um die neue Arbeit entstehen zu lassen. Bilder aus ASCII-Zeichen (Jacqueline Humphries, in beiden Häusern zu sehen) oder die Arbeiten der gelernten schwedischen Handweberin Charlotte Johannesson, die ihre Webmuster erst auf Millimeterpapier und später Computer &bdquo;Apple II“ Pixel für Pixel entwarf, zeigen wie nah Malerei und das Digitale beieinander liegen. Das Künstlerlinnenduo &bdquo;KAYA“ (Kerstin Brätsch, Debo Eilers) zeigt im Marta ihre Installation &bdquo;KAYA’s House“, eine Art begehbare Sammlung von Bezügen, einer Art dreidimensionaler Hypertext. Digitale und reale Welt verschmelzen Das Duo Mukenge/Schellhammer generiert mit einem Virtual-Reality-Programm digitale Malereien, in denen virtuelle und reale Welt verschmelzen. Die daraus entstandenen digitalen Videos werden als Teil einer Skulptur präsentiert und schließlich zu einem Gemälde auf Leinwand. &bdquo;Künstlerische Geste, Körper, Raum und Muster waren immer Themen in der Malerei“, sagt Kunsthallen-Direktorin Christina Végh. &bdquo;Und die finden sich auch als Kategorien in der computergestützten Malerei“, ergänzt Marta-Direktorin Kathleen Rahn, die den Besuchenden damit eine kleine Orientierung in der prallen Doppelausstellung an die Hand gibt. Orientierung in den Ausstellungen gibt es in der Interkit-App – digital. Die Ausstellung selbst wirkt übrigens ziemlich &bdquo;analog“ – flimmernde Monitore oder Videoarbeiten gibt es nur selten, aber wenn, dann lohnen sie das Anschauen. Zu sehen ist meist physisch Greifbares – meist in zwei Dimensionen und in Malerischer Anmutung. Die Pixel sind nicht Konkurrenz zum Pigment, sondern nur weiteres Material in der hybriden Malerei, das allerdings eigenen Regeln folgt und neue Möglichkeiten eröffnet. Und vielleicht ebenfalls nicht ganz unwichtig: Beide Ausstellungsteile funktionieren für sich und als Teile eines Ganzen.

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