Herfords Busrevolution – Eine Chance oder das Ende des Alten Marktes?

Herford. Ein 30-Minuten-Takt und mehr Haltestellen: Die Stadt Herford ist dabei, ihren Busverkehr umzukrempeln. Der neue &bdquo;Zentrale Knotenpunkt“ wird der ZOB (Zentrale Omnibusbahnhof) am Bahnhof – ohne dass kostenträchtige Umbauten nötig sind – und vorbehaltlich der Zustimmung des Rats. Der Weg zur Bahn wird damit schneller. Die Innenstadt soll von dort aber auch in maximal 10 Minuten erreichbar sein und deutlich mehr Busse sollen bis 19 Uhr Haltestellen in der City ansteuern. Der Busverkehr, bei dem sich die Fahrzeuge auf dem bisherigen Rendezvous-Punkt Alter Markt knubbelten, wird sich dort zeitgleich aber deutlich verringern. In der Vergangenheit haben – wie etwa bei Bekanntwerden der Pläne 2016 – bereits Geschäftsleute Kritik an dem Vorhaben geäußert. Der Bus-Knotenpunkt im Herzen der Innenstadt bringt bisher noch Kundschaft, die die City künftig wohl nicht mehr ansteuern wird. Es gibt bisher noch die Kunden, die sich bis zum Eintreffen ihrer Linien die Auslagen anschauen – und dann spontan etwas kaufen oder Kaffee trinken. Diese Menschen würden künftig am ZOB warten oder eventuell an den Haltepunkten in den Bereich der Lübberstraße aussteigen. Die Pläne im Detail: Stadt Herford stellt Busverkehr neu auf: Wo ein neuer Verkehrsknotenpunkt entsteht Parkgebühren in Herford zunächst doch nicht erhöht Für ältere und gehbehinderte Menschen wird es wiederum auf einigen Linien die Möglichkeit geben, wie bisher schon, direkt im Zentrum auszusteigen. Der BVO bringt das neue System nach eigenen Angaben betriebswirtschaftliche Vorteile. Busse, die fahren, sind nun mal lukrativer als solche, die sich am Alten Markt minutenlang knubbeln. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Herford eine der wenigen Städte ist, die (noch) einen solchen Rendezvous-Punkt im Herzen ihrer Innenstadt besitzen. Und ich kann nicht behaupten, dass dieses Alleinstellungsmerkmal das Stadtbild positiv beeinflusst. Das Umkrempeln wird aber auch wichtigere Erkenntnisse bringen: Es geht um die Frage, ob der wohl ab 2025 veränderte ÖPNV mit seinem Halbstunden-Takt, den zusätzlichen Haltestellen und dem Anforderungssystem für Kleinbusse im ländlichen Bereich, mehr Menschen zum Umstieg auf den Bus verleitet. Deshalb sollen die Parkgebühren in Herford – anders als zunächst durchgesickert – vorerst nicht erhöht werden, so Bürgermeister Tim Kähler. Parkgebühren in Herford dürfen nicht steigen Nach drei Jahren wird sich feststellen lassen, ob und in welchem Umfang Herforder Autofahrer zum ÖPNV konvertierten. Oder ob, was ja im Sinne des Klimas und der Verkehrsbelastung wünschenswert wäre, nicht sogar noch deutlich mehr Kunden von außerhalb per Bus in die Innenstadt fahren. Das wiederum hängt an weiteren Punkten: Wie wird der Herforder ÖPNV mit dem Rest des Kreisgebiets und dem ÖPNV Lippes verbunden? Immerhin gehört zur Wahrheit, dass die Geschäfte in der Innenstadt nicht allein von den busnutzenden und radfahrenden Herfordern leben können. Und hier gehört auch zur Wahrheit dazu, dass auch ein großer Teil dieser Kunden nun mal aus ländlichen, ÖPNV-unterversorgten oder gar ganz busfreien Gebieten mit dem Auto anreist. Daher macht es mehr als Sinn, die Parkgebühren – aber auf jeden Fall auch die Zahl der Parkplätze im Stadtgebiet – auf dem bisherigen Niveau zu belassen. Und es geht auch um eine zweite Frage: Wird das mögliche Plus an Fahrgästen den zusätzlichen finanziellen Aufwand der Stadt von rund 1,7 Millionen Euro rechtfertigen? Das ist der Betrag, um den die städtischen Kosten bei der von der Verwaltung favorisierten Variante steigen soll. Denn zur Ehrlichkeit gehört auch, dass nach drei Jahren genau geschaut wird, von wo aus und wohin die Fahrgäste fahren und auch bei den Linien nachgesteuert wird. Und natürlich geht es auch darum, bei nicht oder nicht ausreichend genutzten ÖPNV-Angeboten Konsequenzen zu ziehen.

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