Herforder Unternehmen stecken im Stimmungstief

Kreis Herford. Bereits der gewählte Tagungsort im Untergeschoss des neuen Bora-Gebäudes an der Herforder Ringstraße lässt erahnen, dass die Stimmung der weitaus meisten in der Industrie- und Handelskammer (IHK) organisierten Unternehmen aus dem Kreis Herford derzeit im Keller ist. &bdquo;Die konjunkturelle Lage ist aktuell nicht besonders rosig. Und auch die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate passen nicht zum Frühlingsanfang“, skizziert die Herforder IHK-Vizepräsidentin Alexandra Altmann die Situation im Bereich der Industrie. Die IHK fragt zwei Mal im Jahr bei Handel, Industrie und im Dienstleistungssektor die Einschätzungen und Entwicklungen ab. Die Aussichten für die kommenden Monate Die Stimmung ist aktuell in der Industrie – 73 Unternehmen mit 7.046 Beschäftigten haben geantwortet - geprägt von den außenpolitischen Problemen, dem Krieg in der Ukraine, den Spannungen zwischen den USA und China oder der Krise im Nahen Osten. Dazu kommen die heimischen Probleme, die die Unternehmen zum Teil in Berlin verorten: Energiepreise, Fachkräftemangel, die Uneinigkeit der Ampel und die Frage nach der Zuverlässigkeit bei wirtschaftspolitischen Entscheidungen führen sie an. Das zeigt sich beim sogenannten Konjunkturklimaindikator, einem Stimmungsbarometer, dessen Wert derzeit bei 86 liegt – und damit deutlich unter der 100-er Marke, die als Mittelmaß gilt. Damit ist der Wert gegenüber der Herbstbefragung (Stimmungswert 74) zwar gestiegen aber immer noch tendenziell negativ. Rund 12 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Lage als gut, rund 48 Prozent als befriedigend und rund 40 Prozent als schlecht. Zum Vergleich: Noch im Herbst 2022 gab es so gut wie kein Industrieunternehmen, das in der IHK-Befragung von einer schlechten Lage gesprochen hatte. Gleichzeitig hat sich die Auslastung der Produktionskapazitäten wieder erhöht. Dieser Trend schlage sich aber nicht bei den Aussichten für die kommenden Monate nieder, so die Herforder IHK-Vizepräsidentin weiter: 43 Prozent der Unternehmen gehen von einer ungünstigeren Geschäftslage aus, nur 5 Prozent erwarten eine wirtschaftlich günstigere Situation. Diese Einschätzungen hängen mit den von den Unternehmen genannten wichtigsten Risiken zusammen: der Entwicklung der Inlandsnachfrage, den Energiepreisen und den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Investitionen werden verschoben Entsprechend mau sind auch die Ertragsaussichten: Nur 8 Prozent erwarten steigende, dagegen 63 Prozent sinkende Erträge. Abgesehen von der Corona-Umfrage im Sommer 2020 sei das das schlechteste Ergebnis der vergangenen 20 Jahre. Das hat zur Folge, dass die meisten Unternehmen Investitionen verschieben oder sich auf Ersatzbeschaffungen und auf den Bereich der Rationalisierungen beschränken. 37 Prozent planen auch Beschäftigungsabbau, 60 Prozent wollen die Mitarbeiterzahl konstant halten. Die Frage, ob es zu Standortverlagerungen ins Ausland – so wie jetzt bei Miele in Gütersloh - kommen wird, können die IHK-Vertreter derzeit noch nicht beantworten. Die Umsetzung einer solchen Entscheidung, die jetzt getroffen werde, dauere Jahre. Entsprechend werde man erst in fünf oder zehn Jahren sehen, ob es zu Verlagerungen komme. Ein ähnliches Bild wie Altmann für die Industrie malt Rainer Döring, Vorsitzender des IHK-Handelsausschusses, für den Handel. Die Daten basieren auf den Antworten von 86 Unternehmen mit rund 2.000 Beschäftigten. &bdquo;Das Weihnachtsgeschäft war ein Flopp“, erklärt Döring gleich zu Beginn. Die verunsicherten Kunden hätten weniger Geld ausgegeben. Die Aussichten für das laufende Jahr seien negativ und die Ertragssituation angespannt. Nur zehn Prozent der Firmen rechneten in den kommenden 12 Monaten mit einer besseren Geschäftslage. In diesem Zusammenhang sei auch nicht von &bdquo;großartigen Investitionen“ auszugehen. Dienstleister mit leichtem Plus Anders als beim Handel stellt sich die Situation in der Dienstleistungsbranche dar: Hier ist die Zahl der Optimisten größer als die Zahl der Pessimisten, und die Erwartungen für das kommende Jahr sind wieder leicht positiv, so das Umfrageergebnis. Topp-Risiken sehen die Dienstleister im Bereich des Personal- und Fachkräftemangels. Für rund 50 Prozent der antwortenden Unternehmen mit ihren rund 2.700 Beschäftigten sind die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein begrenzender Faktor, so Döring. Zwar hatte das verarbeitende Gewerbe im Kreis Herford im Jahr 2023 einen Gesamtumsatz von rund 7,6 Milliarden Euro verzeichnet, rund 2,8 Milliarden davon im Ausland, so Götz Dörmann, Geschäftsführer und Regionalbetreuer der IHK für den Kreis Herford. Dieser Wert sei aber weitgehend durch Preiserhöhungen erreicht worden.

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