Nach Aus für OWL-Forum: So geht es in Sachen Kultur in Herford weiter

Herford. Die Diskussion im Stadtrat, an deren Ende der Grünen-Antrag für einen Architekten-Wettbewerb zum OWL-Forum abgelehnt wurde, war von großem Misstrauen gegen die Verwaltung hinsichtlich der Finanzierbarkeit geprägt. Klar ist: Mit dem Beschluss ist auch das OWL-Forum selbst vom Tisch. Die Frage ist, wie es nun weitergehen kann. Denn die Philharmonie und das Theater brauchen angemessene Spielstätten. Harald Korten, kulturpolitischer Sprecher der Linken und Mitglied im Kulturbeirat, kündigt an, dass sich diejenigen treffen werden, die sich gegen den Wettbewerb ausgesprochen haben, um zu überlegen, wie es weitergehen kann. Ihre Vorschläge wollten sie dann dem Kulturbeirat unterbreiten. &bdquo;Es bleibt abzuwarten, ob der Bürgermeister jetzt zu seinem Wort steht und den Kulturbeirat seine Arbeit machen lässt.“ Korten spielt damit auf die Kulturbeiratssitzung an, in der die Verwaltung ihren Vorschlag für einen Architekten-Wettbewerb zurückgezogen hatte und das Thema dann - entgegen dem Wunsch einer Reihe von Mitgliedern - gar nicht mehr beraten wurde. Tim Kähler dazu: &bdquo;Ich werde dem Kulturbeirat in keiner Weise vorgreifen.“ Das Gremium tagt am Mittwoch, 20. März, ist allerdings genauso gespalten wie der Stadtrat. Idee eines Kulturhauses am Janup fand keine Mehrheit Bei dem Treffen dürften gerne CDU-Mitglieder aus dem Stadtverband teilnehmen, so Korten. Vor allem sind aber wohl FDP, Bürger für Herford (BfH), Die Linke, Liste 2004 und das Herforder Bürger-Bündnis (HBB) dabei. Sie hatten noch zur Ratssitzung gemeinsam den Antrag gestellt, die Errichtung eines Kulturhauses am Janup und die Sanierung des Stadttheaters zu prüfen. Der Beschluss dazu wurde hinfällig, nachdem die Mehrheit im Stadtrat eine Wohnbebauung auf dem Janup beschlossen hatte. Insofern sagt Korten: &bdquo;Es stimmt nicht, dass die Befürworter einer kleineren Variante am Janup keine Vorschläge gemacht haben. Es war die Ratsmehrheit, die verhindert hat, dass die Vorschläge geprüft werden konnten.“ Mit dem Ratsbeschluss für eine Wohnbebauung am Janup sei verhindert worden, dass eine mögliche Lösung für einen Standort der Philharmonie dort verwirklicht werden könne, so Korten. In der Diskussion darüber hatte Sabine Gätjen (Grüne) ihren Eindruck geäußert, dass es einige Mitglieder im Stadtrat gebe, die zu keinem Ende kommen wollten. Korten bestreitet, dass es sich um Verzögerungstaktik gehandelt habe. Kähler sagte im Nachgang, dass er jeden Prüfauftrag entgegengenommen hätte, wäre er ihm frühzeitig vorgelegt worden. Aber es habe keine gegeben. &bdquo;Architekten-Wettbewerb wäre unseriös gewesen“ Korten sprach auch von Fehlern in Gutachten: Von der Böll-Studie zur BAA-Machbarkeitsstudie sei plötzlich mit 50.000 Theaterbesuchern mehr gerechnet worden, ohne dass es dafür eine plausible Erklärung gegeben habe. Auf dieser Basis einen Architekten-Wettbewerb durchzuführen, sei unseriös. Außerdem habe die Verwaltung für die mindestens drei Millionen Euro Betriebskosten, die ein OWL-Forum jährlich gekostet hätte, keine Vorschläge gemacht, wie sie finanziert werden sollten. In der Ratssitzung hatten viele bestritten, dass drei Millionen Euro überhaupt ausgereicht hätten, teilweise war von sieben Millionen Euro die Rede. Das Theater sollte zudem 500.000 Euro an Miete im neuen Gebäude zahlen, so Korten. Die müssten aber zu den Betriebskosten hinzugerechnet werden, weil das ebenfalls städtische Kosten seien. &bdquo;Für mich fangen die Überlegungen jetzt erst an.“ Und auch das denkmalgeschützte Theater-Gebäude müsse ja weiterhin erhalten werden und verursache Betriebskosten. Claudia Schumacher (Grüne) zufolge hatte ihr kürzlich verstorbener Fraktionskollege Herbert Even allerdings errechnet, dass eine Sanierung letztlich noch teurer wird. &bdquo;In zehn Jahren ist die Kultur in Herford tot“ Werner Seeger, der als einziges Ratsmitglied seiner CDU-Fraktion für den Architekten-Wettbewerb plädiert hatte, ist von der Entscheidung sehr enttäuscht. Er prognostiziert: &bdquo;In zehn Jahren ist die Kultur in Herford tot.“ Manche meinten, es werde schon irgendwie weitergehen. &bdquo;Aber ,irgendwie’ wird es eben nicht weitergehen.“ Grund seien allein schon die Kosten, für die Seeger keine Bereitschaft erkennt, dass der Stadtrat sie tragen will: Die Renovierung des Theaters werde 25 bis 30 Millionen Euro kosten, die Sanierung des Schützenhofs als Spielstätte für die Nordwestdeutsche Philharmonie (NWD) rund 30 Millionen Euro. Abriss und Neubau des Schützenhofs würden 50 bis 70 Millionen kosten und seien damit überhaupt nicht bezahlbar. Seeger befürchtet, dass die NWD Herford verlassen wird. Diese Sorge teilt sein Fraktionskollege Thomas Helmerking (CDU) nicht, weil dann eine andere Kommune für die NWD bauen und auch die jährlichen Zuschüsse tragen müsse. Er findet, dass es nicht allein Sache Herfords sein kann, für die NWD eine Lösung zu finden. Das sei die der Trägerkommunen und des Landes. Helmerking fordert weiterhin finanzielles Engagement vom Land Wenn das Land bereit gewesen sei, 32 Millionen Euro in ein OWL-Forum zu investieren, könne es auch - die gestiegenen Baukosten hochgerechnet - 40 Millionen in eine angemessene NWD-Spielstätte fließen lassen. Die Kommunen könnten dann beispielsweise anteilig über die Mietkosten beteiligt werden. Schon in der Ratssitzung hatte Helmerking darauf hingewiesen, dass die Stadt vor einigen Jahren ihren Zuschuss für die NWD erhöht habe, weil die anderen Trägerkommunen dazu nicht bereit gewesen seien. Er hat zudem noch eine ganz andere Sorge, nämlich die, dass die Stadt die Zuschüsse für die Kultur in Herford in Höhe von gut neun Millionen Euro irgendwann nicht mehr werde zahlen können. &bdquo;Die Verteilungskämpfe beginnen doch gerade erst.“ Dabei denkt er auch daran, dass die Stadt die Steuern immer weiter wird anheben müssen. Die Zuschüsse von Bund und Land - insgesamt fast 65 Millionen Euro für das OWL-Forum - sind Kähler zufolge noch da. Kultur-Chef Christian Kötter-Lixfeld werde Bund und Land aber jetzt mitteilen müssen, dass er die Voraussetzungen, um sie abzurufen - darunter ein Architekten-Wettbewerb, der auch bei jeder anderen Lösung mit Bundes- und Landes-Zuschüssen erforderlich ist - nicht erfüllen kann. Bei den nächsten Haushaltsberatungen würden diese dann womöglich überlegen, die Gelder anderweitig zu verplanen. Wer bei der Kultur kürze, der werde auch vor den Freizeiteinrichtungen nicht halt machen, sagte Kähler voraus. &bdquo;Dann ist Herford doch keine lebenswerte Stadt mehr.“ Zudem sei es auch eine soziale Frage, ob sie den Herfordern zumuten wollten, für kulturelle Veranstaltungen in andere Städte zu fahren, denn das könnten nur reichere Bürgerinnen und Bürger. Helmerking hatte in der Ratssitzung - die übrigens beim Thema OWL-Forum Kähler zufolge 380 bis 390 Zuschauer hatte - zum Ausdruck gebracht, dass er bereit sei, das hinzunehmen. Kähler: &bdquo;Das ist eine Riesen-Scheiße. Es ist gelungen, über Angst und Populismus ein tolles Zukunftsprojekt zu zerstören.“ Wirklich leid täten ihm die Philharmoniker.

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