Nur die Hälfte aller Drittklässler in Herford kann sicher schwimmen

Herford. Das Seepferdchen als Abzeichen auf der Badehose oder dem Badeanzug macht viele Kinder stolz. Doch der Grundstein für die Schwimmlaufbahn wird schon früher gelegt. Erst einmal geht es darum, Jungen und Mädchen ans Wasser zu gewöhnen. Eltern sollten mit dem Nachwuchs üben und sich nicht nur auf den Schwimmunterricht in der dritten Klasse verlassen. Eine Abfrage bei den Kindergärten der Stadt belegt, dass 75 Prozent der angehenden Schulkinder kein Seepferdchen besitzen. Als sichere Schwimmer gelten Kinder mit Seepferdchen aber noch nicht. Das Abzeichen bedeutet lediglich, dass Kinder erste, grundlegende Fähigkeiten erworben haben und sich über Wasser halten können. Um sich im Schwimmbecken sicher und selbstbewusst zu bewegen, gilt es für Eltern mit ihren Kindern dran zu bleiben. Hier setzt das Projekt &bdquo;Oben bleiben“ an. Das Ziel ist, dass am Ende der Grundschulzeit möglichst alle Herforder Kinder mindestens Seepferdchen, im besten Fall das Schwimmabzeichen Bronze absolviert haben. Um einen Überblick zu bekommen, wie viele Kinder mit dem Schwimmenlernen schon in Berührung gekommen sind, hat die Politik die Verwaltung gebeten, eine Abfrage zu starten. Zu viele Kinder können sich nicht richtig über Wasser halten Diese ist im Juni 2023 durchgeführt worden. Von den angefragten 38 Kindertagesstätten in Herford haben sich 30 zurückgemeldet. So liegen Zahlen von 504 angehenden Schulkindern vor. 128 Jungen und Mädchen (25 Prozent) haben das Seepferdchen absolviert, der große Rest, das sind 376 Kinder, hatten noch kein Schwimmabzeichen. Gleichzeitig hat die Verwaltung eine Abfrage an den Grundschulen gestartet, um die erhobenen Zahlen vergleichen zu können. In der dritten Klasse erfolgt der reguläre Schwimmunterricht. Ende des Schuljahrs 2022/23 hatten 32,2 Prozent der Drittklässler das Seepferdchen absolviert, die Hälfte der Schülerinnen und Schüler haben ihre Schwimmfähigkeit mit dem Abzeichen Bronze oder sogar höher (20,6 Prozent) nachgewiesen. Demgegenüber stehen immer noch 17,1 Prozent, die ohne Seepferdchen in die vierte Klasse wechseln. Die Zahlen sind jetzt dem Jugendhilfeausschuss vorgestellt worden. Als problematisch wird von verschiedenen Fraktionen angemerkt, dass es zu wenige Schwimmkurse gibt. Die Programme wie &bdquo;Oben bleiben“ seien schön, würden aber keinen Schwimmkurs ersetzen. Auch gilt es, die Belegungszeiten in Schwimmbädern zu erhöhen und an die Eltern zu appellieren, so der Beigeordnete Patrick Puls. Üben und Wassergewöhnung - und dazu zähle nicht die Badewanne - müssten Eltern gewährleisten. Zwölf neue Schwimmzeiten im H2O Der Aktionsplan &bdquo;Oben bleiben“ entstand 2021 nach Gesprächen der Verwaltung mit Schulen, Kitas, Sportvereinen und Badbetreibern. Das Ziel, möglichst viele Kinder zu Schwimmern auszubilden, war klar, es galt Bedarfe und Engagement zu bündeln. 2022 startet das Projekt, das sich in drei Bereiche gliedert. In der Kita geht es um die Heranführung an das Schwimmen lernen, in der zweiten Klasse steht die Vorbereitung auf den Schwimmunterricht im Fokus, im besten Fall mit dem Absolvieren des Seepferdchens, ehe es in der dritten Klasse um die Begleitung des Unterrichts geht. Eine gute Nachricht: Zwölf neue Wasserzeiten konnten im ersten &bdquo;Oben-bleiben-Jahr“ im H2O etabliert werden, heißt es aus der Verwaltung. An diesen Kursen nehmen Kinder aus sechs Grundschulen, sechs weiterführenden Schulen, zwei Integrationsklassen der Ernst-Barlach-Schule und der Geschwister-Scholl-Schule und der Zentralen Unterbringungseinheit sowie dem Projekt &bdquo;Chancenreich“ (Babyschwimmen) teil. Auch Sonderaktionen wie Ferienkurse für Grundschulen und Kitas sowie öffentliche Schwimmabzeichen-Prüfungstage wurden organisiert. Als Kooperationspartner ist unter anderem das DLRG dabei. Die Rettungsschwimmer stellen Trainer und lehren gemeinsam mit dem Stadtsportverband in Kitas den Kindern Baderegeln sowie das richtige Verhalten im und am Wasser. Im Anschluss an die Kita-Tage geht es mit Trockenübungen weiter. Beim Projekt &bdquo;Plitsch Platsch“ ist die Turngemeinde Herford mit dabei. Verwaltung bewertet Projekt als erfolgreich 402 Abzeichen sind im ersten Projektjahr von &bdquo;Oben bleiben“ abgenommen worden. Darunter 348 Seepferdchen und 54 Bronze. Daraus schließt die Verwaltung, dass der Start erfolgreich war. Zugleich zeige die Statistik zu den Drittklässlern allerdings, dass noch großer Bedarf besteht. Denn die Hälfte von ihnen sind Nichtschwimmer. Für das neue Schuljahr sollen die neuen Schwimmkurse vor allem für die zweiten Klassen angeboten werden, damit der reguläre Unterricht im dritten Schuljahr nahtlos an die Arbeit anknüpfen kann.

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