Stadt Herford setzt nun Chatbot „Herfi“ ein

Herford. Gabriele Felgenhauer und Christian Mühl haben ihn schon in ihre Herzen geschlossen. &bdquo;Der kleine Kerl lernt noch“, sagen die Experten für die Digitalisierung bürokratischer Vorgänge im Herforder Rathaus fast zärtlich, wenn von &bdquo;Herfi“ die Rede ist. Herfi ist ein Kosename für Herford und ein sogenannter KI-Chatbot im Internet. Man tippt in normaler Sprache eine Frage ein und das System antwortet schriftlich. Das heißt neudeutsch chatten. Experten nennen es ein technisches Dialogsystem zwischen Mensch und technischem System. Mit Herfi will die Stadtverwaltung ein neues Kapitel in der Kommunikation zwischen Rathaus und Bürgern aufschlagen. Herfi reagiert immer höflich, egal wie schlau, frech oder dumm eine Frage zu Herford, zu einer Dienstleistung der Verwaltung oder zu einem Ereignis in der Stadt gestellt ist. “Manchmal mache ich Fehler, aber ich gelobe Besserung“, teilt er ungefragt mit. Grüne Sprechblase auf der Homepage der Stadt anklicken Auf der Homepage der Stadt www.herford.de ist unten rechts eine Art Sprechblase im herford-grünen Kreis zu finden. Tippt man sie auf dem Smartphone mit dem Finger oder am Computer mit einem Mausklick an, öffnet sich ein Fenster ähnlich dem des Kommunikationsdienstes Whats-App. Da hinein kann man eine Frage tippen. Nach kurzem Nachdenken antwortet Herfi so gut, wie er es vermag in Fließtext. Es kann sich eine Art Gespräch entwickeln, in dem Herfi Empfehlungen und Vorschläge macht. Er bietet auch direkte Links zu städtischen Ämtern und Einrichtungen. Hat er keine Antwort auf Lager oder findet er die Frage nicht angemessen, entschuldigt er sich höflich. Unbeantwortet: Wie alt ist der Bürgermeister? &bdquo;Das ist eine richtig gute Verbesserung für unser Angebot“, sagt Bürgermeister Tim Kähler, dessen Alter Herfi aus Gründen der Diskretion nicht verraten mag und eine direkte Nachfrage in dessen Büro anrät. Kähler dankte bei der Präsentation im Rathaus seinem Team dafür, dass sie den Chatbot des kleinen Start Up-Unternehmens Neuraflow aus Bremerhaven zusammen mit dessen Entwicklern in Herford an den Start gebracht haben. Der Bürgermeister sieht die Stadt in dieser Hinsicht nun weit vorn. Er hat die Hoffnung aufgegeben, dass Deutschland in Sachen Bürokratieabbau entscheidend vorankommt: &bdquo;Bei unserem Haftungsrecht wollen sich die Verantwortlichen in Behörden vor Schadensersatzansprüchen absichern.“ Kähler hofft aber, dass Bürger durch technische Weiterentwicklungen wie Herfi leichter mit Bürokratie umgehen können. Herfi kann die von wachsendem Fachkräftemangel geplagte Verwaltung in Sachen Bürgeranfragen in Stoßzeiten entlasten und ist rund um die Uhr ansprechbar. Herfi und das Hörforder Beer Als er &bdquo;Herfi“ meint, spricht Kähler zunächst spontan von &bdquo;Hörfi“. &bdquo;So haben die britischen Soldaten das ,Herforder Pils’ genannt“, erklärt er. Kähler war dabei, als die aus Herford abgezogene Einheit in England einen dem der Hammersmith-Kaserne nachgebauten Glockenturm in einer neuen Kaserne einweihten und drei Lastwagen &bdquo;Hörforder Beer“ kommen ließen. Apropos Briten: Auch sie können über Herfi in ihrer Heimatsprache mit der Stadt Herford kommunizieren. Denn Herfi versteht 95 Sprachen und kann auch in ihnen antworten - sei es in Türkisch, Ukrainisch, Russisch, Französisch, Dänisch, Portugiesisch oder Griechisch. Eine Errungenschaft für Menschen, die Deutsch nicht beherrschen. Herfi lernt, was die Entwickler ihn wissen lassen Mitarbeiter des Rathauses mit Fremdsprachenkenntnissen haben es ausprobiert und so weit sie es beurteilen können, für gut befunden. Wenn also ein Engländer seine Tasche in Herford verloren hat, kann er schreiben: &bdquo;I lost my bag“ und bekommt eine ausführliche Antwort in Englisch mit den Kontaktdaten des Fundbüros, den Hinweisen, den verlorenen Gegenstand genau zu beschreiben und gegebenenfalls Anzeige bei der Polizei zu erstatten, wenn Wertsachen im Spiel waren. &bdquo;Wir haben als Quellen für Herfis Antworten zunächst die Homepage und das Digitalportal mit den Dienstleistungen der Stadt Herford hinterlegt“, erklären Gabriele Felgenhauer und Christian Mühl. Um Seriosität zu garantieren, können nur die Entwickler neue Informationen einspeisen. So &bdquo;lernt“ Herfi dann. So will das Entwickler-Unternehmen Neuraflow das Ratsinformationssystem mit seinen öffentlichen Rats- und Ausschussvorlagen anschließen und die Homepages von Pro Herford und den Freizeiteinrichtungen der Stadtwerke, damit Herfi auf Fragen nach Öffnungszeiten etwa des H2O oder nach dem Termin der Osterkirmes direkt und nicht nur über einen Link antworten kann. Stadt setzt auf Rückmeldungen der Bürger Schon jetzt kann Herfi verraten, wo und wann öffentliche Toiletten geöffnet sind und wo und wie lange in Herford Baustellen den Verkehr behindern. Ob diese Informationen immer aktuell sind - das müssen die Bürger herausfinden und gegebenenfalls melden. Herfi &bdquo;lernt“, wenn Fragen gestellt werden, die er nicht beantworten kann. &bdquo;Das hat nicht wirklich etwas mit künstlicher Intelligenz zu tun“, weiß der Bürgermeister. Sobald die Entwickler die Informationslücke bemerken oder Rathausmitarbeiter über das Kontaktformular auf der Homepage davon erfahren, kann Herfi mit den fehlenden Informationen gefüttert werden. Auf die Frage etwa, wie viele Kinder 2023 in Herford geboren wurden, empfiehlt Herfi die Nachfrage beim Standesamt und nennt die Kontaktdaten. Herfi will die Stadt in gutes Licht setzen Provozieren wir Herfi doch mal: &bdquo;Warum ist Herford doof?“ Da antwortet er ganz diplomatisch und offen: &bdquo;Als Chatbot der Stadt Herford ist es meine Aufgabe, objektive und hilfreiche Informationen zur Verfügung zu stellen und die Stadt in einem positiven Licht zu präsentieren. Es ist verständlich, dass jeder Mensch unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen hat, und was eine Person als negativ empfindet, kann von einer anderen Person ganz anders wahrgenommen werden.“ Zum Schluss regt er an, die Stadtverwaltung Kritikpunkte und Verbesserungsvorschläge wissen zu lassen.

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