Neuer Chef der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Kreis Herford stellt sich vor

Herford. Jan Hüttner, seit Mai vergangenen Jahres Wirtschaftsförderer im Kreises Herford, beschrieb jetzt im Haupt- und Finanzausschuss, was ihn umtreibt: &bdquo;Unternehmen, die sich irgendwo ansiedeln wollen, haben einen Kriterienkatalog. Kommunen, die diese Kriterien am besten erfüllen, bekommen den Zuschlag“, sagte er. Und: Im Kreis Herford fehlen Flächen und Arbeitskräfte. Wichtigste Einnahme-Quelle der Kommunen sind Steuern, die sich in Herford zu knapp 90 Prozent aus Gewerbe-, Einkommens- und Umsatzsteuer speisen. &bdquo;Die finanzielle Situation der Kommunen ist deshalb stark abhängig vom Erfolg der Unternehmen“, sagte Hüttner. Die Gewerbesteuer sei abhängig von ihrem Gewinn, die Einkommenssteuer von ihrer Beschäftigungsquote und dem Gehaltsniveau, die Umsatzsteuer von der daraus resultierenden Kaufkraft. Wichtigstes Ziel von Politik und Verwaltung sei darum, den Wirtschaftsstandort zu stärken und die Wirtschaftskraft zu erhöhen, sagte Hüttner. Dazu gehöre einerseits, ansässigen Unternehmen die Expansion zu ermöglichen, andererseits Unternehmen, die noch nicht ansässig sind, die Ansiedlung. Was für die Unternehmen wichtig ist Voraussetzung sei die Verfügbarkeit von Flächen und Arbeitskräften. Das habe auch die Standortumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) von 2022 bestätigt. Wichtig sind für die Unternehmen zudem die Verfügbarkeit von Auszubildenden, Gewerbeimmobilien, Breitband, Mobilfunknetzen, Öffentlichem Personennahverkehr, Lademöglichkeiten für E-Fahrzeuge und Wohnraum für die Mitarbeiter. 42 Prozent der Betriebe im Kreis wollen in den nächsten Jahren expandieren, 68 Prozent mit einer hohen Wahrscheinlichkeit. Angesichts von rund 10.000 Firmen im Kreis Herford bedeute dies, dass mindestens 6.800 eine Expansion planen. Hüttner ging hierbei nur von den Betrieben aus, die mit hoher Wahrscheinlichkeit erweitern wollen, weil es eventuell Doppelnennungen gegeben habe. Würden sie von 1.000 Quadratmeter je Betrieb ausgehen - &bdquo;wir wissen leider nicht, um wie viel die Unternehmen erweitern wollen“ - seien hypothetisch 680 Hektar Fläche nötig. Zurzeit stünden kreisweit rund 95 Hektar unbebaute Fläche zur Verfügung. Der Regionalplan weise bis 2040 eine Potenzialfläche von 381 Hektar aus, sagte Hüttner. Diese müssten die Kommunen aber erst noch entwickeln. Wichtig ist, die ansässigen Unternehmen zu pflegen Zweidrittel der von der IHK befragten Unternehmen hatten einen Mangel an Fachkräften beklagt. &bdquo;Das wird sich in den nächsten Jahren durch die Babyboomer, die in Rente gehen, noch verstärken“, so Hüttners Prognose. Das gleiche gelte für Auszubildende. Zusammengenommen bedeute dies, dass es in den nächsten Jahren erstens schwierig werde, expansionswillige Unternehmen mit ausreichend Fläche zu versorgen und zweitens genügend Arbeitskräfte zur Verfügung zu haben. Hüttner geht davon aus, dass es unter diesen Bedingungen nicht zu nennenswerten Ansiedlungen im Kreis Herford kommen wird. &bdquo;Deshalb sind wir gut beraten, die ansässigen Unternehmen zu hegen und zu pflegen.“ Die Wirtschaftskraft der Kommunen werde daher in großem Maße von den jetzt schon im Kreis ansässigen Unternehmen abhängen. Welche Kriterien zum Erfolg beitragen Hüttner hat sich die Faktoren für den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen angesehen: Sie müssten trotz der globalen Preisstrukturen international wettbewerbsfähig bleiben. Das funktioniere häufig nur, wenn sie Innovationsführer oder mindestens sehr innovativ seien. Weitere Kriterien sind Qualität und Zuverlässigkeit. Zudem müssten die Betriebe immer ihre Möglichkeiten im Blick behalten, Kosten zu senken und ihre Effizienz zu steigern. Die Spezialisierung auf einen Nischenmarkt, strategische Kooperationen und Partnerschaften sowie Nachhaltigkeit sind weitere Erfolgskriterien. Um die Betriebe bestmöglich betreuen zu können, habe die Wirtschaftsförderung vier Handlungsfelder definiert: Dazu gehört die Unternehmensberatung in Bereichen wie Fördermittel, Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Künstliche Intelligenz, Netzwerke, Zugang zur Wissenschaft und Forschung sowie Nachfolge. Veranstaltungen der Wirtschaftsförderung Dazu macht Hüttner regelmäßige Veranstaltungen, in denen es zum Beispiel um Künstliche Intelligenz, Förderprogramme und das Forschungszulagengesetz geht. Außerdem gibt es einen Praxis-Talk, bei dem Unternehmerinnen und Unternehmer erzählen, wie sie zum Erfolg gekommen sind. Im zweiten Handlungsfeld geht es um Fachkräfte: Die Wirtschaftsförderung beteiligt sich an Ausbildungsmessen. Sie leistet aber auch Hilfe bei bürokratischen Anforderungen, die Unternehmen erfüllen müssen, wenn sie Nicht-EU-Arbeitskräfte einstellen wollen. Das hat Hüttner bei einer Spedition bereits erlebt. Wichtig sei für ihn zu wissen, welche Bedarfe die Betriebe haben und ob diese aus dem Kreis Herford heraus gedeckt werden können, sagte Hüttner. Denn das erfordere andere strategische Maßnahmen, als wenn es um das Anwerben von Menschen außerhalb des Kreises gehe. Die Unternehmen leisteten bereits viel im Bereich Ausbildung, mehr als in den vergangenen Jahren. &bdquo;Das wird aber nicht reichen.“ Die Unternehmen brauchen Wohnraum für Mitarbeiter Drittes Handlungsfeld ist das Standortmarketing. Dabei geht es um die stärkere Verzahnung von Tourismus und Freizeitmarketing. Der Kreis müsse sich einerseits als starker Wirtschaftsstandort und andererseits als attraktiver Lebensraum vermarkten, in dem es sich zu leben lohnt. Denn sie wollten gleichermaßen Auswärtige in den Kreis holen und Einheimische im Kreis halten. Letztes Handlungsfeld ist das Management von Gewerbeflächen. Wichtig sei, frühzeitig die Bedarfe der Unternehmen erkennen, sagte Hüttner. &bdquo;Wenn die erst anfragen, ist es oft schon viel zu spät.“ Er wisse von einem Unternehmen, das die benötigten Flächen nicht bekommen konnte und deshalb den Kreis verlassen habe. &bdquo;Das sollte nicht noch einmal passieren.“ Welche Idee er letztlich aber umsetze, ergebe sich aus dem Kontakt mit den Unternehmen und den Kommunen. &bdquo;Ich kann ja nicht einfach mit einer Idee nach vorne preschen, von der ich glaube, dass sie richtig ist. Das muss ein abgestimmtes Vorgehen sein“, sagte Hüttner auf Anfrage von Werner Seeger (CDU). Hüttner ist im Kontakt mit den Bürgermeistern Maßgeblich für den Kontakt zu den Städten und Gemeinden sei für ihn die Bürgermeisterrunde, in der sozusagen seine Gesellschafter säßen. Zunächst müssten sie Projekten und Strategien zustimmen. Den Kontakt zu den Kommunen halte er außerdem über Wirtschaftsförderer in den Kommunen, die er regelmäßig einlade. Keinen Hehl machte Hüttner daraus, dass der Kreis Herford Standortnachteile hat, weil Unternehmen, zum Beispiel in Ost-Deutschlands hohe Förderungen erhalten, Städte Grundstückspreise subventionieren und internationale Wettbewerber beispielsweise in den USA Subventionen erhalten. Auf Anfrage von Inez Déjà (Linke), wie er mit der zunehmenden Konkurrenz um Flächen umgehe, sagte Hüttner, dass er kein Landschaftsschützer sei. Unternehmen kämen mit einem Anforderungskatalog. Den könne er entweder erfüllen, oder sie siedelten sich woanders an.

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