3.000 Menschen protestieren in Herford gegen Rechtsextremismus und für Demokratie

Herford. Bunt und friedlich, aber laut verläuft die Demonstration gegen Rechtsextremismus und Rassismus auf dem Herforder Rathausplatz. Nach Angaben der Polizei Herford sind 3.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gekommen, um für die Demokratie und Vielfalt ein sichtbares Zeichen zu setzen. Von der Masse an Menschen sind alle Redner auf der Bühne vor dem Rathaus beeindruckt. Enthüllungen des Recherchezentrums &bdquo;Correctiv“ über ein Treffen von Rechtsextremisten am 25. November und deren Pläne zur Remigration, der Abschiebung von Menschen ausländischer Herkunft - auch unter Zwang, sind Auslöser der Proteste, die derzeit im ganzen Land stattfinden. Dagegen steht auch Herford auf. &bdquo;Wir sind mehr und wehrhaft. Nie wieder ist jetzt“, sagt der Bundestagsabgeordnete und Versammlungsleiter Stefan Schwartze (SPD) zu Beginn der Demonstration. Landrat Jürgen Müller spricht von einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, die Demokratie zu stärken und zu schützen. &bdquo;Da sind wir alle gefordert. Nicht nur die demokratischen Parteien.“ Deswegen sind Clara und Pia (beide 20 Jahre alt) auch gekommen. &bdquo;Wir müssen zeigen, dass wir mehr sind“, sagen die Freundinnen. Für sie sei es klar, Gesicht zu zeigen. &bdquo;Schweigen genügt nicht mehr“ Auch für den Stadtführer Mathias Polster ist es selbstverständlich, für die Demokratie in Form eines Protestes einzustehen. Er hat aus dem obersten Fenster der Markthalle einen perfekten Blick auf die Teilnehmerzahl und zeigt sich beeindruckt, wie sich der Platz immer weiter füllt. &bdquo;Ich bin Demokrat durch und durch. Man kann über vieles reden und diskutieren, aber Nazis gehen gar nicht.“ Er selbst ist in der DDR, &bdquo;in einer Diktatur“, aufgewachsen. Erleben will er das nicht noch einmal. Friedlicher Protest: Der Liveticker zur Demo zum Nachlesen &bdquo;Es ist Zeit, aus der schweigenden Mehrheit herauszutreten an die Öffentlichkeit“, sagt der Superintendent des Kirchenkreises Herford, Olaf Reinmuth. Seine Kollegin vom Kirchenkreis Vlotho, Superintendentin Dorothea Goudefroy, ergänzt: &bdquo;Wer Menschen in Klasse und Rasse einteilt (...), widerspricht dem Willen Gottes. Dagegen erheben wir unsere Stimme.“ Sie appelliert an alle, die nach Herford gekommen sind, es nicht bei diesem Protest zu belassen: &bdquo;Schweigen genügt nicht mehr. Wir müssen reden, damit alle Menschen in Würde leben können.“ Das müsse auch im Alltag gelebt werden. &bdquo;Bunt statt braun“ ist das Motto der Landwirte im Kreis Herford. Etwa 30 haben sich nach Herford aufgemacht. Hermann Dedert, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbands, führt den Spruch auf dem Plakat aus: &bdquo;Wir sind bunt und die Gesellschaft ist bunt. Auch wir Landwirte sind Teil der Mitte der Gesellschaft und in diesem Teil hat Rechtsextremismus keine Chance.“ Krawallo schafft Gänsehaut-Moment So bunt und vielfältig wie die 3.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind auch ihre Plakate. &bdquo;Menschenrechte statt rechte Menschen“, &bdquo;Furzipups gegen Faschismus“ oder &bdquo;Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf“ ist in großen Lettern zu lesen. Für die Demokratie auf die Straße zu gehen, ist für Jürgen Imort vom Bündnis für Vielfalt aus Löhne, das mit rund 40 Menschen da ist, selbstverständlich. &bdquo;Wir hatten auch selbst dazu aufgerufen, diese Kundgebung zu unterstützen. Es sind heute viele Demokraten gekommen, um die Demokratie zu unterstützen.“ Das Bündnis engagiert sich seit 2012 gegen Reichsbürger in Löhne. Zwischen den Redebeiträgen sorgt die Band Krawallo für Gänsehaut-Momente. Die Musiker bringen ihr Lied &bdquo;Du bist so“ mit, dass die Band zum Welt-Down-Syndrom-Tag geschrieben hat. &bdquo;Sie glauben nicht, wie gut der Text passt“, sagt Krawallo-Frontmann Sebastian Dold und fordert die Teilnehmer auf, ihre Handylichter anzuschalten. &bdquo;Überwältigend. Das Bild geht raus in die Welt.“ Gemeinsame Erklärung aller Bürgermeister Überwältigt zeigen sich davon auch die Bürgermeister aller Kommunen des Kreises Herford, die mit einer Stimme sprechen. Das Bünder Stadtoberhaupt Susanne Rutenkröger liest das von allen verfasste Statement vor: &bdquo;Wir werden nicht zulassen, dass der Schatten der Geschichte über unsere Gesellschaft fällt“, heißt es daraus. Hussien Khedr, der für den DRK-Kreisverband Herford Stadt spricht, ist ebenso wie Meshut Cakar vom Bündnis gegen Rechts im Kreis Herford beunruhigt über die derzeitige Entwicklung. &bdquo;Wir zeigen klare Linie gegen Rassismus. Das DRK steht fest an der Seite derer, die nach Deutschland migriert sind.“ Nicht nur in Herford gibt es eine Kundgebung: Wo in OWL Demonstrationen gegen Rechts stattfinden Cakar spricht in seinem Redebeitrag von einer Gesellschaft, die nach rechts gerückt ist. &bdquo;Ich als Migrant werde den Terror von Hanau nicht vergessen können. Wir müssen begreifen, dass der Kampf gegen rechts ein sozialer Kampf ist.“ Dieser Protest, den das Duo White Coffee mit seiner Musik beendet, könne nur der Anfang sein. &bdquo;Das Treffen in Potsdam war nur die Spitze des Eisbergs. Seid weiter laut“, ruft Sarab Aclan vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB OWL) der Menge zu, die genauso friedlich wie sie gekommen ist, wieder geht.

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