Herforder OWL-Forum vor dem Aus: 65 Millionen Euro verloren

Das OWL-Forum steht vor dem Aus. Bürgermeister Tim Kähler wird den Neubau der Veranstaltungsstätte für Theater und Philharmonie im Rat nicht zur Abstimmung bringen. Es zeichnet sich ab, dass es höchstens eine knappe Mehrheit dafür geben könnte, mit den Planungen am Alten Güterbahnhof fortzufahren. Mit der Folge, dass mehrere Millionen Euro in einen Architektenwettbewerb gesteckt würden und danach das Projekt bei der nächsten Entscheidung im Rat möglicherweise trotzdem abgeblasen wird. Denn im kommenden Jahr ist Kommunalwahl und danach werden die politischen Karten neu gemischt. Insbesondere bei der CDU gibt es viele Kritiker, die zurzeit kein Ratsmandat haben, aber nach der Kommunalwahl vielleicht haben werden. Das ist der ernüchternde Blick auf die derzeit verfahrene Situation. Denn das OWL-Forum am Alten Güterbahnhof war der einzige ausgearbeitete Vorschlag, der derzeit auf dem Tisch liegt und der Nordwestdeutschen Philharmonie und dem Stadttheater in Herford eine Zukunft geben könnte. Status quo hat keine Zukunft Der Status quo mit den sanierungsbedürftigen Gebäuden Stadttheater und Schützenhof hat keine Zukunft. Wenn nichts entschieden wird, wird es in zehn Jahren weder Theater noch Nordwestdeutsche Philharmonie (NWD) in Herford geben, prognostiziert ein Ratsmitglied. Möglich ist noch immer eine Sanierung der Gebäude. Allerdings wäre diese ebenso kostspielig wie ein gefördertes OWL-Forum, bei nur suboptimalem Ergebnis. Die Träume, das Stadttheater zu sanieren und für die NWD etwas Neues zu bauen oder eine verkleinerte Version eines OWL-Forums auf den Janup zu errichten, sind derzeit noch im Bereich Wünsch-Dir-Was. Andreas Gorsler (CDU) will prüfen, ob er Fördermittel für seinen Janup-Vorschlag bekommen könnte. Allerdings fiel dieser bislang in der Bauverwaltung als unrealistisch krachend durch. Bis 2026 muss ein fertiger Entwurf eines Architekten vorliegen, der dann umgesetzt werden kann, ansonsten sind die Fördermittel, die für den Entwurf eines OWL-Forums am Alten Güterbahnhof von Land und Bund in Aussicht gestellt wurden, weg. Andere Politiker können immer noch die Initiative übernehmen Deshalb hatte zuletzt der Baubeigeordnete Peter Maria Böhm darauf gedrängt, dass der Rat im Frühjahr spätestens eine Entscheidung fällen muss, denn die weitere Vorplanung und ein vorgeschriebener Architektenwettbewerb kosten Zeit. Mit anderen Worten: Mit der Entscheidung, das OWL-Forum nicht zur Abstimmung zu bringen, sind rund 65 Millionen Euro Fördermittel futsch. Sollten sich die Politiker nicht doch noch zusammenraufen und zu einer Entscheidung kommen. Der Bürgermeister will dem Rat selbst keinen Beschlussvorschlag vorlegen. Andere Politiker können aber immer noch die Initiative übernehmen. Merkwürdig ist, dass der Kulturbeirat am Montag gar nicht mehr über das Thema OWL-Forum gesprochen hatte. Die Beiratsvorsitzende Birgitt Fischer (SPD) unterband den Wunsch, über das weitere Vorgehen zu diskutieren. Stattdessen will der stellvertretende Beiratsvorsitzende Andreas Gorsler zu einem informellen, interfraktionellen Treffen einladen, mit dem Ziel, eine erneute Sondersitzung des Beirates zu dem Thema vorzubereiten. Grabenkämpfe sollten beiseite gelegt werden Damit wird ihm Zeit verschafft, sein Janup-Projekt als Gegenvorschlag zu konkretisieren. Aber immerhin wird weiter darüber gesprochen. Wichtig ist, dass erörtert wird, wie es weitergehen soll. Und dass endlich die Grabenkämpfe zwischen einzelnen Personen, die insbesondere in der CDU geführt werden, beiseite gelegt werden, damit eine vernünftige Entscheidung für die Stadt Herford möglich wird. Auch persönliche Angriffe – wie sie kürzlich wieder ein engagierten Herforder gegen den Bürgermeister richtete – machen es nur noch schwieriger, zu einer Lösung zu kommen. Interessanterweise hatten nach der Entscheidung des Bürgermeisters, das Projekt nicht mehr selbst voranzutreiben, viele Menschen ihr Bedauern ausgedrückt. Bislang waren vor allem die Stimmen der Kritiker zu hören. Vielleicht bietet das neue Meinungsbild den Politikern einen Anreiz, sich doch noch auf eine gute Lösung zu verständigen.

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