
Herford. Herbert Even ist am Dienstag, 9. Januar, im Alter von nur 68 Jahren einer schweren Krankheit erlegen, die er schon überwunden glaubte. Der engagierte Lokalpolitiker gehörte dem Herforder Stadtrat als Fraktionsmitglied der Grünen fast 40 Jahre an. Even galt als einer der besten Kenner der Stadt Herford und ihrer Kommunalpolitik und hat sie über Jahrzehnte mit großem Wissensschatz auf besonnene Art und Weise mit geprägt.
Vor Augen bleibt er als ein Mann mit gelegentlich verschmitztem Lächeln, der bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad unterwegs war und sich so auch sportlich fit hielt. Fahrradfreundlichkeit der Stadt war eines seiner großen Anliegen.
Even wurde am 5. Dezember 1955 in Hannover geboren und ist in Wildeshausen im Kreis Oldenburg aufgewachsen. Er studierte ab 1976 Soziologie und Geschichtswissenschaften in Bielefeld.
Geschäftsführer eines erfolgreichen Maschinenbauunternehmens

Beruflich war er Geschäftsführer des in Herford gegründeten und später nach Enger-Oldinghausen verlegten Maschinenbauunternehmens Comuna-Metall und Stiftungsvorstand der Comuna-Stiftung. Er war mit dem zunächst auf Selbstverwaltung der Mitarbeiter angelegten Betrieb ein wirtschaftlich erfolgreicher Unternehmer, der mit der Produktion von energiesparenden Blockheizkraftwerken als Alternative zu Großkraftwerken den späteren Weg einer Energiewende mit vorzeichnete.
Seit 1984 im Herforder Stadtrat

Herbert Even war 1979 Gründungsmitglied der Grünen in Bielefeld und später in verschiedenen Funktionen in Stadt und Kreis Herford sowie im Bezirk Ostwestfalen-Lippe für die Partei aktiv. 1982 ging Even der Liebe wegen nach Herford und wohnte seit 1998 in der Nähe des Gänsemarktes. Die Herforder Grünen sind aus der Friedensbewegung hervorgegangen. Deren Leitgedanken haben ihn begleitet.
Even saß seit 1984 im Herforder Stadtrat und war damit das dienstälteste Ratsmitglied. Zunächst war er Fraktionsvorsitzender, dann lange Jahre stellvertretender Fraktionsvorsitzender für Bündnis 90/Die Grünen. So hatte er seinen Anteil daran, dass die Grünen drittstärkste Kraft im Rat wurden und manches Mal das Zünglein an der Waage spielen konnten.
Dienstältestes Mitglied im Herforder Rat
Der Kommunalpolitiker saß im Haupt- und Finanzausschuss, im Bau- und Umweltausschuss, im IAB Immobilien und Abwasser Betriebsausschuss und im Rechnungsprüfungsausschuss. Er war Mitglied im Aufsichtsrat der HVV Herforder Versorgungs- und Verkehrs-Beteiligungs-GmbH, der Stadtwerke, der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEH), der WWS Wohn- und Wirtschaftsservice Herford sowie in der Verbandsversammlung der Sparkasse Herford.
Ökologie und Stadtentwicklung zusammenbringen
Bis zuletzt nahm er noch regelmäßig und wie immer wohl vorbereitet an Fraktionssitzungen teil, sagt die Fraktionsvorsitzende Inge Broßeit. Sein Steckenpferd war die Arbeit im Bau- und Umweltausschuss.
2014 und 2020 strebte Herbert Even bei den Kommunalwahlen vergeblich das Amt des Bürgermeisters an. Eines seiner großen Anliegen war, Ökologie und Stadtentwicklung zusammenzubringen.
Herbert Even galt als zugewandter Mensch. Er neigte nicht dazu, sich selbst zu inszenieren. Privat war er begeisterter Tangotänzer und spielte einige Zeit die Orgel in der katholischen Kirche in Elverdissen. In der Freizeit, so schrieb er in seiner Vorstellung für das Bürgermeisteramt, pflege er Freundschaften und denke über Mensch, Gesellschaft und Politik nach.
In der Politik war er bereit, pragmatisch Kompromisse auch mit politischen Gegnern einzugehen, wenn es etwa in einer menschenfreundlicheren Verkehrspolitik der Sache diente. Im Wahlkampf 2020 beklagte er, dass dem Rat häufig Projekte unterbreitet worden seien, deren Kosten später höher geworden seien als vorhergesagt. Er appelierte: „Das Management von Großprojekten muss verbessert werden.“ So forderte er im vergangenen Jahr eindringlich auch für das aktuelle Großprojekt OWL-Forum belastbare Zahlen, um die schwerwiegende Entscheidung für oder gegen das Kulturzentrum treffen zu können.

Bürgermeister Tim Kähler beklagt einen großen Verlust für den Rat und die Stadt Herford. „Die Nachricht hat mich tief getroffen. Ich habe Herbert Even sehr geschätzt, auch menschlich, und ihm von Herzen gewünscht, dass er wieder gesund wird und mit uns im Rat bald wieder gemeinsam wichtige Entscheidungen für Herford treffen kann“, sagt Kähler. „Wir waren nicht immer einer Meinung. Herbert Even war hart in der Sache, aber immer fair im Umgang. Er war engagiert, politisch versiert und immer top informiert.“
„Wenn Politik gestalten kann, dann macht das auch Spaß“, hat Herbert Even im NW-Gespräch gesagt. Er wird in der politischen Landschaft seiner Wahlheimat fehlen.