So feiert der fliegende Weihnachtsmann vom Herforder Weihnachtsmarkt Heiligabend

Herford. Es ist und bleibt der Gänsehautmoment. Wenn die Kinder nach dem Weihnachtsmann rufen, umfängt Johann Traber ein wohliges Gefühl. Richtig laut sind die Mädchen und Jungen auf dem Rathausplatz, und dann lässt er sich endlich blicken: Der Weihnachtsmann mit seinem Rentierschlitten. Hoch über die Köpfe der Kinder fliegt er leuchtend hinweg. Und auch nach 23 Tagen wird dem Artisten Johann Traber das Spektakel des Herforder Weihnachtsmarktes nicht langweilig. Er lädt zum Abschiedsgespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“ ins Kontor Kaffee ein. &bdquo;Mein zweites Wohnzimmer“, sagt der 70-Jährige und lacht. Hier trinkt er Kaffee, hier frühstückt er, im Hotel Hansa nebenan schläft er. Mit vollen Tüten - &bdquo;ein Geschenk für meine Frau“ - und einer Vespa im Spielzeugformat erscheint er gut gelaunt zum Treffen. Die Original-Vespa steht zu Hause in Breisach am Rhein, erzählt er. Der Toskana Deutschlands. Die Bobby-Car-Variante sei ein Geschenk für sich selbst, nicht für die Nichten und Neffen. &bdquo;Ich bin im Herzen ein kleiner Junge geblieben.“ Mit einem Smart den Fernsehturm hochgefahren Kinder liegen ihm am Herzen. &bdquo;Es macht mir einfach Spaß, ihre Augen zum Leuchten zu bringen“, sagt der Artist, der mehrere Weltrekorde aufgestellt hat. So gehört ihm der Titel des schnellsten Hochseilartisten auf dem Motorrad, er ist mit einem Smart den Stuttgarter Fernsehturm hochgefahren und beim James-Bond-Film &bdquo;Moonraker“ mit Roger Moore war die Familie als Stunttruppe gebucht. &bdquo;Das Erlebnis werde ich nie vergessen. Das kann man nicht toppen“, sagt Traber, der damals 25 Jahre alt war. Doch zurück nach Herford. Hier hat er während der Adventszeit viele Kinderaugen zum Strahlen gebracht. &bdquo;Die Resonanz ist toll hier.“ Zum ersten Mal ist der Rathausplatz in den Herforder Weihnachtsmarkt integriert und bekommt zur Premiere eine echte Attraktion. Der fliegende Weihnachtsmann hat jeden Tag hunderte Besucherinnen und Besucher angezogen. Lesen Sie auch: Das war der Premierenflug &bdquo;Unser größter Feind ist immer der Wind.“ Von der Sparkasse aus startet der sieben Meter lange Schlitten. Das Seil, das in der Dunkelheit nicht zu sehen ist und daher die Illusion des fliegenden Weihnachtsmannes aufrecht erhält, ist auf der anderen Seite im Münster verankert - auf 36 Metern Höhe. 400 Kilogramm wiegt der Schlitten mitsamt vier Rentieren. &bdquo;Ich habe jede Schraube selbst angezogen“, sagt Traber, der sich seiner Verantwortung wohl bewusst ist. &bdquo;Es ist eine Bürde. Ich bin nervöser, wenn ich zuschaue, als wenn ich selbst fahren würde.“ Sein Neffe Roman Kathriner hüllt sich nämlich ins Weihnachtsmann-Outfit. Auch er ist Artist mit Leib und Seele und ist gemeinsam mit seiner Frau und den Zwillingsmädchen in Herford. &bdquo;Die Verantwortung ist enorm“, sagt Traber. &bdquo;Die Aufgabe frisst einen fast auf.“ Genau studiert er täglich mehrmals den Wetterbericht und musste aufgrund des Sturms und heftigen Regens leider einige Flüge streichen. Die Sicherheit gehe vor: &bdquo;Wenn eine Böe kommt, ist es aus“, sagt Traber. &bdquo;Unser größter Feind ist immer der Wind.“ Als er diese Sätze spricht, wandern seine Gedanken zum wohl schlimmsten Moment seines Lebens zurück. 2006 ist sein Sohn Johann Traber Junior in Hamburg bei einem Stunt schwer verunglückt. In Hamburg ist der junge Mann von einem 52 Meter hohen Stahlmast gestürzt. Er kämpft sich zurück ins Leben, betreibt auf dem Familiengelände seit 2020 einen Kiosk. &bdquo;Angst und Respekt fliegen immer mit“, sagt Traber. &bdquo;Wir würden wieder nach Herford kommen“ Vor 40 Jahren hatte er die Idee des fliegenden Weihnachtsmannes. Auf &bdquo;seine Erfindung“ ist das Familienoberhaupt stolz. &bdquo;Die ersten Jahre bin ich noch übers Seil gelaufen. Dann hatte ich die Idee mit dem Schlitten.“ Mit der Nummer ist die Artistenfamilie im Europapark zu sehen, auf den Weihnachtsmärkten in Bochum, Kassel und in diesem Jahr eben auch in Herford. Eine Wiederholung kann sich Traber in jedem Fall vorstellen. &bdquo;Es ist für uns eine schöne Sache, wir würden nach Herford wiederkommen“, sagt der 70-Jährige, der sich auch ein Event im Sommer zum Hoeker-Fest vorstellen könnte. &bdquo;Dann mit dem Motorrad übers Seil.“ Doch wie feiert der Weihnachtsmann eigentlich selbst Weihnachten? Am 24. Dezember geht es für Johann Traber zurück in die Heimat, endlich zurück zur Familie. Mehr als einen Monat lang hat er sie nicht mehr gesehen. Denn das ist die andere Seite des Artistenlebens. Auf dem Herforder Wochenmarkt hat Traber &bdquo;zwei Hühner und Gänsebrüste“ bestellt und hofft, am heiligen Morgen die 650 Kilometer nach Breisach gut durchzukommen. Gefeiert wird auf dem Familiensitz Jägerhof, mit Ehefrau Maria-Vera, seinen Töchtern Anna und Katharina, seinem Sohn Johann Traber Junior sowie deren Familien und Kindern. &bdquo;Wir feiern Weihnachten ganz bürgerlich im Kreis der Familie und lassen das Jahr Revue passieren.“

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