Schule ohne Handys: So stehen Herforder Lehrer und Schüler zur Verbannung des Smartphones

Herford. Mal kurz eben das Handy in der Schule rausholen, weil der Unterricht gerade nicht mit den sozialen Netzwerken mithalten kann. Fotos in den Pausen schießen, Nachrichten schreiben. So etwas soll es in Großbritannien bald nicht mehr geben. Die Regierung plant ein Handyverbot an Schulen. Die britische Bildungsministerin Gillian Keegan begründet das Verbot damit, dass so Ablenkungen, Störungen und Cybermobbing im Unterricht verhindert werden können. Auch die Niederlande hatten im Sommer die Verbannung von Smartphones im Schulalltag angekündigt. Der deutsche Lehrerverband lehnt ein generelles Handyverbot an Schulen jedoch ab. Wie stehen die Herforder Schulen zu dieser Debatte? Bei einer Befragung von Schulleitern, Lehrern und Schülern an mehreren weiterführenden Schulen gehen die Meinungen auseinander. Wo das Handy in der Tasche bleiben muss Eine Gemeinsamkeit gibt es allerdings: Schülerinnen und Schülern ist es untersagt, ihr Handy im Unterricht zweckentfremdend zu nutzen. Das Ravensberger Gymnasium (RGH) und das Friedrichs Gymnasium (FGH) gehen noch einen Schritt weiter: Hier muss das Smartphone auch in den Pausen in den Taschen und Rucksäcken bleiben. Nur Oberstufenschülern ist es erlaubt, ihre Handys in Freistunden zu nutzen, heißt es von den beiden Gymnasien. Ähnlich läuft es am Anna-Siemsen-Berufskolleg. Hier ist die Nutzung mobiler Endgeräte ohne ausdrückliche Erlaubnis der Lehrer verboten. In den Klassenräumen gebe es Handystationen, wo die Smartphones abgegeben werden. Nach Angaben der Gesamtschule Friedenstal dürfen die Schülerinnen und Schüler hier ihre Handys in den Pausen nutzen. Es gibt aber Einschränkungen: telefonieren, Videos schauen oder Fotos und Videos von anderen Schülern zu machen, ist ausdrücklich untersagt. Handyfreier Vormittag wäre für jüngere Schüler ideal Frank Braksiek, Schulleiter der Gesamtschule, hält ein generelles Handyverbot grundsätzlich für eine gute Idee. Damit ließe sich die Ablenkungen im Unterricht stark reduzieren, sagt er auf Nachfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“. Denn Schüler würden sich oft nicht an das Nutzungsverbot halten. Auch bewirke die Strafe, dass das Gerät bis Schulschluss eingezogen wird, kaum etwas. Am nächsten Tag werde es oftmals wieder im Unterricht genutzt. Sein Vorschlag: Lehrer sollten bei einem Verstoß die Erlaubnis haben, das Handy so lange bei sich zu behalten, bis es von den Eltern persönlich in der Schule abgeholt wird. &bdquo;Das ist uns gesetzlich untersagt“, sagt Braksiek. Tastentelefone, die den Reiz eines Smartphones nicht haben, wären auch eine Möglichkeit. Die Handynutzung an das Alter zu koppeln, ist ein weiterer Diskussionspunkt in der Debatte. Michael Plaß, Mittelstufenkoordinator am RGH, findet, dass ein handyfreier Vormittag für jüngere Schüler auf jeden Fall von Vorteil wäre. &bdquo;Die Schüler würden wieder mehr miteinander kommunizieren, wenn sie nicht die ganze Zeit das Smartphone in der Hand hätten.“ &bdquo;Der Umgang mit dem Smartphone muss gelernt werden“ Außerdem werde durch Handys in den Schulen Cybermobbing stark angeregt, betont Gudrun Horst de Cuestas, Schulleiterin des FGH. Schüler haben mit dem Gerät viel mehr Möglichkeiten, ihre Mitschüler über das Internet zu schikanieren. Wenn das Handy zuhause bleibt, hätten sie dazu weniger Möglichkeiten, so Horst de Cuestas. Andrea Bartels, Schulleiterin des RGH, argumentiert mit den Schultablets, die alle Schülerinnen und Schüler für die mediale Arbeit im Unterricht gestellt bekommen. Auf diesen befänden sich entsprechende Schulprogramme, auf denen etwa der Stundenplan oder Nachrichten von Lehrern angezeigt werden. &bdquo;Die Handys müssen dementsprechend nicht im Unterricht genutzt werden“, sagt Bartels, die aber auch betont, dass es vor allem in Pausen oder Freistunden unkomplizierter sei, für diese Informationen kurz aufs Handy zu schauen, als das iPad aus der Tasche zu holen. Smartphone kann in Unterricht eingebunden werden Oftmals werde die Nutzung des Smartphones auch in den Unterricht eingebunden. &bdquo;Bei einem Handyverbot müsste auf einige digitale Unterrichtsinhalte verzichtet werden“, sagt André Kaiser, Schulleiter des Anna-Siemsen-Berufskollegs. Auch würde auf ein Verbot wahrscheinlich ein heimliches Nutzen der Smartphones folgen. &bdquo;Das Handy gehört zum alltäglichen Leben dazu“, sagt Andrea Bartels, die auf einen angemessenen Umgang mit dem Gerät setzt. &bdquo;Das müssen alle lernen, Schüler, Eltern und auch Lehrer“, sagt Bartels. Auch im Hinblick auf Digitalisierung hätte es keinen Zweck, das Handy komplett aus dem Schulalltag auszuschließen. &bdquo;Für Recherchezwecke sei es zum Beispiel gut zu gebrauchen“, sagt Lehrerin Viviane Bierhenke. Außerdem, ergänzt Gudrun Horst de Cuestas, bedeute ein vollständiges Verbot einen Eingriff in die Privatsphäre der Schüler. Auch sie setzt auf eine angemessene Nutzung. Eine Kontrolle der Eltern sei allerdings nötig, vor allem um Cybermobbing zu stoppen. Das sagen die Schüler zum Handyverbot &bdquo;Und viele Schüler nutzen ihr Handy auf dem Hin- und Rückweg“, sagt Michael Plaß. So ließe sich bei spontanen Änderungen in der Schule sofort den Eltern Bescheid geben. Etwa, wenn eine Schulstunde ausfällt, merkt Lehrer Christian Cordes vom RGH an. So sieht es auch sein Kollege Hendrik Hildmann: &bdquo;Die Eltern würden sich sicherer fühlen, wenn sie wissen, dass ihr Kind sich jederzeit bei Problemen melden kann.“ Doch wie stehen die Schülerinnen und Schüler zu einem potenziellen Handyverbot? Die Ravensbergerinnen Lena, Alina und Antonia aus dem neunten Jahrgang sind dagegen. Sie wollen gerne immer erreichbar bleiben. &bdquo;Wenn zum Beispiel auf dem Schulweg mal ein Notfall eintritt, würden wir uns mit dem Handy sicherer fühlen“, sagen sie. Für die Neuntklässler Diego und Paul ist die Schulatmosphäre mit ihrem vertrauten Smartphone angenehmer.

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