Jugendhilfe in Herford steht vor einem Berg von Problemen

Herford. Durch gravierende Probleme ist laut Heike Abbink-Taksz vom Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) die aktuelle Situation der Jugendhilfe in der Stadt Herford gekennzeichnet. In Herford sind aktuell 19 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Armut betroffen. Sie leben in SGB-II-Bedarfsgemeinschaften. Das bedeutet, dass mindestens ein Mitglied der Gemeinschaft Anspruch auf die Arbeitslosen-Grundsicherung, das sogenannte Bürgergeld, hat. Plätze zur Inobhutnahme fehlen Hinzu komme die Reduzierung, beziehungsweise Schließung von Angeboten wegen eines Mangels an Fachkräften und/oder der Überforderung der Mitarbeitenden durch das hohe Belastungsniveau. Ein weiteres Problem sind die fehlenden Inobhutnahme- und Unterbringungsplätze für Kinder und Jugendliche, insbesondere mit herausforderndem Verhalten. &bdquo;Manche Kinder sind drei Jahre oder sogar länger in der Bereitschaftspflege. Eigentlich sollen sie dort nur ein halbes Jahr bleiben. Sie denken dann, dass sie dort für immer bleiben“, beschrieb Abbink-Taksz die Problematik. Selbst wenn eine Diagnostik und ein Beschluss vorliegen, sei es oft nicht möglich, eine passgenaue Einrichtung zu finden. Benötigt werden laut Heike Abbink-Taksz unter anderem Angebote zur Stabilisierung von familiären Systemen, eine hoche Fachlichkeit von Mitarbeitenden in der Jugendhilfe sowie die Stabilisierung und der Erhalt der Netzwerkarbeit und verlässlicher Systeme zwischen den öffentlichen und freien Trägern. Konkurrenz zwischen den Jugendämtern Unerlässlich sei zudem eine ausreichende Finanzierung der Angebote der freien und öffentlichen Jugendhilfe. Diese stehe unter anderem durch Inflation, Tarifsteigerungen, Verknappung der Angebote und steigende Bedarfe vor kurzfristigen Kostensteigerungen. Die Referentin wies darauf hin, dass es mittlerweile eine Konkurrenz zwischen den Jugendämtern um Träger und Plätze für Inobhutnahme gebe. Einige Kommunen versuchten, Träger und Bereitschaftspflegestellen mit finanziellen Anreizen, sprich höherer Bezahlung für sich zu gewinnen. &bdquo;Die Not ist überall. Ich stehe hier, weil wir für die Stadt Herford arbeiten wollen“, betonte Heike Abbink-Taksz. Es gebe ein gut funktionierendes Netzwerk und eine gute Kooperation zwischen dem Jugendamt und den freien Trägern, aber &bdquo;wir können die Konzepte nicht umsetzen, weil es defizitär ist“, unterstrich sie die Notwendigkeit, dass die Träger kostendeckend arbeiten könnten. &bdquo;Brauchen lautere Stimme für das Desaster“ &bdquo;Mir war nicht bewusst, dass es einen Wettbewerb um die Tagessätze gibt“, reagierte Dana Kuntemeier-Wolff von der SPD auf den Bericht aus der AG 78. &bdquo;Wir haben hier vor Ort Probleme, Bereitschaftsfamilien zu finden. Dass wir hier dann Kinder und Jugendliche aus dem Ruhrgebiet haben, geht nicht“, so Kuntemeier-Wolff. Marion Maw (CDU) regte an, das für &bdquo;Leuchtturm-Projekte“ wie zum Beispiel das OWL-Forum vorgesehene Geld umzuschichten und für den Kinderschutz zu verwenden. &bdquo;Wir brauchen eine lautere Stimme für das Desaster, in dem wir uns befinden.“ Christoph Jacobi, Teamleiter für Familienunterstützende Hilfen bei der Stadt, bedankte sich bei den Trägern für die gute Zusammenarbeit. Diese hätten bisher dafür gesorgt, dass die im Jugendamt eingerichtete Notschlafgelegenheit für Inobhutnahmen noch nicht in Anspruch genommen werden musste. Unter den aktuellen Umständen sei es für Jugendamt und Träger schwierig, die dringend benötigten Fachkräfte zu finden und zu halten. In der AG 78 sind rund 30 öffentliche und freie Träger der Jugendhilfe in der Stadt Herford vertreten. Die Gruppe trifft sich mindestens viermal im Jahr und erstattet dem Jugendhilfeausschuss regelmäßig Bericht über ihre Arbeit.

Meistgelesen