Flüchtlingssituation im Kreis Herford ist angespannt

Kreis Herford. Der Flüchtlingsstrom reißt nicht ab. Seit Anfang des Jahres haben die Zuzüge von Menschen auf der Flucht im Kreis Herford stark zugenommen. Vor allem Frauen, Männer und Kinder aus Syrien, der Türkei und Afghanistan wollen sich in Deutschland eine zweite Heimat aufbauen. Dabei stehen wohl alle Kommunen vor den gleichen Herausforderungen: Wo sollen die vielen Menschen unterkommen und wie soll das gezahlt werden? Ein Überblick auf die Flüchtlingssituation in den Kreis-Kommunen. Bünde Die Stadt Bünde verzeichnet seit Mai wieder verstärkt einen Zulauf aus der Ukraine. Etwa 400 Personen leben in den kommunalen Unterkünften (Stand Anfang November). Da die Stadt damit rechnet, in den Wintermonaten verstärkt Obdachlose aufzunehmen, ist die Aufnahme von Hilfesuchenden aus der Ukraine derzeit auf ein Minimum beschränkt. Menschen mit familiären Bindungen sowie aufgrund des Alters oder Pflegebedürftigkeit werden noch aufgenommen, heißt es. 800 Plätze für Geflüchtete gibt es in Bünde insgesamt, davon sind keine 15 mehr frei. 60 weitere Plätze sollen geschaffen werden. Löhne Seit März 2022 hat die Stadt Löhne 846 ukrainische Flüchtlinge aufgenommen. Davon leben noch 604 Personen in der Werrestadt. In den städtischen Unterkünften kommen derzeit 433 Menschen unter, davon 150 Ukrainer, teilt die Stadt mit. Wie auch in anderen Kommunen merkt die Stadt Löhne, dass Ukrainer eine bessere Perspektive haben, eine Wohnung auf dem freien Wohnungsmarkt zu finden als Menschen aus anderen Kulturkreisen. Löhne plant den Ankauf eines weiteren Hauses, um Wohnraum für weitere 30 Personen schaffen zu können. Hiddenhausen Im Schnitt bekommt die Gemeinde derzeit zwei Personen pro Woche von der Bezirksregierung Arnsberg zugewiesen. Fast immer sind es alleinreisende Männer. Händeln kann die Gemeinde diesen Zustrom nur noch, da die Zimmer mit zwei Personen statt nur einer belegt sind. Eine Immobilie werde noch hergerichtet, ein weiteres Bürogebäude für die Belegung von 30 Personen ist als Puffer noch vorhanden. Auch Hiddenhausen verweist darauf, dass die städtischen Unterkünfte nicht nur allein Flüchtlingen zur Verfügung stehen. Auch zur Vermeidung von Obdachlosigkeit werde Wohnraum benötigt. Enger Die Situation hat sich seit dem Sommer zugespitzt. Die Kapazitäten sind aufgebraucht, heißt es von der Stadt Enger, die von einer Zuweisungswelle überrollt wurde. 8 bis 14 Personen wurden seit Mitte Oktober pro Woche zugeteilt. Um den Menschen eine Unterkunft bieten zu können, wird die Stadt Container errichten. Diese sollen dezentral im Januar aufgestellt werden und bis zu 60 Personen eine Wohnung bieten. Zudem versucht Enger weiter Immobilien anzumieten. Gerechnet werde hier bis zum Jahresende mit Zahlen wie zur Flüchtlingswelle 2015/2016. Neben den Wohnraumkapazitäten werde dringend Personal für die Betreuung benötigt. Zudem komme es in einzelnen Stadtbezirken zu Protestaktionen und Bürger versuchten, mit Unterschriftenaktionen gegen geplante Unterbringungsstandorte vorzugehen. Kirchlengern Wie auch in den anderen Kreis-Kommunen weist die Gemeinde auf den Zulauf weiterer Personenkreise wie Obdachlose hin. Die Gemeinde konnte vor zwei Wochen noch eine Kapazität für etwa 35 Menschen vorhalten. Container sind bereits angeschafft worden. Denn originäre Wohnungen seien kaum noch zu bekommen, heißt es aus Kirchlengern. Daher werde versucht, ehemalige gemietete Wohnungen von Ukrainern nachzubelegen, wenn diese wegziehen. Allerdings seien die Zuzüge von Menschen, die vor Russlands Krieg flüchten, nicht rückläufig, sondern ansteigend. Vlotho Auch in der Stadt Vlotho steigen die Zuweisungen aus Arnsberg. Hier sind derzeit die Zahlen bei der Zuwanderung aus der Ukraine leicht rückläufig. Vlotho versucht ebenfalls, bei den bereits an Geflüchtete vermieteten Privatwohnungen nachzufassen, sobald jemand auszieht. Denn auch hier sind die Kapazitäten des kommunalen Wohnraums langsam erschöpft. Neuer muss akquiriert werden. Vlotho legt Wert darauf, möglichst Familien zugewiesen zu bekommen. Herford Etwa 900 Geflüchtete leben derzeit in Herford. Die Menschen, die in der Zentralen Flüchtlingsunterbringung (ZUE) auf den Ausgang ihres Asylverfahrens warten, werden der Stadt angerechnet. 723 Menschen aus 41 verschiedenen Kulturen, darunter 136 Kinder und Jugendliche, lebten Anfang Oktober hier. Herford verzeichnet regelmäßig Zu- und Abgänge aus der Ukraine und bekommt vermehrt Zuweisungen aufgrund familiärer Verbindungen. Die Situation ist und bleibt angespannt, heißt es von der Stadt. Spenge Seit August sind 41 Geflüchtete der Stadt Spenge zugewiesen worden - das sind etwa vier Personen pro Woche. Die Zahl der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine ist leicht rückläufig. Acht afghanische Ortskräfte hat Spenge aufgenommen. Eine in diesem Jahr erworbene Immobilie ist bereits bewohnt, weitere Gebäude werden besichtigt. Händeringend werde gesucht, doch Wohnraum bekommt die Stadt nicht mehr angeboten. Deswegen setzt nun auch Spenge auf mobile Wohneinheiten. Bis zu 88 Personen sollen in Containern unterkommen können. Viele Menschen könnten vom Status her die Flüchtlingsunterkünfte verlassen, doch es gibt keine Wohnungen auf dem freien Markt. Derweil nimmt der Bürgermeister aus Teilen der Bevölkerung vermehrt Unmut wahr. Rödinghausen Drei große Wohnungen hat die Gemeinde Rödinghausen seit Juli anmieten können. 21 Plätze sind dadurch geschaffen worden - die bereits im Oktober voll ausgeschöpft waren. Rödinghausen verfügt nach Angaben der Gemeinde aktuell über keine freien Plätze mehr in den eigenen Unterkünften. Und auch hier gebe es keine Angebote auf dem freien Wohnungsmarkt. Die Situation bleibt angespannt.

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