Darum ist es für Alleinstehende in Herford so schwer, eine Wohnung zu finden

Herford. Die Entwicklungen und Herausforderungen auf dem Herforder Wohnungsmarkt waren jüngst Thema im Stadtrat. So hat die Verwaltung festgestellt, dass 2013 und 2015 der Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern gegenüber Mehrfamilienhäusern in Herford zwar noch überwog, seither aber mehr Mehrfamilienhäuser gebaut werden, seit 2019 mit steigender Tendenz. Allerdings sagen ihre Daten nichts darüber aus, ob es sich um Mietwohnungen oder hochpreisige Eigentumswohnungen handelt. Zudem werden – mit Ausnahme des Jahres 2021, als die Studenten-Appartements in den Drei Geschwistern fertig wurden – so gut wie keine Einraumwohnungen errichtet. Zweiraumwohnungen wurden mehr fertiggestellt, aber weniger als größere Wohnungen mit drei und mehr Räumen. Bei Wohnungen mit vier und mehr Räumen hat die Verwaltung zudem eine leichte Tendenz nach oben festgestellt. Wie sich der Wohnungsbestand aufteilt Die Fertigstellung von Gebäuden schlägt sich im Bestand nieder: Nach Schätzung von IT NRW sei der Herforder Wohnungsbestand zwischen 2013 und 2022 um 1.561 Wohneinheiten (plus 4,8 Prozent) gewachsen, so die Verwaltung. Das entspricht einem durchschnittlichen Plus von 156 Wohnungen im Jahr. Der Wohnungsbestand wird ihr zufolge von großen Wohnungen mit vier und mehr Räumen dominiert, während Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen zusammen nur etwas mehr als ein Zehntel des gesamten Bestandes ausmachen. An der Entwicklung der Größe der Haushalte in Herford lässt sich allerdings ablesen, dass immer mehr kleine Wohnungen gebraucht werden: Von den 32.047 Herforder Haushalten sind mehr als zwei Drittel Ein- und Zwei-Personen-Haushalte. Zudem haben nur Ein-Personen-Haushalte im betrachteten Zeitraum einen Zuwachs verzeichnet, während sich die Anzahl der Zwei- und Vier-Personen-Haushalte verringert hat. Das liege daran, dass immer mehr Menschen als Singles leben, heißt es in der Vorlage. Außerdem bleiben ältere Personen nach dem Tod ihres Ehepartners oft in ihrer bisherigen Wohnung. Wer sozial geförderten Wohnraum sucht Die Anzahl wohnungssuchender Haushalte, die sozial geförderten Wohnraum gesucht haben, hat in den vergangenen Jahren peu à peu nachgelassen, allerdings nicht bei den Ein-Personen-Haushalten. Sie lag in den vergangenen Jahren nahezu auf gleich hohem Niveau – mit Ausnahme des Pandemie-Jahres 2020, als weniger Ein-Personen-Haushalte suchten. Im vergangenen Jahr waren fast die Hälfte aller Haushalte mit Wohnberechtigungsschein (WBS) Ein-Personen-Haushalte, was nach Einschätzung der Verwaltung auf einen deutlichen Bedarf an kleinen Wohnungen bis 50 Quadratmeter im Niedrigpreissegment hinweist. Bei den kleineren WBS-Haushalten mit einer oder zwei Personen handelt es sich vor allem um ältere Menschen, die öffentlich geförderten Wohnraum nachfragen, sowie eher Geringverdiener, also eher weniger Empfänger von Grundsicherungsleistungen. Bei Haushalten mit drei oder mehr Personen handelt es sich nahezu ausschließlich um solche mit Kindern. In Zahlen sind das weniger als 60 Haushalte, doch gerade für Familien mit geringem Einkommen sei die Versorgung mit bedarfsgerechtem Wohnraum wichtig, so die Verwaltung. Sie hält es zudem für denkbar, dass durch Inflation, Energiekrise und schwächelnde Konjunktur die Anzahl der Familien steigt, die eine geförderte Wohnung nachfragen. Noch liegen aber keine Wohnungsdaten für 2023 vor. Zeitnah müssten in Herford die geplanten Wohnneubaugebiete – in Elverdissen, auf dem Janup und dem Hammersmith-Areal – entwickelt werden, um die jetzigen Bedarfe und das weitere Wachstum Herfords zu befördern, heißt es in der Vorlage. Gleichzeitig sei wichtig, mit Grünflächen eine hohe Wohn- und Lebensqualität zu schaffen und die Folgen des Klimawandels – extreme Hitze, hohe Niederschlagsmengen – abzumildern. Die Antwort der Stadt auf Diskrepanzen Die Frage der Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage, die sich darin äußert, dass vor allem größere Wohnungen errichtet werden, während die Haushalte-Entwicklung auf einen zunehmenden Bedarf an kleineren Wohnungen hindeute, beantwortet die Verwaltung so: &bdquo;Ein Mangel lässt sich aus dieser gegenläufigen Entwicklung jedoch nicht ohne Weiteres ableiten, da hier noch weitere Faktoren eine Rolle spielen wie etwa Ausstattungsmerkmale, Präferenzen der Haushalte oder deren verfügbare Einkommen. Nichtsdestotrotz ist zu erwarten, dass der Anteil von Ein-Personen-Haushalten weiterhin zunehmen wird, so dass grundsätzlich von einer steigenden Nachfrage nach kleinen Wohnungen ausgegangen werden kann.“ Damit Herford weiterhin attraktiv für Familien bleibe, sei entsprechender Wohnraum wichtig. Angesichts zunehmender Flächenknappheit müssten sie mitdenken, dass der auch im Geschosswohnungsbau errichtet werden könne. Dies ist derzeit in Elverdissen geplant. &bdquo;Darüber hinaus kann ein Generationenwechsel in Einfamilienhausgebieten Wohnraum für Familien zur Verfügung stellen, ohne weitere Flächen zu versiegeln“, heißt es in der Vorlage. Thomas Helmerking (CDU) ergänzte, er sei froh, dass sich der Mietspiegel in Herford nach oben entwickle. Damit lohne es sich für einige Hauseigentümer die Sanierung. Viele hätten daran ja gar kein Interesse. Mehrere Programme sollen die Sanierung fördern Zentrale Zukunftsaufgabe ist auch nach Auffassung der Stadt die Modernisierung. Sie weist insofern darauf hin, dass sie den Tausch von alten Heizungen gegen eine Wärmepumpe oder eine Biomasseanlage 2022 und 2023 bezuschusst hat, der Kreis ein Förderprogramm zu Dämmmaßnahmen an Wohngebäuden anbietet und die Stadt mit der Verbraucherzentrale in der Energieberatung, insbesondere zur Sanierung der bestehenden Gebäudesubstanz, kooperiert. Sind mehr kleine und günstige Wohnungen die Lösung? Inez Déjà (Linke) kritisierte, dass in Herford fasst ausschließlich &bdquo;teure Luxuswohnungen“ entstünden, die sich Menschen mit geringem Einkommen und Familien mit Kindern oft nicht leisten könnten. Die Stadt stelle nicht ausreichend kleine, günstige Wohnungen zur Verfügung. Thomas Besler (SPD), Andreas Gorsler (CDU) und Helmerking konterten sinngemäß, dass in geplanten neuen Wohngebieten kleine Wohnungen vorgesehen seien. Menschen, denen ihre Wohnungen und Häuser zu groß würden und die dort Wohnraum finden, würden dann ihren bisherigen Wohnraum für größere Familien freimachen. Kähler zufolge steigen die Quadratmeter, auf denen die Menschen wohnen wollten, seit Jahrzehnten ständig. Wenn das so weitergehe, werde der Herforder Wohnungsbau von dem Bedürfnis der Menschen aufgebraucht, in immer größeren Wohnungen zu leben. Auch habe die Stadt Herford die drittegrößte Dichte sozial geförderten Wohnraums aller Städte in NRW. Und sie sei über die städtische Wohnbau WWS Eigentümerin von mehr als zehn Prozent des gesamten Wohnraums in Herford. Dadurch, dass sie dort moderate Mietpreise anbiete, sei sie Preiskorrektiv auf den Wohnungsmarkt in der Stadt. Kähler: &bdquo;Es gibt immer zwei Seiten, von denen man die Themen betrachten kann.“

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